Tour-Star Pogacar kennt nur Attacke: Kleine Sekunden, große Wirkung
"Ich bin mit einer guten Form in die dritte Woche gegangen. Warum also nicht etwas versuchen? Warum nicht noch ein bisschen mehr Druck auf Jonas machen?", fragte der 25-Jährige am Dienstagabend in Superdevoluy: "Es war insgesamt wieder ein guter Tag." Und zwar ein Tag der Nadelstiche.
Eigentlich war die 17. Etappe mit dem kurzen und nicht allzu steilen Schlussanstieg ins kleine Skiressort als nicht schwierig genug eingeschätzt worden, um eine wirkliche Attacke zu lancieren. Die Favoriten, so war erwartet worden, würden sich bestenfalls beschnuppern.
Doch Pogacar pfiff auf Expertenmeinungen. Während Olympiasieger Richard Carapaz aus Ecuador die Etappe als Ausreißer gewann, trat "Pogi" am vorletzten Berg, dem Col du Noyer, an und ließ Vingegaard sowie den drittplatzierten Belgier Remco Evenepoel stehen. Beide fanden wieder den Anschluss, Evenepoel setzte sich dann aber am Schlussanstieg ab.
Auf dem Schlusskilometer ließ Pogacar wiederum seinen Hauptrivalen Vingegaard erneut stehen. Während Evenepoel immerhin zehn Sekunden Vorsprung auf Pogacar herausfuhr und seinen Gesamtrückstand von 5:19 auf 5:09 Minuten verringerte, nahm der Slowene dem Dänen besagte zwei Sekunden ab. Vingegaards Visma-Team habe versucht, ihm Ärger zu bereiten. "Also habe ich einfach wieder etwas versucht", sagte Pogacar.
Erneuter psychologischer Sieg
Dass der Toursieger von 2020 und 2021 in der Gesamtwertung jetzt mit 3:11 Minuten statt zuvor 3:09 Minuten vor Vingegaard, dem Toursieger von 2022 und 2023, liegt, macht mathematisch keinen großen Unterschied.
Wohl aber moralisch: Vingegaard geht nun mit dem Gefühl einer weiteren, wenngleich kleinen Niederlage ins Finale. Und das hilft mental nicht gerade beim Vorhaben, auf dem Weg nach Nizza doch noch das Wunder zu schaffen.