Kaum Matches, kaum Fortschritt - Kerbers Dilemma auf Sand
Angelique Kerber schaute frustriert. "Natürlich bin ich enttäuscht, ich hätte mir das anders gewünscht", sagte die dreimalige Grand-Slam-Siegerin im Anschluss an ihr Erstrundenaus beim WTA-Turnier in Stuttgart. Die Hoffnung auf einen Befreiungsschlag versandete auch auf der roten Asche in Schwaben schnell - Kerber kommt seit ihrem Comeback nach Baby-Pause einfach nicht in Fahrt.
In der Stuttgarter Arena komplettierte sie diesmal als letzte verbliebene einheimische Spielerin mit ihrer klaren 2:6, 1:6-Pleite gegen Emma Raducanu ein aus deutscher Sicht enttäuschendes Heimturnier. Sie habe "alles gegeben", stellte Kerber anschließend fest, haderte aber mit ihrer Vorbereitung: "Ich habe teilweise auch gut gespielt, aber mir fehlt die Matchpraxis extrem."
Diese lässt sich im Profitennis nicht einfach erzwingen. Immer wieder ist für die Kielerin derzeit in den ersten Runden der Turniere Schluss - dadurch steckt sie in einem Dilemma.
Kleinere, weniger prominent besetzte Wettbewerbe könnten Abhilfe schaffen, doch darauf verzichtet Kerber. Das WTA-Turnier in Straßburg beispielsweise, das sie etwas überraschend 2022 gewann, steht bisher nicht auf ihrem Sandplatzprogramm. Stattdessen setzt Kerber auf dem ungeliebten Belag auf die großen Turniere, und sich selbst damit der erheblichen Gefahr eines erneut frühen Ausscheidens aus.
Zum Match-Center: Kerber vs. Raducanu
Rom und Roland Garros als nächste Höhepunkte
Das 1000er-Turnier in Rom Anfang Mai und die French Open in Paris seien ihre nächsten Ziele, kündigte Kerber an: "Ich werde jetzt ein paar Tage frei machen und dann die richtige Sandplatzvorbereitung machen, um hoffentlich fit rauszukommen", sagte die 36-Jährige: "Es wäre gelogen, wenn ich sage, dass ich aktuell topfit bin."
Ein Zustand, der Kerber, die beim Billie Jean King Cup in Brasilien angeschlagen nicht zum Einsatz kam, zusehends nerven dürfte. Auch, wenn sich die Prioritäten seit der Geburt von Töchterchen Liana Anfang vergangenen Jahres verschoben haben - und auch, wenn Kerber Schwierigkeiten durchaus eingeplant hatte.
Hoffnung gibt es trotzdem - und die ist grün: Der Blick in die Zukunft lässt Kerbers Tennisherz höher schlagen, denn nach dem Grand Slam in Paris startet die geliebte Rasensaison. In ihrem Wohnzimmer in Bad Homburg und auf dem heiligen Rasen von Wimbledon, wo Kerber 2018 ihren größten Titel errang, will sie wieder richtig angreifen. Bis dahin aber hilft wohl nur harte Arbeit und Geduld.