AO: Zverev zwingt Varillas in die Knie - Maria & Siegemund erst am Mittwoch
Wunderdinge durfte man sich von Alexander Zverev nicht erwarten. Auf ATP-Tour-Level absolvierte er zuletzt bei den French Open im Juni 2022. Selbst hatte er im Vorfeld des Duells bereits tiefgestapelt: "In der jetzigen Verfassung kann ich die Australian Open nicht gewinnen", dämpfte Deutschlands bester Tennisspieler die Erwartungen des Publikums schon im Vorfeld. Dass es zwischen ihm und Juan Pablo Varillas zu einer derartigen Saga kommt - hatte dennoch niemand erwartet.
Der Peruaner erwies sich als unheimlich schwieriger Gegner. Insbesondere mit seinem frechen, weil undurchschaubaren Aufschlagspiel brachte er den Favoriten in Bedrängnis. Wiewohl der Name Varillas vor Turnierbeginn wohl nur Eingeweihten etwas sagte. Macht er so weiter, ist er Platz 103 im ATP-Ranking bald los - stattdessen unter die besten hundert Tennisspieler dieses Planeten gereiht werden. Schon im ersten Satz zwang er Zverev erfolgreich sein Spiel auf, gewann einen zunächst ausgeglichen wirkenden ersten Satz mit 6:4.
Als Zverev im zweiten Set kurzen Prozess machte, drei Breaks, zusätzlich zwei Aufschlagspiele gewann - schienen die Verhältnisse wiederhergestellt. Der Hamburger gab nur ein Game ab, schien besser in Schwung gekommen zu sein und brachte sein Gegenüber mit aus früheren Zeiten bekannter starker Rückhand-Longline in Bedrängnis. Gleich den ersten Satzball konnte der DTB-Akteur veredeln.
In seiner gesamten Karriere konnte Varillas auf höchstem Niveau noch kein Duell auf dem Hartplatz gewinnen. Am Dienstag überzeugte er mit viel Durchsetzungsvermögen, ließ sich trotz technischer Mängel nur selten aus dem Konzept bringen. Lediglich die Stoppbälle des Peruaners ließen lange Zeit jede Gefährlichkeit vermissen. Lange Rallys hingegen entschied der augenscheinlich besser im Saft stehende Varillas tendenziell für sich.
Der vierte Satz wurde zum Krimi: Varillas entfernte sich nun öfter von der Grundlinie, brachte Zverev an den Rand einer Niederlage. Der entdeckte allerdings den Kampfgeist in sich, rettete im Tiebreak die Hoffnung auf ein erfolgreiches Weiterkommen. Im abschließenden Set folgte Zu-Null-Spiel auf Zu-Null-Spiel - nach vier Stunden und sechs Minuten Spielzeit war letztlich Schluss. Zverev verwertete seinen zweiten Matchball, Varillas hatte den Ball unglücklich ins Netz gesetzt.
Dem Südamerikaner war die Enttäuschung anzumerken, Zverev entkam ein großer Jubelschrei. Spürbare Erleichterung. In erster Reaktion zeigte sich der 25-Jährige glücklich: "Ich bin müde und kaputt, ganz klar. Aber auch sehr glücklich. Weil ich das sehr vermisst habe in den vergangenen sechs Monaten. Solche Matches gefallen mir. Ich habe hart gearbeitet für diesen Tag. Jetzt bin ich einfach froh, vor diesem großartigen Publikum gewonnen zu haben. Allein, dass ich hier stehe, ist ein großer Erfolg."
Struff muss Koffer packen
Jan-Lennard Struff hat dagegen seinen ersten Erfolg bei einem Grand-Slam-Turnier seit dem Sommer 2021 deutlich verpasst. Der 32 Jahre alte Warsteiner musste sich in der ersten Runde der Australian Open dem favorisierten US-Amerikaner Tommy Paul klar mit 1:6, 6:7 (6:8), 2:6 geschlagen geben. Der Davis-Cup-Spieler verpasste Down Under seinen erst zweiten Zweitrundeneinzug nach 2018.
Zuletzt hatte die frühere deutsche Nummer zwei 2021 bei den French Open einen Erfolg auf Grand-Slam-Ebene gefeiert, damals ging es für ihn bis ins Achtelfinale. Struff hat eine schwierige Saison mit Verletzungsproblemen hinter sich. Aktuell steht er auf Platz 167 in der Weltrangliste und kämpft um den Anschluss.
Australian Open: Partien von Maria und Siegemund gestrichen
Die Erstrundenpartien von Wimbledon-Halbfinalistin Tatjana Maria und Laura Siegemund sind am Dienstag den Wetter-Kapriolen in Melbourne zum Opfer gefallen. Die Partien werden aller Voraussicht nach am Mittwoch nachgeholt.
Erst hatte extreme Hitze mit Temperaturen um 36 Grad zu einer rund dreistündigen Unterbrechung der Matches auf den Außenplätzen geführt, da die höchste der fünfstufigen Hitze-Stress-Skala des Turniers in Melbourne erreicht worden war. Dann regnete es später auch noch stark.
Maria trifft in ihrem Erstrundenduell auf die Italienerin Lucrezia Stefanini, Siegemund auf deren Landsfrau Lucia Bronzetti.