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Das Tennis-Jahr 2025: Das sind die individuellen Ziele der Top 10

Heik Kölsch
Alexander Zverev (l.) und Carlos Alcaraz haben für 2025 große Ziele
Alexander Zverev (l.) und Carlos Alcaraz haben für 2025 große ZieleČTK / imago sportfotodienst / IMAGO
Zwei Grand-Slam-Sieger, die Djokovic’sche Olympia-Krönung, Abschied von Nadal und ein abermals enttäuschter Alexander Zverev trotz guter Saison. Das Tennis-Jahr hat 2024 hat eine Wachablösung erlebt, aber auch gezeigt, dass Novak Djokovic nach aktuellem Stand der wohl größte Tennis-Spieler aller Zeiten ist. Flashscore wirft einen Ausblick auf das kommende Jahr und analysiert potenzielle Ziele der Top 10.

1. Jannik Sinner - Weiter Dominator oder Doping-Pause?

Viel besser hätte das Jahr für Jannik Sinner nicht laufen können. Gleich zu Beginn des Jahres durfte er in Australien seinen ersten Grand-Slam-Titel bejubeln. Weitere namhafte Titel bei den Masters-Events in Indian Wells, Miami, Cincinnati - und nicht zuletzt in Turin bei den ATP-Finals, sorgten dann schließlich dafür, dass Sinner in Woche 23 die Position der Nummer eins eroberte und diese bis zum Jahresende auch nicht mehr abgibt. Sportlich abgerundet wurde das Jahr für den Italiener dann bei den US Open, wo er seinen zweiten Major-Triumph einfuhr.

Sinners Saison (inklusive dem Six Kings Slam)
Sinners Saison (inklusive dem Six Kings Slam)MARCO BERTORELLO / AFP / Flashscore

Einen Wermutstropfen ist da aber natürlich. Nach der Einnahme einer verbotenen Substanz wurde Sinner von der International Tennis Integrity Agency (ITIA) zunächst freigesprochen. Die World Anti-Doping Agency (WADA) legte aber im September Einspruch gegen das Urteil ein. Was für Sinner und die Tennis-Welt folgt, ist ungewiss.

"Was ich kriegen kann, nehme ich mit", sagte Sinner nach seinem Sieg bei den ATP-Finals. In allererster Linie wird er wohl froh sein, wenn er im Jahr 2025 überhaupt Tennis spielen darf. Denn dann ist er sowohl bei den Australian Open, als auch bei den US Open neben Carlos Alcaraz wieder der Top-Favorit. Sollte Sinner die Tour tatsächlich ohne Sperre bestreiten dürfen, stehen zudem wohl die Verteidigung der Position der Nummer eins, weitere Grand-Slam-Siege in Paris und Wimbledon, sowie die Masters 1000-Turnier im Vordergrund.

2. Alexander Zverev - Nummer zwei, aber ohne Major

Olympiasieger 2021, und dennoch Sorgenkind. Alexander Zverev rennt nach wie vor seinem großen Ziel hinterher, einen Grand Slam zu gewinnen. Und gefühlt ist er weiter weg als je zuvor. Alcaraz und Sinner sind aktuell das Maß aller Dinge. Auch dahinter scheint es immer wieder andere Kontrahenten zu geben, die den Hamburger trotz vielversprechender Form in den wichtigen Matches schlagen. Bei Wimbledon, den US Open und auch den ATP-Finals war dies jeweils Taylor Fritz. Weitere junge Talente drohen, der deutschen Nummer eins den Rang abzulaufen.

Zwar verdiente sich Zverev durch konstant gute Leistungen den Platz als Nummer zwei der Welt. Ein großer Trost wird dies jedoch nicht sein, solange er keinen Major-Pokal in die Höhe stemmen darf.  Zverev scheint verzweifelt, und fragte in seinem Podcast „Von A bis Z“ kürzlich sogar Boris Becker um Rat. Ob er dessen Vorschlag, sich zu zweit einzuschließen und „zwei Nächte über Tennis“ zu sprechen annimmt, bleibt offen.

Jedenfalls läuft dem 27-Jährigen gefühlt die Zeit davon. Seinen Fokus wird er mit hoher Wahrscheinlichkeit auch 2025 wieder auf die Sandplatz-Saison richten, in der er traditionell die besten Resultate erzielt.

3. Carlos Alcaraz - Auf der Suche nach Konstanz

Der zweite Hauptprotagonist im Jahr 2024 war mit Siegen in Roland Garros und bei Wimbledon zweifelsohne Carlos Alcaraz. Die H2H-Bilanz gegen Jannik Sinner entschied er auf offiziellen Events der Tour sogar mit 3:0 für sich, einzig beim Six Kings Slams war er seinem Konkurrenten im Finale unterlegen. 

Dass er in der Weltrangliste nicht die Nummer eins oder zumindest näher an Sinner, liegt wohl daran, dass dem Spanier hier und da die Konstanz fehlt – und er sich in bestimmten Phasen der Saison vereinzelte Schwächephasen und unerwartete Niederlagen leistet. So konnte er im Spätherbst und den letzten Turnieren des Jahres beispielsweise nicht in dem Maße überzeugen, wie noch im Frühjahr. Genau daran wird der Silbermedaillen-Gewinner aus Paris arbeiten wollen – und natürlich an seinem Grand-Slam-Konto.

Das erklärte Ziel ist es, in Sphären von Novak Djokovic, Rafael Nadal und Roger Federer vorzupreschen. Mit vier Major-Trophäen geht er als zweiterfolgreichster Spieler der Tour in das Jahr 2025. Gleich die erste Chance bietet sich Alcaraz im Januar in Melbourne. Bei den Australian Open könnte Alcaraz der jüngste Spieler der Geschichte werden, der den Karriere-Grand-Slam komplettiert.

In Wimbledon will der dann 22-Jährige nach Björn Borg, Pete Sampras, Roger Federer und Novak Djokovic der fünfte Spieler werden, der drei Ausgaben in Folge gewinnt. Auch in der Weltrangliste wird Alcaraz die Ambition haben, seinen Rivalen und Kumpel Sinner als Nummer eins abzulösen.

4. Taylor Fritz - Der Überflieger

Einer der Gewinner der Saison 2024 ist definitiv Taylor Fritz. In allen vier Grand Slams des Jahres stand er mindestens im Achtelfinale, zweimal erreichte er dabei die Runde der letzten acht. Bei den heimischen US-Open gelang ihm erstmals der Einzug in ein Major-Finale, auch in Turin schaffte er es ins Endspiel.

Gleich zu Beginn des Jahres holte er sich den Status als amerikanische Nummer eins zurück, zudem stehen Turniersiege in Delray Beach und Eastbourne, sowie die Bronze-Medaille im Doppel der Olympischen Spiele in Paris zu Buche. Der 27-Jährige hat in der abgelaufenen Saison zweifelsohne einen riesigen Schritt nach vorne gemacht. Wir sind gespannt, ob die Nummer vier der Welt auch im kommenden Kalenderjahr zu den besten Spielern gehört - oder sogar noch eine Schippe drauflegen kann?

Nach seinem verlorenen Finale in New York, das er als "emotional hart“ beschrieb, hat Fritz mit Sicherheit Lunte gerochen. Auch für ihn dürften demnach die Grand Slams und der Einzug in ein weiteres Endspiel im Vordergrund stehen. Große Titel hat der 1,96 Meter-Hüne noch nicht viele sammeln können: ein Masters und zwei Triumphe bei ATP 500ern hat er in der Tasche. Auch hier könnte Fritz versuchen, seine Statistik weiter aufzubessern.

5. Daniil Medvedev - Neuerfindung oder Mittelmaß

0:3 im direkten Vergleich 2024 gegen Alcaraz, 1:6 gegen Sinner: Genau wie Zverev ist Daniil Medvedev aktuell eher "Best of the rest“ - oder sogar weniger? Gerade gegen Ende des Jahres erlaubte sich der Russe auch gegen schwächer platzierte Gegner immer wieder Niederlagen, haderte regelmäßig mit den Bällen. Bei den ATP-Finals spielte er keine Rolle.

In einem Interview im Rahmen des letzten Turniers des Jahres merkte er an, dass er mit dem aktuellen Trend nicht zufrieden sei und sich "neu erfinden" müsse. Einen Vorteil hat Medvedev jedoch gegenüber den meisten Kontrahenten: Nach seinem Triumph bei den US Open 2021 befindet sich zumindest ein Major-Titel auf dem Haben-Konto. Ein weiterer kommt aber nach aktuellem Stand wohl nur hinzu, wenn der Russe irgendwie Alcaraz und Sinner umgehen kann. Oder er schafft es eben doch irgendwie, sich erfolgreich neu zu erfinden. Zuzutrauen wäre es ihm.

Ansonsten dürfte sich der 28-Jährige auf die Masters 1000er-Serie fokussieren. Nach zwei Finalniederlagen in Serie könnte er in Indian Wells sein letztes, ihm noch fehlendes Hartplatz-Event ins Auge fassen. Um sein Sortiment an 1000er-Turnieren als zweiter Spieler nach Djokovic zu komplettieren, müsste Medvedev zudem auch noch die Wettbewerbe in Monte-Carlo und Madrid gewinnen.

6. Casper Ruud - Zeit für den ersten Masters-Titel

Wo geht die Reise hin für Casper Ruud? Nach seinen beiden Finalteilnahmen bei den French Open 2022 und 2023, sowie dem Endspiel bei den US Open 2022 schien der Norweger ein großes Versprechen für die Zukunft zu sein.

In den letzten beiden Saisons ging es für den 25-Jährigen aber stetig bergab. Gefühlt fehlt Ruud einfach das Siegergen. Auf Grand-Slam-, ATP-Finals- und Masters-Ebene erreichte er insgesamt bereits 14 Mal mindestens ein Halbfinale. Ein Titel ist dabei aber noch nicht herausgesprungen. So wirkt es fast ironisch, dass der Mann aus Snarova nach all den herausragenden Resultaten erst im Jahr 2024 sein erstes 500er-Event überhaupt gewinnen konnte. In Barcelona schlug er im Finale Stefanos Tsitsipas.

Auf diese Leistung baute er auf und setzte mit dem Halbfinal-Einzug bei den French Open auch auf der großen Bühne mal wieder ein Ausrufezeichen. Dort schien er gegen Zverev lange Zeit der bessere Spieler, verlor das Spiel aber letztendlich mit Verletzungsproblemen in vier Sätzen. Das Jahr rundete Ruud versöhnlich ab, indem er bei den ATP-Finals immerhin ins Halbfinale vorstieß. In der Gruppe siegte er gegen die formschwachen Alcaraz und Andrey Rublev.

Die aktuelle Saison hat dennoch abermals bewiesen, dass Ruud sich am wohlsten auf Sand fühlt. Daher wird das Frühjahr 2025 auch wieder die Zeit sein, in der der "Ice Man" seine beste Form präsentieren wird. Neben den French Open könnte er sich dabei vor allem auf die Sandplatz-Masters in Monte-Carlo, Madrid und Rom fokussieren. Bei allen drei Turnieren stand er bereits mindestens im Halbfinale, und es wäre Ruud zuzutrauen, dass er in der kommenden Saison zumindest den Debüt-Sieg bei einem dieser Events feiert.

7. Novak Djokovic - Fokus auf die Große Bühne

Grand-Slam-Rekordchampion und nach dem Triumph in Paris Tennis komplettiert. Entsprechend entspannt kann Novak Djokovic die Saison 2025 angehen - auch der Abfall auf die Position sieben der ATP-Rankings wird ihn nicht groß stören. Im Spätherbst der Saison 2024 hat er aber durchaus bewiesen, dass er es noch mit den Besten aufnehmen kann. Im Mai wird der Serbe 38 Jahre alt. Nach eigener Aussage will sich Djokovic nun auf die Grand Slams und ausgewählte Turniere fokussieren. Auf vielen Events wird man den "Djoker“ im kommenden demnach wohl nicht mehr sehen.

Ironischerweise könnte sich auch Djokovic die French Open 2025 für einen neuen Coup herauspicken. Jahrelang an der zu großen Hürde Rafael Nadal gescheitert, hat er an selber Ort und Stelle im Olympia-Finale mit einem Kraft- und Mental-Akt Carlos Alcaraz in die Knie gezwungen, dem er wenige Wochen zuvor in Wimbledon noch haushoch unterlegen war.

Auf Hartplatz sah es 2024 ähnlich gegen Sinner aus. Mit dem Selbstvertrauen der Olympischen Spiele dürfte Djokovic seine größte Chance auf einen letzten Grand-Slam-Sieg ausgerechnet in Roland Garros sehen.

8. Andrey Rublev - Raus aus den Depressionen?

Wenn bei einem Spieler Freud und Leid nicht weit voneinanderliegen - so ist es Andrey Rublev. Der Russe schien nach dem vierten Viertelfinal-Einzug in ein Grand Slams in Australien in fünf Turnieren und seinem zweiten Masters-Triumph in Madrid im Mai am Höhepunkt seiner Karriere zu stehen. Auf dem Weg besiegte er unter anderem Carlos Alcaraz und Taylor Fritz.

Danach ging es für den Hitzkopf aus Moskau jedoch steil bergab. Es hagelte frühe Niederlagen in großen Turnieren - und auch den kleinen. Rublev fiel eher negativ durch Ausraster auf dem Court auf. Der 27-Jährige sprach 2024 auch vermehrt offen über seine Depressionen, die in der zweiten Saisonhälfte definitiv die Oberhand gewonnen haben. 

Sinnbildlich dafür sein Auftritt bei den ATP-Finals, bei denen er mit nur einem Satzgewinn und drei Niederlagen sang- und klanglos ausschied. Für Rublev gilt Ähnliches wie für Medvedev: Das Saisonaus kommt gelegen. Bis Januar hat er Zeit, vor allem seine Moral wieder auf Vordermann zu bringen. Die ehemalige Nummer fünf der Welt stand nach wie vor noch nie in einem Halbfinale eines Grand Slams. Dies und weitere Masters-Turniere dürften für Rublev die Hauptanreize für das Jahr 2025 sein.

9. Alex de Minaur - Der "Demon" auf dem Vordermarsch

Alex de Minaur ist sicherlich zu den Gewinnern des Jahres zu zählen. Nachdem er bereits 2023 einen riesigen Schritt in seiner Karriere gemacht hat, zog er in der abgelaufenen Saison erstmals in die Top 10 ein – als erster Australier seit Lleyton Hewitt 2006. Außerdem schaffte es der 25-Jährige jeweils ins Viertelfinale der letzten drei Grand Slams. Mit den Mexico Open (ATP 500) und Rosmalen (ATP 250) schnappte er sich zwei Titel.

Die Frage, die sich bei Alex de Minaur stellt: Hat er das Potenzial für noch mehr? Auf der Tour gilt er als unangenehmer Gegner, doch trotz Siegen über Djokovic, Zverev und Medvedev zog er in den großen Matches in diesem Jahr zumeist den Kürzeren. Seine Bilanz gegen die Top 10 im Jahr 2024: 5:7. Drei Siege davon kamen allerdings beim United Cup zustande, der eher als Vorbereitungsturnier auf die Australien Open gilt. 

Wenn es auf einem Belag klappen könnte, dann wohl auf Rasen. Hier hat de Minaur nämlich den besten Eindruck gemacht. Im Viertelfinale von Wimbledon hatten nicht wenige Experten mit einer Überraschung gegen Djokovic gerechnet. Der Australier musste allerdings zurückziehen. 2025 wird de Minaur versuchen, nochmals einen Schritt nach vorne zu gehen und vielleicht ein Halbfinale oder sogar Finale eines Majors zu erreichen. Wimbledon und die Australian Open dürften die Priorität sein. Auch bei den Masters wird de Minaur sicherlich wieder angreifen wollen. Bis dato stammt der einzige Triumph aus dem Jahr 2020, als er Cincinnati gewann.

10. Grigor Dimitrov - Wie lange hält der zweite Frühling des Altstars?

Eine Karriere-Renaissance erlebte in der Saison 2024 Grigor Dimitrov. Mit einer 6:5-Bilanz gegen Top-10-Spieler ist es vielleicht sogar der beste Dimitrov aller Zeiten. Jedenfalls konnte der Bulgare den Trend aus dem Herbst 2023 bestätigen: zwei Major-Viertefinals und das Masters-Endspiel in Miami stehen zu Buche. Zudem gewann der 33-Jährige in Brisbane den ersten Titel seit 2017. 

Die Position in der Top 10 zum Jahresende ist ein Riesen-Erfolg für den einstigen Champion von Cincinnati. In so manchen Turnieren, wenn Dimitrov in absoluter Topform aufspielt, hat man sogar das Gefühl, dass er mit einem "Run" einen großen Titel abräumen könnte, ähnlich wie bei den ATP-Finals 2017.

Darauf wird der Publikumsliebling auch im Jahr 2025 hoffen. Das Maximum, das wir ihm zutrauen, wäre allerdings ein weiterer Erfolg bei einem Masters-1000-Turnier.

Ein Artikel von Heik Kölsch, Senior Editor
Ein Artikel von Heik Kölsch, Senior EditorFlashscore