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Streaming-Dschungel: Sport-TV immer komplizierter - und teurer

DAZN ist einer der großen Streaming-Giganten.
DAZN ist einer der großen Streaming-Giganten.ČTK / imago sportfotodienst / Michael Taeger
Die Zersplitterung der Übertragungsrechte verlangt von Sportfans enorme Flexibilität bei den Sehgewohnheiten - und immer mehr Geld.

Fußball bei Sky, RTL, DAZN und Amazon Prime, Handball bei Dyn, Basketball bei MagentaSport, Sportdeutschland.TV und YouTube: Für Fans von Live-Sport im heimischen Wohnzimmer wird es immer komplizierter. Neben dem immer undurchsichtigeren Dschungel an Anbietern von TV- und Streamingangeboten gibt es ein weiteres Problem: das Geld.

Fans müssen in Deutschland immer tiefer in Tasche greifen, um Thomas Müller in der Fußball-Königsklasse jubeln zu sehen, Handball-Ass Juri Knorr beim Trickwurf oder Basketball-Weltmeister Andreas Obst beim Dreierschießen zu bestaunen. Das "Rundum-Sorglos-Paket" für Sportbegeisterte liegt nach SID-Berechnungen bei knapp unter 150 Euro - im Monat.

Doch die Offenheit dafür, zumindest in Maßen, scheint da zu sein. "Insgesamt erleben wir, dass immer mehr Deutsche bereit sind, für TV-Inhalte zu zahlen, indem sie Streaming oder Pay-TV-Inhalte abonnieren. Durchschnittlich sind dies 2,4 Dienste pro Nutzer", sagte ein Sky-Sprecher auf SID-Anfrage.

Steigende Kosten - Steigende Einnahmen 

Doch festzuhalten ist: Die Zersplitterung der Sportrechte hat in Deutschland in den vergangenen Jahren mit neuen Streaminganbietern immer mehr zugenommen. Sein Team bei einem Anbieter mit einem Abo zu verfolgen? Meist unmöglich. Das sorgt für Frust und hohe Kosten - und das Ende der Fahnenstange scheint noch (lange) nicht erreicht.

"Der Wettbewerbsdruck im Sport führt dazu, dass es zugleich einen dauerhaften Anreiz für die Verbände gibt, möglichst viel Geld aus der medialen Vermarktung zu erwirtschaften", erklärt Prof. Dr. Christoph Breuer von der Deutschen Sporthochschule Köln im SID-Gespräch: "Da der Preis für Rechte nur dann steigt, wenn viele Medien um die Rechte konkurrieren, haben die Sportrechteinhaber ein Interesse daran, viele Medien zu bedienen. Diese Logiken führen dazu, dass wir weiterhin eine Zerstückelung der Medienrechte sehen dürften."

Luxus für Handball-Fans

Schon jetzt sind für eine Sportart (insbesondere Basketball) oder einen Verein (z.B. in der Fußball-Bundesliga mit DAZN und Sky) je nach Wettbewerb mehrere Abos nötig. 

Und während im Fußball nach dem jüngsten Schiedsspruch ab der nächsten Saison weitere Veränderungen der TV-Rechte anstehen könnten, lebt bei den großen Teamsportarten momentan praktisch nur der Handballfan recht komfortabel: Dort laufen sowohl Liga- und Pokalspiele als auch die Europapokal-Auftritte deutscher Teams in Champions und European League bei nur einem Anbieter, bei Dyn.

Individuelles Fernsehprogramm

Experte Breuer sieht auch Vorteile im Kampf um Sportrechte und Übertragungen. Durch die Zerstückelung der Spieltage könne der "Kunde" schließlich mehr konsumieren. "Zudem kann er zumindest theoretisch von Spezialisierungsgewinnen profitieren. Medien, die sich auf bestimmte Teilmärkte fokussieren, haben häufig mehr Expertise in diesen als ein Allroundanbieter", so Breuer.

Preislich gibt es, vor allem für Fußballfans, aber wenig Hoffnung auf eine Verbesserung der Situation. Günstiger würde es laut Breuer nämlich nur dann, "wenn mehrere Anbieter das exakt gleiche Produkt anbieten - der Kunde also eine tatsächliche Wahlmöglichkeit hat. Bei stark kommerzialisierten Rechten hat er diese aber nicht." Anbieter, das betont der Fachmann, "möchten Exklusivität und keine Wahlfreiheit für den Kunden. Und die Sportverbände bieten diese, da sie einen hohen Preis erzielen wollen."

Kurioses Angebot

Hier und da treibt der wilde Markt an TV-Rechten auch seltsame Blüten. So bewirbt Sportdeutschland.TV die Eishockey-Übertragungen von den Spielen der DEL2 mit folgendem Angebot: Geschmeidige 449 (!) Euro verlangt der Streaminganbieter für seinen Hauptrundenpass für alle 364 Spiele - und preist dies als besondere Offerte an.

Der Kunde zahle schließlich 3239,60 Euro weniger, als wenn die 8,90 Euro pro Einzelspiel zu berappen wäre. Absurd.