Barbora Krejcikova triumphiert beim Klassiker in Wimbledon - Zweiter Grand Slam
"Ich habe keine Worte, es ist unwirklich, was passiert ist", sagte Krejcikova mit stockender Stimme: "Es ist definitiv der besten Tag meiner Karriere und meines ganzen Lebens."
Zum Match-Center: Barbora Krejcikova vs. Jasmine Paolini
"Es war so ein großes Finale und ich bin so glücklich, dass ich diesen Moment genießen kann", sagte Krejcikova. In ihrer Heimat werde es doch keiner glauben, "dass ich es ins Finale geschafft und tatsächlich Wimbledon gewonnen habe."
Krejcikova folgt als Siegerin auf ihre Landsfrau Marketa Vondrousova und streicht für ihren Coup an der Church Road vor 15.000 Zuschauern ein Preisgeld in Höhe von umgerechnet 3,2 Millionen Euro ein. Auch ihre 2017 verstorbene Mentorin Jana Novotna (1998) sowie Petra Kvitova (2014/2011) hatten den Titel für ihr Land in Wimbledon gewonnen.
An Novotna dachte Krejcikova wohl auch, als sie nach dem verwandelten dritten Matchball gen Himmel blickte. "Sie war diejenige, die mein Potenzial gesehen hat", sagte Krejcikova: "Bevor sie verstorben ist, hat sie mir gesagt, ich solle einen Grand Slam gewinnen. Ich hätte niemals gedacht, dass ich die gleiche Trophäe gewinnen würde wie sie 1998."
Paolini, die zuletzt in Paris ebenfalls im Endspiel stand, ließ auch ihre zweite Chance auf ihren ersten Major-Triumph aus. Die 28-Jährige erhält als Trost knapp 1,7 Millionen Euro und knackt erstmals die Top-5 der Weltrangliste. "Ich bin etwas traurig, aber versuche, dennoch weiter zu lachen", sagte die 28-Jährige: "Ich habe jeden Moment genossen."
Die Tennis-Fans - auch Promis wie Schauspieler Hugh Jackman, Sängerin Ellie Goulding oder Rekordsiegerin Martina Navratilova - waren in Erwartung eines offenen Matches auf den legendären Centre Court geströmt. Beide Spielerinnen hatte vor dem Turnierbeginn kaum jemand auf dem Zettel gehabt - waren sie doch bisher kaum als Rasenexpertinnen aufgefallen. Doch es gelang ihnen mit Power und Köpfchen, sich auf den schnellen Belag anzupassen und die Zuschauer im Turnierverlauf mitzureißen.
Athletik gegen Taktik
Paolini hatte bewiesen, dass sie in einem "verrückten Jahr" voll im Flow ist. Nach ihrem Finaleinzug in Paris begeisterte sie beim prestigereichen Rasenevent mit ihrer Athletik, die sie auch im historisch langen Halbfinale gegen Donna Vekic (2:51 Stunden) zeigte.
Krejcikova wurde dagegen ihrem Ruf als gewiefte Taktikerin einmal mehr gerecht. Ihren eindrucksvollen Halbfinalsieg über Turnier-Mitfavoritin Elena Rybakina wollte sie nun unbedingt vergolden - und stellte Paolini direkt vor große Probleme.
Mit ihrer Mischung aus präzisen Slice-Bällen und druckvollen Angriffsschlägen erwischte Krejcikova den klar besseren Start, die Zuschauer munterten die sichtlich nervöse Paolini immer wieder lautstark auf, was im ersten Satz nicht mehr half. Die flinke Athletin aus der Toskana kam dann wie ausgewechselt aus einer kurzen Toilettenpause und strahlte im zweiten Durchgang auch wieder ihren typischen Optimismus aus.
Es ging in einen entscheidenden Satz, in dem auch Krejcikova am Ende Nerven zeigte, aber den Triumph schaffte.