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Böser Unfall in der Schweiz: Emanuel Buchmann und das Jahr der Brüche

SID
Emanuel Buchmann wird monatelang nicht an Rennen teilnehmen können.
Emanuel Buchmann wird monatelang nicht an Rennen teilnehmen können.Profimedia
Emanuel Buchmann lag vor einer Garageneinfahrt am Ortseingang des Nordschweizer Städtchens Regensdorf und krümmte sich vor Schmerzen. Die Folgen des Sturzes des deutschen Radstars auf der zweiten Etappe der Tour de Suisse waren heftig, das bestätigte sich wenig später im Krankenhaus: Hüfte gebrochen, Schlüsselbein gebrochen, und ein Stück weit auch das Herz - denn Buchmann droht nun ein trister Abschied vom wichtigsten Team seiner Karriere.

"Es ist eine Schande", sagte Patxi Vila, der in der Schweiz diensthabende Sportdirektor der Bora-hansgrohe-Mannschaft, angesichts der schweren Verletzungen des 31-Jährigen, die operative Eingriffe und eine wohl monatelange Pause zur Folge haben: "Emu war in großartiger Form und in der Lage, um ein Top-Ergebnis zu fahren. Wir werden ihn hier vermissen."

Abschied zum Saisonende

Ob Vilas Worte über das Etappenrennen in der Schweiz hinaus Gültigkeit haben, ist eher fraglich. Denn zwischen Buchmann und der Equipe aus dem bayrischen Raubling, für die der Ravensburger seit 2015 - damals hieß der Rennstall noch Bora-Argon18 - fuhr, war es zum Bruch gekommen. Und deshalb kommt der schwerste Rückschlag in der an Rückschlägen nicht armen Karriere des besten deutschen Rundfahrers der Nach-Ullrich-Klöden-Ära zur absoluten Unzeit.

"Er hat sowieso keine Lust mehr auf uns oder für uns zu fahren - das hat er mir nicht persönlich gesagt, aber im Team kommuniziert", hatte Teamchef Ralph Denk erstaunlich öffentlich mitgeteilt, nachdem Buchmann ebenso öffentlich sein Unverständnis über die Nichtnominierung für den Giro d'Italia verkündet hatte: "Ich kann meine Enttäuschung und Frustration nicht beschreiben. Bora hat mir sogar die Position des Co-Anführers versprochen."

Spätestens da war klar: Buchmanns zum Saisonende auslaufender Vertrag wird nicht verlängert, es wird ein bitteres Ende der Ehe zwischen einem Fahrer und einem Team, die eng verbunden waren, gemeinsam populär und erfolgreich wurden: Buchmanns vierter Gesamtplatz bei der Tour 2019 war eine Renaissance deutschen Rundfahrttums, Radsport-Deutschland fieberte mit "Emu" - ein kleines bisschen wie damals mit "Ulle".

An die Leistungen von damals konnte Buchmann nicht mehr anknüpfen, Denk verpflichtete internationale Stars (Roglic, Wlassow, Martinez), Buchmann rutschte vom Anführer zum Co-Kapitän ab, zum Helfer und schließlich zur Randfigur. Für die Tour de France war er ohnehin nicht eingeplant, bei der Tour de Suisse wollte Buchmann für sich Werbung machen - es kam anders.

Der Markt für einen bald 32 Jahre alten Rundfahrer ohne den ganz großen Erfolg ist schwierig. Das UAE-Team von Topstar Tadej Pogacar soll Interesse am deutschen Meister gehabt haben, auch Cofidis, wo Buchmann die Rolle des zum Jahresende zurücktretenden Simon Geschke übernehmen könnte. Dass die Saison für Buchmann nach dem schlimmen Crash von Regensdorf gelaufen sein dürfte, macht die Zukunftsplanung nicht leichter.