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Tour de France: Etappensieg und Gelbes Trikot für Tadej Pogacar

SID
Aktualisiert
Tadej Pogacar (M.) hat die 4. Etappe der Tour de France gewonnen.
Tadej Pogacar (M.) hat die 4. Etappe der Tour de France gewonnen.AFP
Tadej Pogacar hat bei der Tour de France das erste Kräftemessen in den Alpen gewonnen - auch dank großer Hilfe von Nils Politt.

Tadej Pogacar trat an den schneebedeckten Hängen des riesigen Galibier unwiderstehlich an, der tapfere Jonas Vingegaard konnte kurz vor der Passhöhe nicht mehr folgen.

Schlussendlich hatte das erste Kräftemessen der beiden Tour-Giganten im Hochgebirge einen klaren Sieger. Der slowenische Herausforderer Pogacar gewann eine spektakuläre erste Alpen-Etappe und holte sich das Gelbe Trikot zurück.

Insgesamt zwölfter Etappensieg

Pogacar triumphierte nach dem Ritt über den 2642 m hohen Pass des Galibier sowie der rasenden Anfahrt nach Valloire mit 35 Sekunden vor dem Belgier Remco Evenepoel (Soudal Quick-Step) sowie seinem UAE-Teamkollegen Juan Ayuso (Spanien). Primoz Roglic, slowenischer Kapitän des deutschen Teams Red Bull-Bora-hansgrohe, wurde zeitgleich Vierter, der dänische Titelverteidiger Vingegaard (Visma-Lease a Bike) mit zwei weiteren Sekunden Rückstand Fünfter.

Während Pogacar seinen zwölften Etappensieg bei der Tour feierte, zeigte Vingegaard beim ersten wirklichen Härtetest nach seinem schweren Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt, dass er noch nicht wieder bei 100 Prozent ist - ihm gelang aber immerhin Schadensbegrenzung.

Im Kampf um den Gesamtsieg scheint der zweimalige Champion Pogacar die deutlich besten Karten zu haben, er führt in der Gesamtwertung mit 45 Sekunden vor Evenepoel, Vingegaard (+50 Sekunden) ist Dritter. Der zuvor führende Olympiasieger Richard Carapaz (Ecuador) fiel weit zurück.

Politt erweist sich als starker Helfer

Mithilfe seiner brutal starken UAE-Mannschaft um den Kölner Nils Politt, der bei der Anfahrt über viele Kilometer sagenhaft Tempo bolzte, zermürbte Pogacar am nicht allzu steilen, aber mit rund 23 km endlos langen Abstieg zum Galibier die Konkurrenz. Erst kurz vor der Kuppe musste der Kapitän selbst aktiv werden, sein Angriff saß.

Bei der Rückkehr ins Tour-Mutterland Frankreich nach drei Tagen auf italienischem Boden brachte wie erwartet die beeindruckende Kombination aus Lautaret (2061 m) und dem noch einmal 600 m höheren Galibier die Entscheidung. Letzterer hatte schon oft Tour-Geschichte geschrieben, schon oft Träume platzen lassen.

Aus deutscher Sicht vor allem 1998, als der völlig durchfrorene, hungernde und leidende Jan Ullrich auf der "Schietwetter"-Fahrt nach Les Deux Alpes das Gelbe Trikot an Marco Pantani verlor - und es nie wieder tragen sollte.

Diesmal waren Bedingungen und Wetter am Alpenriesen Galibier besser - auch wenn Helfer bis zur kurz vor der Ankunft der Fahrer noch Schnee vom Fahrbahnrand räumten. Am Fuß der Steigung begann das Rennen richtig. "Ich denke, dass ist die Phase, in der ich noch am verwundbarsten bin", sagte der im April so schwer gestürzt Vingegaard am Dienstagmittag: "Ich muss mich hier erstmal selbst verteidigen."

Wie stark Vingegaard angesichts gerade erst auskurierter Knochenbrüche unter Extrembedingungen sein würde, war die große Frage. "Ich bin für die anderen ein unbekannter Faktor", sagte der Däne. Nun sind die Konkurrenten etwas schlauer.

So spektakulär die Etappe war: Sie ist nur ein Vorgeschmack auf den zweiten und größeren Teil der Alpen-Kletterei gewesen. In der letzten Woche kehrt die Tour auf dem Weg zum Final-Schauplatz Nizza in die Region zurück, dann stehen noch einmal vier Bergetappen an. Noch scheint das weit entfernt - am Dienstag gehört in Saint-Vulbas die Bühne wieder den Sprintern.

Ullrich lobt "Leichtigkeit" bei Pogacar

Jan Ullrich hat den zweimaligen Tour-Sieger Tadej Pogacar nach dessen Triumphzug am Col du Galibier gelobt und sieht den Slowenen im Gigantenduell mit Jonas Vingegaard im Vorteil. "Tadej Pogacar hat im Gegensatz zu Jonas Vingegaard eine gewisse Leichtigkeit. Er spielt mit dem Umständen bei der Tour und hat zudem ein immens starkes Team. Das gibt Sicherheit", sagte Ullrich bei Eurosport nach der ersten Alpen-Etappe der 111. Tour de France am Dienstag. Pogacar habe "einfach Spaß am Radfahren."

Pogacar hatte bei der Fahrt über den Col du Galibier die Gesamtführung und das Gelbe Trikot übernommen. Vingegaard hielt bei Pogacars Attacke besser mit als die Rivalen, konnte dem Slowenen in der Abfahrt aber nicht mehr folgen. "Für mich ist Vingegaard besser als erwartet, er hat mich überrascht", sagte Ullrich : "Er war am Galibier der einzige, der bis kurz vor Schluss mit Pogacar mitfahren konnte."

Am Mittwoch gerät das Gelbe Trikot nicht in Gefahr. Die 177,4 km lange fünfte Etappe von Saint-Jean-de-Maurienne nach Saint-Vulbas ist eine für die Sprinter.