UEFA-Kongress: Ceferin wettert gegen Super League und kündigt Abschied an
"Sie können nicht genug bekommen. Es ist ihnen egal, wenn andere immer weniger bekommen", sagte der Präsident der Europäischen Fußball-Union (UEFA) am Donnerstag bei seine Rede auf dem Kongress in Paris: "Einige Menschen denken, dass alles gekauft werden kann und alles zum Verkauf steht. Aber sie können keine 70 Jahre Geschichte kaufen."
Ähnlich sehen es die Sportminister der Europäischen Union. Sie haben sich - mit Ausnahme Spaniens - am Donnerstag in einer Erklärung gegen die Super League ausgesprochen und dazu aufgerufen, die "Grundsätze der Offenheit" und des "sportlichen Verdienstes" der Wettbewerbe zu wahren.
Ceferin sei "müde von Nonsens-Projekten wie der sogenannten Super League, aber auch von den selbsternannten Moralaposteln", schimpfte der aufgebrachte Ceferin nach der Versammlung der Europäischen Fußball-Union (UEFA) im Pariser Maison de la Mutualite.
Barca und Real als treibende Kräfte
Von den ehemals zwölf Unterstützern der Super League sind derzeit nur noch der FC Barcelona und Real Madrid übrig, beide gehören mit der Sportmarketingagentur A22 zu den Treibern der neuen Pläne. Im Dezember hatte ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Aufsehen gesorgt, darin wurde die Monopolstellung der UEFA sowie des Weltverbandes FIFA als nicht vereinbar mit europäischem Wettbewerbsrecht eingestuft.
A22 plant ein neues Ligensystem mit 64 Mannschaften. Laut Barcelonas Präsident Joan Laporta könnten die Pläne bereits zeitnah umgesetzt werden.
Ceferin stellt sich nicht zur Wiederwahl
Zudem wird sich UEFA-Boss Aleksander Ceferin 2027 nicht zur Wiederwahl stellen. Die Ankündigung kam überraschend, denn wenige Minuten zuvor hatten die Delegierten den Weg für eine Amtszeit Ceferins bis 2031 freigemacht.
Durch eine Statutenänderung, der die Mitgliedsverbände mit der notwendigen Mehrheit zustimmten, hätte Ceferin bis 2031 - und damit länger als bislang gedacht - UEFA-Chef bleiben können. Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) unterstützte das Vorhaben des 56-Jährigen. Nachdem die öffentliche Kritik daran im Vorfeld fast verstummt war, stellte sich einzig der englische Verband gegen die Anpassung.
"Ich habe schon vor sechs Monaten entschieden, 2027 nicht mehr anzutreten. Die UEFA braucht frisches Blut und ich möchte nicht mehr so lange von meiner Familie getrennt sein", begründete Ceferin seinen Schritt: "Ich wollte den Kongress im Vorfeld nicht beeinflussen. Es hat mich amüsiert, diese Hysterie zu verfolgen."
Parallelen zu Infantino?
Konkret entschieden die Delegierten, dass Amtszeiten, die vor Juli 2017 begonnen wurden, nicht bei der Amtszeitbegrenzung auf maximal zwölf Jahre angerechnet werden. Die Regelanpassung war Teil eines Gesamtpakets mit mehreren Änderungen, das dem Kongress vorgelegt wurde. Die Regel hatte Ceferin selbst eingeführt, nachdem er den Posten 2016 von Michel Platini übernommen hatte. Laut UEFA war die Anpassung aus rechtlichen Gründen notwendig.
Am Ausgang der Abstimmung änderten auch die jüngsten Misstöne aus den eigenen Reihen nichts. Kritiker hatten Parallelen zum FIFA-Chef Gianni Infantino gesehen, der die Regularien zu seinen Gunsten hatte ändern lassen. Zudem räumte Top-Funktionär Zvonimir Boban zwar aus Protest seinen Posten als UEFA-Bereichsleiter Fußball, der vom britischen Independent befürchtete "Bürgerkrieg" in der UEFA blieb aber aus.
Stattdessen beschwor Ceferin in Paris den Zusammenhalt innerhalb des Dachverbandes. "Ich habe gehört, die UEFA sei geteilt und zersplittert. Aber wir sind vereint wie nie zuvor", sagte er - und schoss zugleich erneut gegen die Unterstützer der Super-League-Pläne. Diese behaupteten, "die Retter des Fußballs zu sein, aber in der Realität schaufeln sie das Grab".