Nadal, Djokovic, Federer und Co. - 5 unvergessene Wimbledon-Matches
Einleitend muss man dazu natürlich sagen, dass dies unsere eigene Sicht ist und jeder hier persönliche Favoriten haben wird, die vielleicht einer anderen Personen nicht einmal in den Gedanken geblieben sind, obwohl sie für einen selbst großen emotionalen Wert haben. Aber folgende sind unsere absoluten, spielerischen Prunkstücke aller Zeiten.
5. Dustin Brown vs. Rafael Nadal 2015 – "Der Künstler schlägt den GOAT"
Wenn irgendwo der Name Rafael Nadal draufstand war es beinahe über die komplette Karriere von Rafa klar, dass auf dem Platz, zumindest von ihm, 100 Prozent gegeben werden und der Spanier die Menge mitnimmt. Problematisch wird es dann, wenn er gegen Dustin Brown antritt. Damals für Deutschland angetreten, inzwischen wieder für Jamaika unterwegs, hat der Mann mit dem kräftigen Aufschlag die Massen vor allem durch seinen "Style" bewegt. Ähnlich wie einige Basketballspieler brachte und bringt er auch heute immer noch einen gewissen Flair auf den Tennisplatz. Dies gepaart mit seinem extrem guten Service macht ihn zu einem Spieler, der nicht nur gut entertainen, sondern auch auf dem Feld einiges bewegen kann.
Dies gelang ihm 2015 dann gerade gegen Rafael Nadal, der in diesem Jahr mit einer Knieverletzung zu kämpfen hatte. Aber typisch für Rafael Nadal, steckte dieser natürlich nicht auf und warf auch gegen Brown alles in die Waagschale. In einer phänomenalen Vorstellung schaffte es "Dreddy" dann den ersten Satz 7:5 zu holen, bekam aber direkt die Antwort von Nadal - 6:3 und Satzausgleich. In einem Moment, in dem andere Leute als klarer Underdog klein beigeben würden, zeigte Dustin Brown aber absolut keine Nerven. Er gewann 6:4 im dritten Durchgang und ließ sich dann bei 5:4 Führung und eigenem Aufschlag im Vierten nichts mehr nehmen. Damit war in dem Jahr der einzige Deutsche, der es überhaupt in die dritte Runde schaffte - bitter, dort schied er 1:3 gegen Victor Troicki aus..
4. Maria Sharapova vs. Serena Williams 2004 – Eine 17-jährige zeigt es der Welt
Erst wenige Monate vorher feierte die Russin, die als 13. bereits gesetzt ins Turnier ging, ihren 17. Geburtstag. Im Vorfeld des Turniers holte sie gegen Tatiana Golovin erst ihren ersten Titel auf Rasen, als sie die Franzosin mit 2:1 in Birmingham vom Platz fegte. Bei den Australien Open war es in diesem Jahr nur die dritte Runde, während auf Sand in Paris bereits das Viertelfinale bei der French Open möglich war. Nun sollte es nach Wimbledon gehen, Sharapova bereits im Vorjahr überraschend das Achtelfinale erreichte und der breiten Masse zeigte, dass ein neuer Star geboren war. Und dieser unbedarfte Youngster sollte nun gegen Serena Williams spielen.
Die 23-Jährige hatte zu diesem Zeitpunkt bereits sechs Grand-Slam-Titel in ihrem Trophäenschrank und die letzten beiden Finals hier gewonnen. Dazu kommt der grandiose Lauf im Turnier, denn Williams gab bis ins Finale nur einen einzigen Satz ab, dominierte ihre Gegnerinnen nach Belieben - nun wartete aber die junge Maria Sharapova auf sie.
Und die schockte nicht nur Serena Williams sondern die ganze Welt. Mit einer Mentalität, die teilweise Spielerinnen im besten Tennis-Alter nicht abrufen können, spielt das unschuldig aussehende Mädchen, das nicht einmal volljährig war, hier die große Serena Williams an die Wand. Am Ende dauert es nicht lange und das Damen-Finale von Wimbledon war beendet. Keine knappe Partie und auch keine neue Machtdemonstration von Überfliegerin Williams. Es war sensationell die blutjunge Russin, die hier triumphierte. Mit 6:1 6:4 schaffte es die 17-Jährige hier die Wimbledon Serie von Williams zu brechen und sich endgültig auf die Karte des Damen-Tennis zu bringen.
3. Novak Djokovic vs. Roger Federer 2019 – Der Maestro liefert nochmal ab
In diesem Jahr hätten wohl wenige erwartet, dass sie hier das letzte Mal erleben würden, dass Roger Federer in einem Grand Slam Finale steht. King Roger hatte in den letzten Zügen seiner Karriere immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen, ließ es sich aber nicht nehmen, bei seinem geliebten Turnier in Wimbledon nochmal Vollgas zu geben. Bereits das Halbfinale ließ die Welt glauben, dass sie schon das beste Match in diesem Turnier gesehen hätten. Dort gab es ein Revival der ewigen Rivalität zwischen Fedex und Rafa. Auf dem liebsten Belag des Maestros gab es aber dort ein leistungsgerechtes 3:1 für den Schweizer und damit das Finale gegen Novak Djokovic, der teilweise großes Glück mit seinen Ansetzungen in diesem Turnier hatte.
Ein Jahr, in dem die Big Three vor allem von Nadal und Nole dominiert wurde, versuchte sich also der "Alte" nochmal daran, auch einen Titel auf höchstem Niveau mit einzupacken. Die Ambitionen dazu machte er direkt im ersten Durchgang klar, doch als es in den Tie-Break ging, zog er gegen den Defensiv-Spezialisten Djokovic den Kürzeren. Den Ärger darüber in Leistung umgewandelt, holte der eleganteste Spieler aller Zeiten im zweiten Satz mit Leichtigkeit den Ausgleich durch einen 6:1 Erfolg. Darauf folgte der nächste Tie-Break, wieder ist es der Serbe, der in der Satz-Verlängerung knapp gewinnen konnte und dadurch Druck auf Federer ausübte. Doch erneut ließ sich Roger hier überhaupt nichts sagen, holte den Ausgleich mit einem 6:4 Durchgang und auch in diesem finalen Satz schenkten sich beide Akteure absolut gar nichts.
Beim Spielstand von 12:12 war aufgrund der neuen Wimbledon-Regularien dann aber der Spaß vorbei. Obwohl die Fans sicherlich noch stundenlang bei diesem Battle der Giganten zuschauen wollten, folgte nun der letzte Tie-Break in diesem grandiosen Finale. Hier war es dann aber zum dritten Mal in diesem Endspiel Novak Djokovic, der sich dadurch in drei Decidern durchsetzen konnte und den Maestro in seinem letzten Grand-Slam-Finale knapp den Sieg stahl.
2. John Isner vs. Nicolas Mahut 2010 – Das längste Match aller Zeiten
Im vorigen Match sprachen wir über die Regeländerung in Wimbledon, die dazu führte, dass im Entscheidungssatz beim Stand von 6:6 nicht mehr solange weitergespielt wird, bis jemand einen Abstand von zwei Spielen erreicht, sondern bei 12:12 ein Schlussstrich gezogen wird. Auf der einen Seite hätten sich das die beiden Protagonisten unserer zweitbesten Wimbledon-Clashs aller Zeiten gewünscht, aber auf der anderen Seite sind sie dadurch in die Geschichte des Tennis eingezogen und haben eine Leistung vollbracht, die ihnen nie wieder genommen werden kann.
In der ersten Runde trafen im Jahr 2010 John Isner und Nicolas Mahut aufeinander. Isner war zu dieser Zeit auf dem 19. Platz in der Weltrangliste, Mahut hingegen auf dem 149. Rang. Der Franzose kämpfte sich dabei durch drei Qualifikations-Matches, wo er bereits gegen Bogdanovic (24:22 im dritten Satz) eine Verlängerung spielen musste, doch da wusste er nicht, was wenig später auf ihn warten wird.
Am 22. Juni 2010 begann das Spektakel und endete erst nach mehreren Unterbrechungen wegen Dunkelheit am Abend des 24. Junis. Dabei fing es ganz entspannt an, Isner holte den ersten Durchgang mit 6:4, Mahut glich mit einem 6:3 aus. Doch die Service-Games wurden immer solider, wodurch sich daraufhin beide Spieler im Tie-Break jeweils einen Satz sichern konnten und es beim Spielstand von 2:2 und 6:6 in die Verlängerung ging. Mahut hatte wenige Tage zuvor eine solche erfolgreich gemeistert, doch nun hatte er mit John Isner einen Aufschlagspezialisten vor sich stehen, der hier absolut gar nichts verschenken wollte. Der erste Matchball von Isner beim Spielstand von 10:9 wurde abgewehrt, den zweiten Isners konnte Mahut bei 33:32 (!) ebenfalls verteidigen.
Beim Stand von 59:59 musste das Match zum zweiten Mal wegen Dunkelheit abgebrochen werden, vorher hatte Mahut erneut einen Matchball abwehren können. Als es dann am Nachmittag des 24. Junis weiterging, schaute bereits die ganze Welt auf diese Partie. Der Rekord des längsten Matches war bereits eingestellt, der längste Satz ebenso, die meisten Asse nun auch. Am Ende zog John Isner sogar den Rekord für die meisten Asse eines Spielers in einem Spiel (113), der zweite in diesem Ranking ist dank dieses Matches Nicolas Mahut (103). 20 Spiele später gab es dann endlich die Entscheidung - John Isner breakte und sackte zu Boden, der US-Amerikaner gewann damit in der Rekord-Partie mit 70:68 im finalen Satz.
1. Roger Federer vs. Rafael Nadal 2008 – Das spektakuläre Finale
Auf dem ersten Rang muss hier natürlich das beste Match aus der größten Rivalität, die der Tennis-Sport jemals gesehen hat, stehen. Roger Federer und Rafael Nadal hatten etliche besondere Begegnungen in der langen Zeit, in der sie auf der Tour konkurrierten, aber keines bleibt so im Gedächtnis, wie das Wimbledon Finale von 2008. In den beiden Jahren zuvor konnte Federer bereits gegen Rafa siegen und den Titel in den englischen Nachthimmel strecken, im Endspiel von 2008 hätte er die Chance, der Erste zu sein, dem dies sechsmal in Folge gelungen wäre. Während Roger also auf Rasen dominierte, war Rafa bereits der Sandplatzkönig geworden. Er holte viermal in Folge den Titel bei den French Open, jedes Mal führte der Weg dort über den Maestro.
Nun hatte Roger im Heimspiel die Chance auf eine Revanche, nachdem er vor wenigen Wochen erst Nadal im Finale von Paris unterlag. Heute sollte alles anders werden und der Name Federer würde das sechste Mal hier nach Ende des Matches als Sieger verkündet werden. Doch Nadal hatte andere Pläne und holte sich die ersten beiden Sätze mit 6:4 6:4. Die Zuschauer, die hier mit großen Erwartungen zu diesem Match gekommen waren, zeigten sich sichtlich enttäuscht. Doch wenn nichts geht, hilft es auch manchmal, wenn man durchschnauft. Der Himmel öffnete, schickte Regen und eine Unterbrechung. Etwas Besseres hätte Roger Federer in dieser Situation nicht passieren können, um vor allem mental noch einmal komplett von Null aus zu starten.
Der Maestro kam zurück aus der Regenpause und das mit einem dicken Ausrufezeichen. Zwei Tie-Breaks in Folge sicherte sich der Schweizer und glich damit das Match, das bereits fast entschieden schien, noch aus. Doch im finalen Satz zeigte sich dann die Klasse von Rafael Nadal, der im Jahr 2008 auf einem monströsen Niveau Tennis spielte. Beim Spielstand von 7:7 konnte der Spanier das Aufschlagspiel von Fedex abnehmen und erfolgreich zum Sieg servieren. Fast fünf Stunden Spitzentennis von zwei der wohl größten Spieler aller Zeiten und das auf durchgehendem Top-Niveau über die volle Distanz - was hätte das Tennis-Herz mehr gewollt?