Ukrainischer Schwimm-Star Romanchuk: IOC-Entscheidung ist eine "große Schande"
"Die Russen haben ukrainische Städte, ukrainische Zivilisten, ukrainische Sportler und ukrainische Sporteinrichtungen angegriffen - und jetzt dürfen sie an Wettkämpfen teilnehmen. Das ist nicht normal", führte der Olympia-Silbermedaillengewinner von Tokio aus: "Mehr als 400 Sportler sind in diesem Krieg gestorben. Und jetzt nehmen wir sie zu den Olympischen Spielen mit? Wenn ihr euch nicht an die Regeln haltet, wenn ihr euch nicht an den Weltfrieden haltet, warum dürft ihr dann überhaupt antreten?"
Russische Schwimmer sind ab 2024 wieder zugelassen
Der internationale Schwimmverband World Aquatics kündigte im September die Wiederaufnahme der Russen ab 2024 an - im Gegensatz zum Leichtathletik-Weltverband, der immer noch am Ausschluss festhält. Eine Haltung, die dem 27-jährigen Romantschuk imponiert. World-Athletics-Präsident Sebastian Coe habe "gesagt, dass es, solange der Krieg nicht vorbei ist, keine Russen geben wird. Mir gefällt diese Entscheidung, und meiner Meinung nach sollten alle das Gleiche tun."
An einen Boykott denkt der Ehemann der Weltklasse-Weit- und Dreispringerin Maryna Bekh-Romanchuk allerdings nicht. "Ich muss meine Arbeit machen. Meine beste Arbeit ist es, zu schwimmen, die Ukraine zu repräsentieren und mit Ihnen zu sprechen, viele Interviews zu geben, das ist mein Job", sagte Romantschuk, Freund und zugleich Kontrahent von Deutschlands Topschwimmer Florian Wellbrock.
Ukraine attackiert IOC: Entscheidung ermutigt Russland
Die Ukraine hat dem Internationalen Olympischen Komitee vorgeworfen, der russischen Aggression neuen Auftrieb zu verleihen. "Die Mitglieder des Exekutivkomitees des Internationalen Olympischen Komitees, die diese Entscheidung getroffen haben, tragen die Verantwortung dafür, dass sie Russland und Belarus ermutigen, ihre bewaffnete Aggression gegen die Ukraine fortzusetzen", teilte das ukrainische Außenministerium in einer Stellungnahme mit: "Es besteht kein Zweifel daran, dass der Kreml jeden russischen und belarussischen Athleten als Waffe in seinem Propagandakrieg einsetzen wird."
Das IOC hatte am Freitag entschieden, russische und belarussische Sportlerinnen und Sportler als neutrale Einzelathleten ohne Landesflagge, -farben und Nationalhymne für die Olympischen Spiele 2024 in Paris zuzulassen. Als weitere Bedingung dürfen die Athleten u.a. den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht aktiv unterstützen. Sportler, die dem Militär oder den Sicherheitsbehörden angehören sowie Mannschaften aus beiden Ländern bleiben laut der Empfehlung des IOC von den Spielen (26. Juli bis 11. August 2024) ausgeschlossen.
Und doch glaubt die Ukraine nicht an Neutralität. "Moskau wird bei den Wettkämpfen nicht weiße und neutrale Flaggen schwenken, wie das IOC vorschlägt, sondern den Triumph seiner Fähigkeit demonstrieren, die Verantwortung für den größten bewaffneten Konflikt in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg abzugeben", erklärte das Außenministerium weiter.