Seine oder nicht Seine? Triathlon-Wettbewerbe gefährdet
Enorm starke Strömung, Paletten oder Autoreifen als Treibgut und nach wie vor überschrittene Grenzwerte: Die Seine ist trotz Milliarden-Investitionen weiterhin nicht olympiatauglich. Die Triathleten müssen ernsthaft um die ordnungsgemäße Durchführung ihrer Einzelwettkämpfe am Dienstag und Mittwoch bangen, die beiden einzigen Trainingsmöglichkeiten wurden ersatzlos gestrichen. Längst kursieren Alternativpläne wie eine Verschiebung auf Freitag oder schlimmstenfalls eine Anpassung zum Duathlon.
Der frühere deutsche Triathlon-Star Jan Frodeno sorgt sich um die Gesundheit der Sportlerinnen und Sportler, schließlich ist er familiär vorbelastet. Er wisse, dass "die Athleten es alle bevorzugen und das Risiko eingehen würden, um einen Triathlon statt Duathlon als Event zu haben", sagte der Peking-Olympiasieger am Montag dem SID. Allerdings habe seine Frau Emma "ihre Karriere aufgrund der Wasserverschmutzung bei einem Weltcup beenden müssen, und das wünscht man keinem".
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Gesundheit an oberster Stelle
Die Gesundheit der Athleten habe "Priorität", kündigte World Triathlon an. "Wir hatten Freitag und Samstag relativ viel Regen", erklärte der deutsche Bundestrainer Thomas Möller. Daher sei die Wasserqualität auch für das Training am Montag "immer noch so schlecht gewesen, dass es nicht ging". Er bleibe aber "positiv, dass sich das bis Dienstag ändert". Auch die Athleten seien "soweit entspannt und hoffen, dass es funktioniert".
Als möglicher Ausweichtermin wurde bereits der Freitag auserkoren. Sollte auch dann kein Schwimmen möglich sein, würde der olympische Triathlon wohl zum Duathlon - also Laufen, Radfahren und nochmal Laufen. "Ein Duathlon würde eine Medaille wohl ewig mit einem Sternchen stehen lassen, auch wenn die absoluten Favoriten die Gleichen wären", sagte Frodeno.
Sollte doch ein Schwimmen möglich sein, würde die derzeit enorme Strömung der Seine für "einen taktischen Zusatz" sorgen, betonte Deutschland Top-Triathletin Laura Lindemann. Schwimm-Bundestrainer Bernd Berkhahn unkte: "Die Triathleten werden Probleme haben, immer wieder zurückzukommen. Die Schwimmer werden es vielleicht schaffen, aber lange brauchen." Bei der aktuellen Strömungsgeschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde zu schwimmen, mache "überhaupt keinen Sinn".
Paletten und Autoreifen
Nach den Triathleten werden eben auch die Freiwasserschwimmer um Florian Wellbrock und Leonie Beck am 8. und 9. August in der Seine gefordert sein, für sie wäre Plan B ein Ausweichen auf die Regattastrecke der Ruderer. Vor den Spielen hatten die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo und Organisationschef Tony Estanguet extra ein Bad in der Seine genommen, um zu beweisen, dass der Fluss sauber genug ist.
In den vergangenen Jahren investierte der französische Staat etwa 1,4 Milliarden Euro, um die Seine zu säubern - mit mäßigem Erfolg. Die Verschmutzung sei aktuell zwar nicht mehr so stark wie noch vor ein paar Wochen, "aber es gab auch in den letzten Tagen Bilder, da sind Paletten durchgeschwommen oder ein Autoreifen", sagte Berkhahn. Unter anderem ging es bei der Überschreitung der Schwellenwerte in den vergangenen Wochen um einen zu hohen Wert bei den Fäkalien-Bakterien E.Coli.
Die für das Rennen am Dienstag entscheidende Wasserprobe wurde bereits am Montag um 5.30 Uhr entnommen, die offizielle Entscheidung soll in der Nacht zu Dienstag fallen. Man sei weiter "zuversichtlich", teilten die Organisatoren mit.