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Tränen und Herzschmerz, aber kaum Schlaf: Märtens hat keine Zeit zum Feiern

Tränen und Herzschmerz, aber kaum Schlaf: Märtens hat keine Zeit zum Feiern
Tränen und Herzschmerz, aber kaum Schlaf: Märtens hat keine Zeit zum FeiernProfimedia
Lukas Märtens krönt sich zum ersten deutschen Schwimm-Olympiasieger im Becken seit 1988 und ist zu Tränen gerührt.

14 Stunden später wieder an den Start

Die Nacht nach dem tränenreichen Goldcoup war kurz. Und am nächsten Morgen fehlte Lukas Märtens nicht nur Schlaf, sondern auch die Zeit zum Genießen. "Zwei bis drei Stunden sind dabei rumgekommen, ein kleiner Mittagsschlaf", erzählte der erste deutsche Schwimm-Olympiasieger im Becken seit 1988 lachend, nachdem er nur 14 Stunden später schon wieder an den Start gegangen war.

Erst nach Mitternacht war der 22-Jährige im Olympischen Dorf eingetroffen, Massage und mentale Entspannung waren danach wichtiger als Feiern. Angestoßen wurde auf den historischen Triumph über 400 m Freistil "leider gar nicht", berichtete Märtens, "es war wirklich schon ewig spät, und ich musste schauen, dass ich irgendwie ins Bett komme." Um sieben klingelte der Wecker, um kurz nach elf sprang der Magdeburger im Rugbystadion La Defense über die halbe Distanz in den Pool und qualifizierte sich als Zehnter für das Halbfinale.

"Ich kann es noch nicht in Worte fassen"

Zum Feiern keine Zeit - "das hebe ich mir alles für danach auf", sagte Märtens. Denn der deutsche Shootingstar, der die lange Durststrecke der Männer seit dem Olympiagold von "Albatros" Michael Groß vor 36 Jahren beendete, hat in Paris noch einiges vor. Auch über 200 m zählt er als Zweiter der Weltjahresbestenliste zu den Medaillenkandidaten. "Es ist noch nicht zu Ende. Ich habe noch die Chance auf das eine oder andere Edelmetall. Ich muss schauen, dass ich ein bisschen Schlaf nachhole."

Auch die emotionalen Momente nach seinem Goldrennen, als er ungläubig die Hände vors Gesicht geschlagen hatte, und bei der Siegerehrung, als er in Tränen ausgebrochen war, konnte Märtens noch nicht verarbeiten. "Ich brauche Zeit, ich kann es noch nicht in Worte fassen", sagte er.

Diese Einordnung übernahmen zunächst andere. Paul Biedermann, dessen Fabelweltrekord Märtens um 1,7 Sekunden verpasst hatte, war äußerst beeindruckt: "Er hat das Feld kontrolliert und sich nichts nehmen lassen. Cool, abgeklärt und souverän." Und der dreimalige Olympiasieger Groß sagte dem SID: "Wirklich souverän, wohlverdient, perfekt."  

Mit Märtens fieberte auf der Tribüne nicht nur Freiwasser-Olympiasieger Florian Wellbrock, sein Trainingspartner in Magdeburg, sondern auch Schwester Leonie, die in Paris ihr Olympiadebüt gibt. "Ich habe schon so viele schöne Augenblicke mit Lukas erlebt, aber in diesem, in dem er als Erster anschlug, stoppte mein Herz, und es war der schönste Moment meines ganzen Lebens", schrieb die 20-Jährige auf Instagram.

Ihr Bruder hatte sich in einer schwierigen Saison, in der ihn gesundheitliche Probleme zu wochenlangen Pausen zwangen, ganz nach vorne in die Weltspitze katapultiert. Nach EM-Gold 2022 und drei Medaillen bei den vergangenen drei Weltmeisterschaften kratzte er im April bei der DM am Biedermann-Rekord und schlüpfte in die Favoritenrolle, die er in Paris mit einem Trick verdrängte: "Beim Rennen habe ich gedacht, ich schwimme in Magdeburg gegen meine Trainingskollegen. Man darf nicht die ganze Zeit denken: Ich muss, ich muss."

Dass der Biedermann-Weltrekord im Hightech-Anzug von 2009 weiter Bestand hat, nahm Märtens gelassen. "Viele haben erwartet, dass der fällt. Das ist mir scheißegal, ob der jetzt gefallen ist oder nicht", sagte er: "Ich bin ganz oben. Ich denke, das habe ich mir verdient." Auch wenn er es noch nicht genießen konnte.

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