Wer trägt die deutsche Fahne? Keine Frage elektrisiert Sport-Deutschland kurz vor Olympia mehr. Der Wahlkampf der sechs Nominierten ist in vollem Gange, jetzt wagen sich auch erste prominente Unterstützer aus der Deckung. "Ich wähle für Sascha als Fahnenträger für Deutschland", schrieb Boris Becker bei Instagram. Ein Tennisspieler hat das Olympiateam noch nie angeführt, Alexander Zverev soll der erste sein. Womöglich zusammen mit einer Fußballerin?
"Wir werden Alexandra Popp mit allem, was wir haben, dabei unterstützen, das ist klar", sagte Horst Hrubesch. Der Bundestrainer macht keinen Hehl daraus, dass er seiner Kapitänin die Daumen drückt. Popp stehe für den Frauenfußball, sei eine hochverdiente Spielerin und der Typ für das ehrenvolle und prestigeträchtige Amt.
Bei den Frauen stehen neben Popp Reit-Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl und Judo-Ass Anna-Maria Wagner zur Auswahl. Wie Popp dürften auch diese beiden ihre Sportarten mobilisieren. Wohl auch wegen der riesigen Reit-Community kürte die Bild von Bredow-Werndl zur "Favoritin". Die zweifache Mutter selbst sagte: "Ich weiß nicht, ob ich es letztendlich machen darf, aber das Gefühl muss unbeschreiblich sein."
Bei den Männern dürfte es nicht minder spannend werden. Neben Sportschütze Christian Reitz gehen mit Tennis-Olympiasieger Alexander Zverev und Basketball-Weltmeister Dennis Schröder zwei Superstars ins Rennen. Für letzteren rührten nun auch Showmaster Kai Pflaume und Fußball-Nationalspieler Antonio Rüdiger die Werbetrommel.
"Support our Brother", schrieb der Star von Real Madrid bei Instagram - ein Aufruf der an Sportler und Fans gleichermaßen gerichtet sein dürfte. Denn zum einen wählen die 470 Athletinnen und Athleten des Team D ihre Fahnenträger, auf der anderen Seite kann jeder mitmachen. Bis Sonntagabend kann noch abgestimmt werden. Am Ende werden die Prozentzahlen der beiden Wahlen addiert - die Frau und der Mann mit dem höchsten Wert werden die deutsche Fahne dann bei der Eröffnungsfeier am 26. Juli auf der Seine in Paris tragen.
Schröder sieht sich als Botschafter
Schröder wirbt darum, als erster schwarzer Fahnenträger für Deutschland eine Art Botschafterrolle übernehmen zu können. "Wenn ein Dunkelhäutiger die Fahne tragen würde, der von ganz unten kam und all diese Herausforderungen mit Migrationshintergrund und Hauptfarbe hatte, könnte ich dadurch ein weltoffenes, modernes und buntes Deutschland repräsentieren", sagte Schröder der Braunschweiger Zeitung: "Ich könnte damit als bestes Beispiel zeigen, welche unglaublichen Chancen und Möglichkeiten dieses Land allen Kindern und Menschen bieten kann."
Schröder wäre nach Dirk Nowitzki (2008) erst der zweite Fahnenträger ohne olympische Vorerfahrung. "Deutschland ist bereit - ich bin es auch", sagt Schröder, der am Mittwoch aus den Händen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Silberne Lorbeerblatt verliehen bekommt. Der höchsten staatlichen Auszeichnung für Erfolge im Sport könnte eine gute Woche später dann die Ehre des Fahnenträgers folgen.