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Rad-WM: Remco Evenepoel auf goldener Mission

SID
Remco Evenepoel präsentiert seine Olympia-Medaillen auf dem Rathaus von Brüssel.
Remco Evenepoel präsentiert seine Olympia-Medaillen auf dem Rathaus von Brüssel.ERIC LALMAND/BELGA MAG/Belga via AFP
Remco Evenepoel wurde in Paris Doppel-Olympiasieger, jetzt will er in Zürich Doppel-Weltmeister werden.

Remco Evenepoel wählte die große Inszenierung: Zur Tour of Britain kreuzte Belgiens Superstar unlängst mit komplett goldenem Rad auf, das Trikot des Doppel-Olympiasiegers zierten frische goldene Ärmel über den gewohnten Regenbogenstreifen für seinen Weltmeister-Titel. "Ich musste beim Weltverband mächtig kämpfen, das so durchzukriegen", sagte Evenepoel grinsend, "aber ich bin stolz auf die vergangenen Monate und will das auch zelebrieren."

Dabei könnte das rauschende Finale einer Traumsaison nun erst anstehen: Bei der WM in Zürich ist der 24-jährige Topfavorit im Zeitfahren am Sonntag und heißer Goldanwärter im Straßenrennen eine Woche später. "Die Batterien sind voll aufgeladen", sagt Evenepoel, der nach Olympia kränkelte, danach aber in Griechenland mit Frau Oumi ausgiebig ausspannte.

Der Traum vom Regenbogen

Satt ist Evenepoel noch lange nicht, erneut steht Historisches auf dem Menü. Gold im Zeitfahren und Straßenrennen bei denselben Olympischen Spielen? Remco war kürzlich der Erste, der das geschafft hat.

Das Double bei einer WM? Hat noch niemand erreicht, Evenepoel holte das Regenbogentrikot im Straßenrennen 2022 und im Zeitfahren 2023. Olympiasieger und Weltmeister im Straßenrennen im gleichen Jahr? Ein ebenfalls bislang unbestiegener Gipfel.

Evenepoel hat gar den Grand Slam vor Augen, das doppelte Doppel-Gold. Es wäre ein unerhörter Triumph, der dem "Merckx der Moderne" aber unbedingt zuzutrauen ist. "Alles ist möglich. Remco ist total fokussiert und vor allem verspürt er keinen Druck", sagte Klaas Lodewyck, Evenepoels Sportdirektor beim Soudal-Quick-Step-Team.

Eine Stärke Evenepoels ist, Nebengeräusche auszublenden. Und diese Qualität benötigt er derzeit auch: Der Trubel nach dem Pariser Doppel-Gold war gewaltig, Remco wurde herumgereicht, von Tausenden Fans auf dem Brüsseler Marktplatz gefeiert, im Fußballstadion des RSC Anderlecht - dort brachte er es als Kicker zum belgischen U-Nationalspieler - auf dem Rasen bejubelt.

Gerüchteküche: Wechsel zu Red Bull Thema

Und dann sind da noch die Spekulationen um seine Zukunft. Hartnäckig halten sich Gerüchte, dass Evenepoel ab 2025 Star des bayerischen Rennstalls Red Bull-Bora-hansgrohe wird, der seine neue Finanz-Brausepower gewinnbringend investieren will. "RBBH"-Teamchef Ralph Denk tat dies als "Gossip", als Geschwätz, ab, auch Evenepoel gab sich zuletzt ahnungslos.

Ein derartiger Deal würde im Radsport neue Dimensionen schaffen: Zehn Millionen Euro Ablöse, so Medienberichte, würden fällig, sollte Evenepoel trotz Vertrag bis 2026 Quick-Step verlassen - absoluter Rekord im Radsport, wo Abstandzahlungen kein Usus sind. Und gehaltstechnisch würde er in eine Liga aufsteigen, in der sonst nur Tadej Pogacar fährt.

Ach ja, Pogacar: Der Slowene, dieser andere unwiderstehliche Vollblutfahrer, ist das größte Hindernis für Evenepoel auf dem Weg zum Triumph im Züricher Straßenrennen. Die beiden mögen sich, die beiden schätzen sich. Und Pogacar wird verhindern wollen, dass sich Evenepoel erneut für ein episches Foto an der Ziellinie aufbaut - und sein Rad nun vor der Züricher Oper statt vor dem Eiffelturm emporhebt.