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Krümelmonster statt Kannibale: Pogacar fährt selbst Merckx davon

SID
Pogacar (l.) und Vingegaard (r.): Die größte Rivalität aller Zeiten?
Pogacar (l.) und Vingegaard (r.): Die größte Rivalität aller Zeiten?AFP
Dritter Tour-Sieg mit erst 25 Jahren: Tadej Pogacar gehört schon jetzt zu den Allergrößten der Radsport-Geschichte. "Ich bin doch kein Kannibale! Ich esse viel lieber Süßigkeiten", bügelte der nun dreimalige Sieger der Tour de France den neuerlichen Vergleich mit Eddy Merckx ab. Seine Dominanz bei der 111. Frankreich-Rundfahrt erinnerte zwar an die Tage des legendären belgischen Allesfressers, doch Pogacar hat längst seine eigene Dynastie geschaffen: Der Brownie- und Bonbon-Liebhaber ist das nimmersatte Krümelmonster des Radsports.

Die drei Wochen zwischen Florenz und Nizza waren eine einzige Show des Slowenen, er sorgte für "totale Pogimania" (L'Equipe) bei einer Tour, die angesichts der Qualität an der Spitze Maßstäbe setzte. "Wir erleben eine goldene Ära des Radsports. Ich könnte mir keine besseren Rivalen wünschen als Jonas Vingegaard und Remco Evenepoel", sagte Pogacar. Aus dem Goldhaufen glitzerte der 25-Jährige quasi diamanten heraus.

Pogacar bricht das Skript

Eigentlich hatte die Organisatoren diese spezielle Frankreich-Rundfahrt, die wegen der Olympischen Spiele erstmals nicht in Paris endete, dramaturgisch auf ein Herzschlagfinale in Nizza hinkonstruiert. Mit einer Bergankunft am Samstag und einem schweren Zeitfahren am Sonntag sollte dort die Tour entschieden werden.

Pogacar aber hatte schon zuvor für derart klare Verhältnisse gesorgt. Die schweren Bergetappen beherrschte er, gnadenlos und spielerisch. Und futterte im Ziel mit diebischer Freude Süßkram aus seinem Klarsichtbeutel. Titelverteidiger Vingegaard, der nach seinem schweren Rennunfall eine bemerkenswerte Tour fuhr, und Belgiens Debütant Evenepoel stritten früh nur noch um Platz zwei. Die letzten beiden Tage am Mittelmeer waren für Pogacar somit eine einzige Ehrenrunde durch seine Wahlheimat.

Der jüngste...

"Das hier sind die Straßen, auf denen ich mein ganzes Profileben lang trainiert habe", sagt der schmächtig-mächtige Radsport-König aus dem Krain-Dörfchen Klancec mit reichlich Stolz in der Stimme. In den nur sechs Jahren seines bisherigen Profilebens hat Pogacar die Radsport-Welt aus dem Angeln gehoben.

Mit 21 Jahren war er 2020 der jüngste Toursieger der Geschichte, 2021 mit 22 Jahren der jüngste Doppelchampion, und mit 25 ist er nun der jüngste Dreifachsieger. Merckx war 26, als er seinen dritten von fünf Gesamtsiegen feierte. Was die Karrierebilanz mit 25 angeht, ist Pogacar dem Belgier ebenbürtig: Beide gewannen vor ihrem 26. Geburtstag vier große Rundfahrten, beide sechs Radsport-Monumente.

2025: Wartet ein Duell auf Augenhöhe?

Pogacar macht keinen Hehl daraus, dass die beiden Niederlagen gegen Vingegaard sein Sprit waren, die Duelle mit dem Dänen ihn antreiben. "Ich genieße die Auseinandersetzungen", sagte er: "Das motiviert mich." Auch wenn "Pogi vs. Vingo IV" wie auch die ersten drei Auflagen nicht ganz auf Augenhöhe stattfand, erneut früh entschieden war.

2021? Gewann Pogacar mit 5:20 Minuten Vorsprung, der damalige Roglic-Helfer Vingegaard rückte erst spät in die Kapitänsrolle. 2022? Lag Vingegaard 2:43 Minuten vor Pogacar, der grobe taktische Fehler beging. 2023? War Pogacar nach seinem Sturz bei Lüttich-Bastogne-Lüttich nicht topfit, hatte 7:29 Minuten Rückstand. 2024? Fehlten Vingegaard verletzungsbedingt einige Prozent.

Vielleicht sind ja 2025 beide in Bestform, tragen das zentrale Duell einer goldenen Ära bis ultimo aus. Das wäre nur im Sinne von Vollblutrennfahrer Pogacar: "Ich habe tonnenschweren Respekt vor Jonas. Es gibt doch nichts besseres als solchen superaufregenden Radsport."