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Völler: DFB-Trainer Nagelsmann ein "Glücksfall" – Druck darf "nicht zur Belastung werden"

SID
Rudi Völler hat sich aktiv gegen den Posten des Bundestrainers entschieden.
Rudi Völler hat sich aktiv gegen den Posten des Bundestrainers entschieden.Profimedia
Rudi Völler hätte wohl nur den Finger heben müssen, dann würde er anstelle von Julian Nagelsmann am Montag als Bundestrainer in die USA fliegen. "Wenn ich nach dem Sieg gegen Frankreich ein Zeichen zum Weitermachen gegeben hätte, wäre das vielleicht möglich gewesen", sagte der DFB-Sportdirektor dem kicker.

Völler war gegen den Vize-Weltmeister (2:1) im September nach der Entlassung von Hansi Flick einmalig eingesprungen und hatte danach an Nagelsmann übergeben, der auf der US-Reise (bis 18. Oktober) sein Debüt feiern wird. "Ich bin ehrlich zu mir selbst: Ich wäre nicht die beste Lösung gewesen. Die beste Lösung ist Julian", sagte Völler, der von 2000 bis 2004 Teamchef der DFB-Elf war. "Nur weil es gegen Frankreich gut lief zu sagen, jetzt machen wir weiter, wäre gegen meine Überzeugung gewesen", erläuterte er.

In Nagelsmann sieht der 63-Jährige einen "Glücksfall" für die Nationalmannschaft. "Ich weiß, der Begriff wird oft benutzt, aber in diesem Fall ist es wirklich so. Ich kenne es ja auch aus dem Klub, wie es ist, wenn du einen neuen Trainer suchst. Dann gibt es auf dem Markt oft nicht den Coach, den du gerne hättest. Deshalb war es etwas ganz Besonderes, dass Julian frei war."

Beim Vorstellungsgespräch mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf, Nagelsmann und ihm habe es auf beiden Seiten sofort "Klick" gemacht. "Ich habe gespürt, dass er nicht groß überlegen musste und es unbedingt machen möchte. Und für mich war eh klar, dass er der Richtige ist."

Völler sieht Heim-EM als "Privileg"

Mit Blick auf die Heim-EM im kommenden Sommer warnte der Ex-Nationalspieler davor, das Turnier politisch zu überfrachten. "Druck gehört generell einfach auch dazu, aber allen muss bewusst sein: Wir spielen Fußball. Wir sind dafür da, den Menschen in unserem Land Freude zu bereiten, Leichtigkeit zu vermitteln. Und das hoffentlich vier Wochen lang", sagte der DFB-Sportdirektor dem Sportmagazin.

Die Nationalspieler "sollen es als Privileg wahrnehmen, eine EM im eigenen Land spielen zu dürfen", die Erwartungshaltung dürfe dabei aber "nicht zu einer Belastung werden", wie das etwa zuletzt in Katar der Fall gewesen sei. "Bei aller Wichtigkeit solch eines Heim-Turniers: Der Druck darf nicht ins Immense steigen. Am Ende ist es nur Fußball, das musst du den jungen Spielern mitgeben", sagte Völler.

Der 63-Jährige forderte von Bundestrainer Julian Nagelsmann und seiner Mannschaft, sie müsse sich an Weltmeister Argentinien orientieren. "Teamgeist und Euphorie sind ungeheuer wichtig, das haben doch auch die Argentinier in Katar wunderbar bewiesen. Die hatten die paar Prozent mehr, die uns, aber auch ein paar anderen Ländern bei dieser WM fehlten", sagte er.

Dass auch die DFB-Auswahl so spielen könne, habe sie zuletzt gegen Frankreich bewiesen. "Wir haben Frankreich ja nicht an die Wand gespielt, aber die Mannschaft hat sich reingehauen wie in ein gefühltes K.o.-Duell, sie hat jeden Zweikampf angenommen und sich zerrissen. Das wollen die Menschen sehen", sagte Völler: "Man hatte das Gefühl, dass es sich für die Fans wie eine Befreiung anfühlte und der berühmte Funke übergesprungen war."