Zwist endet mit Rücktritt: Mitterdorfer nicht länger ÖFB-Präsident
"Ich habe immer versucht, das große Ganze zu sehen, konstruktiv im Sinne des Fußballs zu agieren und gemäß meiner Werte verbindend zu wirken. Letzteres ist zuletzt nicht (mehr) gelungen und daher ist der Zeitpunkt gekommen, die Konsequenzen zu ziehen", wird Klaus Mitterdorfer in einer Verbandsaussendung zitiert.
In einer persönlichen Erklärung stellte der 59-Jährige fest, dass "die persönlichen Diffamierungen und Anschuldigungen der letzten Wochen vor und besonders auch hinter den Kulissen", nicht nur ihm und seiner Familie, sondern "in der Gesamtheit auch den ÖFB stark belastet" habe.
Im Juli 2023 hatte der gebürtige Kärntner das Ehrenamt übernommen, nachdem zuvor Gerhard Milletich seinen Rücktritt erklärt hatte. Seine Amtszeit hätte ursprünglich erst 2025 enden sollen.
Streit wegen Neuhold-Trennung
Laut Informationen der APA ist dem plötzlichen Abschied von Mitterdorfer ein Machtkampf zwischen dem früheren ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer und Geschäftsführer Bernhard Neuhold vorausgegangen.
Im Oktober hatte sich das ÖFB-Präsidium dazu entschieden, diesem ein jähes Ende zu setzen und sich von beiden Akteuren trennen. Ein entsprechend Angebot zur einvernehmlichen Vertragsauflösung wurde nicht angenommen, weshalb es zu einer Kündigung kam.
Dies hat bei Teamchef Ralf Rangnick wiederum zu einer Entfremdung mit dem nun ehemaligen ÖFB-Präsidenten geführt. Der Deutsche pflegte einen engen Austausch mit Neuhold. Zuletzt sprach Rangnick öffentlich davon, "gar kein Verhältnis" zu Mitterdorfer zu haben.
Auch einige Nationalspieler erhöhten den Druck durch öffentliche Aussagen. "Es gibt ein paar Sachen, die nicht so laufen", erklärte beispielsweise Christoph Baumgartner nach einem hart erkämpften Länderspielsieg in Kasachstan.
Wahlen im Mai geplant
Mitterdorfers Abschied ist somit auch als Ausdruck eines größer werdenden Misstrauens zu verstehen. Er plante eine Umstrukturierung der ÖFB-Führungsebene - diese Reform ist vorerst vom Tisch.
Vorrang hat zunächst, dass der Verband bis zur nächsten Bundeshauptversammlung handlungsfähig bleibt. Geplant ist diese für den 18. Mai 2025 in Bregenz, dann sollte auch ein neuer Präsident gefunden werden.
Medienberichten zufolge kann eine interne Lösung nicht ausgeschlossen werden. Der ORF nennt Roland Schmid als möglichen Bewerber für den offenen Posten. Der prominente Immobilienmakler hat sich bereits 2021 als ÖFB-Chef beworben, 2019 kandidierte er zudem für das Präsidium beim SK Rapid. Schmid soll ein "ausgezeichnetes" Verhältnis zu Rangnick pflegen.