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"Weiter Gas geben": Deutsches EM-Feuer soll gegen die Niederlande endgültig entfachen

SID/Flashscore
Julian Nagelsmann war mit der Leistung seiner Mannschaft gegen Frankreich zufrieden.
Julian Nagelsmann war mit der Leistung seiner Mannschaft gegen Frankreich zufrieden.Profimedia
Das EM-Land ist frisch entflammt, jetzt soll sich das zarte Euphorie-Feuerchen zu einem Flächenbrand auswachsen. Mit dem nächsten Coup gegen ein Top-Team will Julian Nagelsmann die Fußball-Nation mit seiner so erfolgreich umgebauten Nationalmannschaft auf EURO-Temperatur halten - und dann in aller Ruhe die Vertragsgespräche mit dem DFB aufnehmen.

"Wir haben mal den Blinker gesetzt Richtung Heim-EM", sagte der Bundestrainer nach dem fulminanten 2:0 in Frankreich und ergänzte mit Blick auf den Klassiker gegen die Niederlande: "Es wäre gut, wenn wir weiter Gas geben." Und zwar, um im Bild zu bleiben, erneut in Formel-1-Geschwindigkeit. "Wir müssen nachziehen", forderte Sportdirektor Rudi Völler in der Hoffnung, auf der neuen Erfolgsspur bis zum Turnier zu rasen.

Den Fahrplan dafür glaubt Nagelsmann zu kennen. "Den Mut auf dem Platz" aus der magischen Nacht von Lyon "wollen wir auch gegen Holland wieder sehen", sagte der 36-Jährige.

Dass die EM-Tür darüber hinaus "nicht zu" ist, wie der Bundestrainer stets betont, beweist eine besondere Maßnahme: Der gesperrte Bayern-Star Leroy Sane, von Nagelsmann für den EM-Kader fest eingeplant, stößt am Dienstag zur Mannschaft und sitzt am Abend im Deutsche Bank Park auf der Tribüne.

Zum Match-Center: Deutschland vs. Niederlande

Ohne große Umstellungen, aber mit Vertrauen

Unten auf dem Rasen will Nagelsmann auch an der Herangehensweise nichts ändern. Obwohl Oranje mit Abwehrkante Virgil van Dijk in einer Dreierkette agiert und mit dem Dortmunder Donyell Malen, Sturmrakete Xavi aus Leipzig oder dem ausgebufften Routinier Memphis Depay über jede Menge Offensivpower verfügt. Die Schotten, am 14. Juni deutscher Gegner im EM-Eröffnungsspiel, bekamen dies beim 0:4 am Freitag in Amsterdam schmerzlichst zu spüren.

Nagelsmann geht es "losgelöst vom Ergebnis um die Art und Weise". Nach dem Motto "Wir wollen kicken!" will er vor allem von seinen Zauberern Jamal Musiala, Florian Wirtz und Kai Havertz im Angriff Mut zu Entscheidungen sehen - "in dem Wissen, dass Fehler passieren können". Solange das Gegenpressing funktioniere, sei das "nicht dramatisch".

Danach will der Deutsche Fußball-Bund die Fans mit der nächsten frohen Botschaft in EM-Stimmung halten. Der klare Plan, so erläuterte es Präsident Bernd Neuendorf noch einmal: "Zeitnah" nach dem Duell mit der Elftal "die offiziellen Gespräche suchen" - mit Nagelsmann UND Völler sowie dem Ziel, beide bis zur WM 2026 zu binden.

"Von unserer Seite aus wäre es absolut wünschenswert und würde dem nichts entgegenstehen", sagte Neuendorf über die Verbandsposition. "Wir sind ein gutes Team, verstehen uns gut, tauschen uns sehr gut aus und haben oft die gleichen Ansichten", ergänzte er: "Es ist sehr harmonisch." Er sei daher "sehr zuversichtlich, dass wir dann zügig zu einem Ergebnis kommen".

Nagelsmann hat dieser Tage seinen Wunsch hinterlegt, die Angelegenheit bis zur EM zu klären, beim ebenfalls positiv gestimmten Völler hat laut Geschäftsführer Andreas Rettig "seine Frau Sabrina das letzte Wort". Größere Schwierigkeiten sind angesichts all der frischen Euphorie kaum zu erwarten.

Team-News: Deutschland unverändert, Niederlande ohne Koopmeiners

Julian Nagelsmann hat seine EM-Elf gefunden und will diese dem nächsten Härtetest unterziehen. Für den Klassiker gegen die Niederlande am Dienstag (20.45 Uhr/RTL) in Frankfurt plant der Bundestrainer daher nach dem 2:0 in Frankreich "nicht viele Veränderungen, wenn alle frisch sind".

Sicher ist, dass Marc-Andre ter Stegen im Tor erneut den verletzten Manuel Neuer vertreten wird. In der Abwehr gibt es nach dem ersten Spiel ohne Gegentor gegen eine Top-Nation seit dem 0:0 gegen die Franzosen im September 2018 auch keinen Anlass für Umbauarbeiten: Das starke Zentrum mit Antonio Rüdiger und Jonathan Tah wird demnach wohl erneut von Joshua Kimmich und Maximilian Mittelstädt flankiert.

Im defensiven Mittelfeld ist Toni Kroos nach seiner triumphalen Rückkehr der neue Boss, neben ihm hat Robert Andrich in Lyon überzeugt. Kapitän Ilkay Gündogan wird abermals auf der Zehn Regie führen und die drei "Zauberer" vor ihm bedienen: Jamal Musiala und Florian Wirtz sowie ganz vorne Kai Havertz.

Die Niederlande müssen im Klassiker gegen Deutschland auf Teun Koopmeiners (26) verzichten. Der Mittelfeldspieler von Atalanta Bergamo zog sich nach Angaben des niederländischen Fußballverbandes im Test gegen Deutschlands EM-Gruppengegner Schottland (4:0) eine nicht näher benannte Verletzung zu und wird nicht rechtzeitig fit.

Koopmeiners reiste daher erst gar nicht mit nach Frankfurt, wo die Niederlande auf die deutsche Mannschaft treffen.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Deutschland (4-2-3-1): Marc-Andre ter Stegen - Joshua Kimmich, Jonathan Tah, Antonio Rüdiger, Maximilian Mittelstädt - Toni Kroos, Robert Andrich - Florian Wirtz, Ilkay Gündogan, Jamal Musiala - Kai Havertz 

Niederlande (3-4-2-1): Bart Verbruggen - Matthijs de Ligt, Virgil van Dijk, Nathan Ake - Denzel Dumfries, Tijjani Reijnders, Joey Veerman, Daley Blind - Donyell Malen, Xavi Simons - Memphis Depay

Schiedsrichter: Espen Eskaas (Norwegen)

Flashscore-Prognose: Mit Mut zum nächsten Sieg

Gegen Frankreich hat man eine deutsche Mannschaft gesehen, wie sie in den letzten Jahren selten aussah. Mit Mut, Kampf und vor allem Unbekümmertheit spielte sich die Elf phasenweise in einen Rausch. Mit der Defensivzange Kimmich/Mittelstädt hat man die ewige Baustelle der Außenverteidiger wohl endlich gelöst, mit Kroos und Andrich vor der Abwehr hat mein ein Ying und Yang aus Zauberfuß und Abräumer und das Offensiv-Trio mit Wirtz, Musiala und Havertz spielte sich phasenweise in einen Rausch.

Die Gefahr ist natürlich direkt wieder groß, dass man anfängt selbstgefällig zu werden und davon ausgeht, dass plötzlich alles alleine funktioniert. So schnell wie Julian Nagelsmann eine EM-Euphorie aufgebaut hat, so schnell könnte sie auch wieder ersticken. Doch das Formhoch dieser Mannschaft ist zu gut, als dass sie sich von der Niederlande einschüchtern lässt. Es wird mindestens mit der gleichen Menge an Mut und Unbekümmertheit gespielt, wie schon gegen Frankreich.

Deutschlands Startelf besteht vielleicht nicht aus den elf talentiertesten Fußballern Deutschlands, aber aus den elf aktuell formstärksten. Und das Leistungsprinzip, was der DFB über Jahre vermissen ließ, zeigte sich gegen Frankreich direkt und wird sich auch gegen die Niederlande zeigen. Deutschland wird weiter spielen, als wäre es nicht nur ein Testspiel, 3:1 gewinnen und eine EM-Euphorie starten, die bis zum Turnier im Sommer anhält.