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"Ultimativer Kampf" in der Wüste - wie der Six Kings Slam dem Tennissport schadet

Henri Briese
Jannik Sinner bekommt die Trophäe überreicht.
Jannik Sinner bekommt die Trophäe überreicht.STR / EPA / Profimedia
Es wurde angekündigt als das größte Tennis-Event aller Zeiten, als vom 16. - 19. Oktober in Saudi-Arabien der Six Kings Slam stattfand. Novak Djokovic, Rafael Nadal, Jannik Sinner, Carlos Alcaraz, Holger Rune und Daniil Medvedev wurden zum Tanz gebeten - mit schwerwiegenden Folgen.

Im Tennis leben die Spieler von ihren Preisgeldern, haben aber auch den Anreiz dafür einen tiefen Lauf ins Turnier zu starten. Beim Exhibition-Turnier in Riad war dies anders. Bereits für das Erstrunden-Aus waren 1,5 Millionen Dollar garantiert und dementsprechend könnte man hier auch einigen Akteuren dafür vorwerfen, nicht ihr bestes Tennis gespielt zu haben - mit Absicht, etwas das auf der ATP-Tour nicht nur verpönt, sondern auch verboten ist. Daniil Medvedev, der mit 0:6 3:6 und schnell verdientem Geld wieder von der Veranstaltung abreiste und im Nachgang sein nächstes Turnier absagte ist in genau jener kritischen Situation. 

Match-Center: Daniil Medvedev vs. Jannik Sinner

Es schien einfach alles sehr gestellt, "WWE-esque" konnte man sich bei jedem Match bereits denken, wie es Ausging, um mit einem Halbfinal-Duell der Generationen auf beiden Seiten des Baums das Narrativ von der Übergabe der Krone zur Next-Gen zu erzählen. Damit stand das Endspiel, das selbstverständlich zum Sinne der Show auch über die vollen drei Sätze ging und den Anschein erregen sollte, dass hier alles rund und perfekt ist - ein Happy End und Werbung für den Sport im Land - Pustekuchen.

Casper Ruud "nicht sicher, ob sich jemals etwas ändern wird"

Das Sportwashing, dass die autokratische Diktatur in Saudi-Arabien vollzieht ist ein reines Geldgeschäft, mit der Hoffnung, von den wichtigen Themen im Land abzulenken. Knapp 6,3 Milliarden Euro wurden dafür alleine in den letzten vier Jahren in die Hand genommen - Geld, das nicht aus den saubersten Quellen kommt und an dem teilweise Blut klebt - nicht ohne Grund wurden nur Spieler eingeladen, die sich zu diesen Themen nicht wirklich äußern wollten und damit definitiv kein Rückgrat bewiesen.

Casper Ruud, der neben Alexander Zverev zu den Top-Stars gehört hätte, die wohl über dem eingeladenen Holger Rune für einen "Six Kings Slam" aus Prestige-Gründen eher eine Einladung verdient hätten äußerte sich zu dem kritischen Turnier: "Ich weiß, dass ich vielleicht sehr naiv wirke, wenn ich das sage, weil die Leute sagen werden: 'Das ist nur sports-washing, um zu verschleiern, was wirklich los ist. Aber wenn sie nirgendwo anfangen, bin ich mir nicht sicher, ob sich jemals etwas ändern wird." Laut ihm würde man eben auch in China spielen, was man als großen Punkt im Turnierplaner "nach den Vorfällen um Shuai Peng" und dem "Zustand der Menschenrechte im Land" auch definitiv diskutieren könne.

Für den Sport und gegen das einfache Geld

Politik und der Tennissport sollten nicht kollidieren und vor allem nicht als Werkzeug genutzt werden, um von größeren Problemen im Staat abzulenken. Tennis sollte in Ländern stattfinden, wo die Tradition und die Leidenschaft zu gelben Filzkugel im Mittelpunkt stehen und die Spieler für ihren Traum und ihre Ehre spielen und nicht ein höheres Millionen-Preisgeld für 90 Minuten Anwesenheit bekommen.

Sollten sich Events dieser Art häufen, könnte dies zu immer mehr Absagen bei "echten Turnieren" führen und zu einer Entwicklung, wie im Fußball führen. Auch hier ist Saudi-Arabien der Big Player darin, Spieler mit dem großen Geld zu locken und als Marionette für ihre politischen Zwecke zu missbrauchen - große Gallionsfiguren dafür sind Cristiano Ronaldo und Lionel Messi, aber das ist noch ein eigenes Thema für einen anderen Tag.

Henri Briese
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