Von wegen altes Eisen: "Stehaufmännchen" Eisenbichler fliegt wieder
Eine ganze Saison lang musste Eisenbichler zuletzt im Weltcup zuschauen. Selbst im zweitklassigen Continental Cup sprang er hinterher, verpasste die Vierschanzentournee, dachte an Rücktritt, haderte mit seinen Kritikern und ließ sein Knie behandeln. Nun ist er zurück: In Lillehammer bildet er gemeinsam mit seinem Kumpel Karl Geiger nach mehr als einem Jahr wieder das einst so erfolgreiche "fliegende Doppelzimmer".
"Ich freue mich riesig. Endlich sind wir wieder gemeinsam auf Tour", sagt Eisenbichler, der es auf den letzten Drücker ins siebenköpfige DSV-Team schaffte. Der Ort seines Comebacks könnte passender kaum sein: In Lillehammer sprang er noch im März 2023 mit Schanzenrekord (146 m) auf Rang vier, es ist sein letztes Top-Ten-Ergebnis im Weltcup. Im vergangenen Winter durfte er nur noch in der 2. Liga des Skispringens in der Olympiastadt von 1994 antreten - und war selbst dort als 23. ohne Chance.
All das ist nun abgehakt. "Ich bin halt mal kurz auf die Schnauze gefallen. Jetzt bin ich wieder voller Energie, mich packt es wieder richtig", sagt Eisenbichler. Im Training hatte er sich im Kampf um das letzte DSV-Ticket gegen Constantin Schmid durchgesetzt, hielt dabei auch mit den Teamkollegen Andreas Wellinger und Geiger mit. "Ich vergleiche mich ungern mit den anderen, aber ich konnte schon einigermaßen mitspringen", sagt er.
Kann Eisenbichler also noch einmal dahin zurück, wo er einst war? "Ja", sagt Stefan Horngacher. Der Bundestrainer war zuletzt nicht immer einer Meinung mit Eisenbichler, vor allem bei der Frage nach der zeitaufwändigen Ausbildung bei der Polizei, die sein Athlet vorantrieb. Doch nun ist Horngacher voll des Lobes. "Markus ist definitiv auf dem Weg. Er hat gut trainiert, nach seinen Knieproblemen hat er sich auch körperlich weiterentwickelt".
Geiger voll des Lobes
Das sagt auch einer, der es wissen muss: Karl Geiger kennt Eisenbichler seit der gemeinsamen Zeit in der Jugend, sie sind befreundet. "Markus ist ein verdammt guter Skispringer, den muss man immer auf der Rechnung haben. Ich würde ihn niemals abschreiben. Wenn die richtigen Stellschrauben gedreht werden, dann kann es schnell gehen. Und dass er es kann, hat er schon oft genug bewiesen", sagt Geiger.
Wohl wahr: Eisenbichler wurde 2019 in Innsbruck Weltmeister von der Großschanze und Zweiter der Vierschanzentournee, gewann 2020 die ersten beiden Springen der Saison, hatte zwischendurch aber auch immer wieder Tiefs. Niemand wüsste das besser als der ehemalige Bundestrainer Werner Schuster. "Wenn man glaubt, dass Markus Eisenbichler geschlagen ist, dann täuscht man sich. Er ist ein Stehaufmännchen", sagt der Österreicher.
Den Beweis dafür hat Eisenbichler schon jetzt geliefert.