Skistar Marco Odermatt nach Gesamtweltcup-Sieg: "Es macht verdammt viel Spaß"
Marco Odermatt nahm seinen nächsten geschichtsträchtigen Coup mit der typischen Schweizer Gelassenheit zur Kenntnis. "Schön, dass es jetzt auch rechnerisch fix ist", sagte der Ausnahme-Skirennläufer beinahe schulterzuckend über seinen dritten Triumph im Gesamtweltcup, und ergänzte lapidar: "Es war allerdings vorher schon ziemlich klar."
In der Tat, bei einem unglaublichen Vorsprung von jetzt 1001 Punkten. Doch Odermatt übertraf sich in Palisades Tahoe/USA selbst und sicherte sich den Erfolg stilecht mit dem zehnten Weltcup-Sieg in seiner Spezialdisziplin Riesenslalom in Folge. Damit übertraf er den legendären Italiener Alberto Tomba, der 1994/95 neun Slaloms nacheinander für sich entschieden hatte. Nur die schwedische Ski-Ikone Ingemar Stenmark gewann in einer Disziplin häufiger in Serie (14/Riesenslalom, 1978/79).
"Jahrhundert-Athlet" Odermatt
Der Schweizer Blick verneigte sich angesichts dieser beeindruckenden Zahlen vor seinem "Jahrhundert-Athleten". Und auch "Odi" selbst dämmerte nach einem tiefen Schluck aus der Schampus-Pulle bald, was er da in Kalifornien bei Kaiserwetter in den Schnee gezaubert hatte. "Im Moment passt alles perfekt", sagte er gelöster, "ich genieße es, es macht verdammt viel Spaß."
Und der Olympiasieger hat noch lange nicht genug. "Ich will jedes Rennen gewinnen, das ist das Ziel", sagte Odermatt im Stile des einstigen Radsport-"Kannibalen" Eddy Merckx. Elfmal hat der 26-Jährige in diesem Winter schon gewonnen - der Rekord von 13 Siegen, den er sich seit dem Vorjahr mit Hermann Maier, Marcel Hirscher und Stenmark teilt, wackelt bedenklich.
Auch die kleine Kristallkugel im "Riesen" hat er so gut wie sicher, im Super-G und in der Abfahrt führt er die Gesamtwertung ebenfalls an. Vier Kugeln in einer einzigen Saison gewann zuletzt Österreichs "Herminator" Maier 2001. Auch dessen Rekordvorsprung im Gesamtweltcup (743 Punkte) und seinen eigenen Punkterekord aus dem Vorjahr (2042) dürfte Odermatt pulverisieren.
"Mein Selbstbewusstsein", sagte er nach seinem 35. Weltcup-Sieg, "ist auf dem höchsten Niveau". Und die Konkurrenz um Alexander Schmid, der in Kalifornien 15. wurde, überlegt verzweifelt, wie sie diesem Überflieger nur beikommen soll. "Wahnsinn, was der Hund aufführt", sagte der Österreicher Manuel Feller verblüfft. Vielleicht, sinnierte der in Palisades Tahoe zweitplatzierte Henrik Kristoffersen, "muss man für nächstes Jahr etwas verändern, damit es wenigstens ein größerer Kampf wird".