Frischer Wind auf ungeliebtem Boden: Angelique Kerber schielt in Richtung French Open
So richtig dicke Freunde werden Angelique Kerber und die rote Asche wohl nicht mehr. Die Antipathie der 36-Jährigen gegen das Sandplatztennis ist hinlänglich bekannt, ihre großen Erfolge feierte sie auf Rasen oder Hartplatz. Und doch erlebt Kerber derzeit einen beachtlichen Aufschwung - ausgerechnet auf dem ungeliebten Belag, dem in diesem Tennisjahr eine ganz besondere Bedeutung zukommt.
"Ich merke, dass ich wieder auf hohem Niveau mitspielen kann und das ist das Wichtigste", sagte die dreimalige Grand-Slam-Siegerin nach dem Achtelfinale von Rom bei Sky mit einem Lächeln im Gesicht. Das 5:7, 3:6 gegen Iga Swiatek, im Duell der ehemaligen mit der aktuellen Nummer eins, vermochte Kerbers Laune nach einer guten Woche nicht zu trüben.
Sie sei "auf dem richtigen Weg", sagte Kerber und gehe nun "mit viel Selbstvertrauen" in die French Open. In knapp zwei Wochen schlägt die Tenniselite in Paris beim zweiten Major des Jahres auf.
Weiterer Saisonverlauf mit großen Hoffnungen
Die Hoffnung, dass Kerber dort anders als bei den Australian Open im Januar einige Runden übersteht und einen weiteren kleinen Schritt zurück zu alter Stärke macht, ist durchaus berechtigt. Vor der Niederlage gegen die polnische Dominatorin, die Kerbers Fehler gnadenlos bestrafte, hatte sie auch ergebnistechnisch überzeugt.
Lauren Davis, Veronika Kudermetowa und Aljaksandra Sasnowitsch besiegte Kerber allesamt souverän und ohne Satzverlust - ein klarer Aufwärtstrend für die seit ihrer Rückkehr nach langer Babypause doch recht unkonstante Kielerin, die auch in der Weltrangliste einen ordentlichen Sprung von fast 100 Plätzen nach oben machte. Im kommenden Ranking dürfte Kerber immerhin zurück in den Top 250 sein.
Mit Blick auf die French Open, bei denen Kerber auch in ihrer Hochzeit nie über das Viertelfinale hinaus kam, hat die Kielerin gute Gründe, sich endlich ein wenig mit dem Turnier anzufreunden. Denn während der Sandplatz-Grand-Slam direkt vor der Tür steht, werfen auch die Olympischen Tenniswettbewerbe gut 70 Tage vor den Spielen von Paris schon ihre Schatten voraus.
Sie werden ebenfalls im Stade Roland Garros ausgetragen, und Kerber hat bei ihrem wohl letzten Auftritt im Schatten der fünf Ringe einiges vor. Olympia sei "das Highlight" in diesem Jahr, hatte sie schon früh klargestellt. Im Einzel, und gerne auch im Mixed an der Seite von Alexander Zverev, will Kerber nach Silber in Rio noch einmal nach einer Medaille greifen.