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Kommentar zur Tour de France: Von Tyrannen und Volkshelden

SID
In Richtung Doping liegt gegen Pogacar nichts vor
In Richtung Doping liegt gegen Pogacar nichts vorAFP
Jene großen Radsport-Herrscher, die eine Dynastie geprägt haben, waren sehr häufig keine Typen zum Liebhaben. Bernard Hinault hatte zu Hochzeiten den Ruf einer, pardon: Arschgeige sondergleichen, Lance Armstrong war ein skrupelloser Tyrann, Miguel Indurain ebenso wie Chris Froome ein kühler Technokrat. Tour-Titel gewannen sie alle zu Hauf, Herzen eher selten.

Tadej Pogacar, der nun zum erlesenen Kreise jener gehört, die das wichtigste Rennen der Welt mindestens dreimal gewonnen haben, ist anders. Smart, wortgewandt, witzig, einfach ein guter Typ. Ein sagenhafter Radfahrer, der lieber einmal zu viel als einmal zu wenig attackiert. Ein Champion, der seiner Sportart gut tut. Der eben nicht nur Tour-Titel, sondern eben auch Herzen gewinnt.

Die "Pogimania" des Jahres 2024 erinnert ältere Beobachter an die Zeiten eines Eddy Merckx. Der legendäre Belgier war knallhart im Rennen, steckte nie zurück, verschenkte keine Siege. Wie Pogacar. Und Merckx war abseits des Wettkampfs, so sagen Weggefährten, eben kein Kannibale, sondern ein klasse Kerl. Bis heute gilt er als Prototyp des Volks-Champions.

Pogacar: Keine Vergleiche mit Merckx

Pogacar mag die Vergleiche mit Merckx nicht sonderlich. Und vielleicht sollte er ihm auch nicht zu sehr ähneln. Merckx nämlich, so ist hinreichend belegt, war auch ein Doper. Gegen Pogacar, das muss angesichts dessen kaum greifbaren Leistungen immer wieder gesagt werden, liegt hingegen nichts, aber rein gar nichts vor, was einen Verdacht rechtfertigen würden.

Naiv sollte niemand sein: Im Radsport arbeiten heute noch viele Menschen, die einst notorisch betrogen haben, auch in Pogacars Team. Und heute werden - Stichwort Kohlenmonoxid - zumindest alle Grenzbereiche der legalen Leistungssteigerung ausgenutzt. Nicht weniger, aber nach jetzigem Wissen auch nicht mehr.

Pogacar trägt sicherlich eine Bürde, eine Verantwortung: Sollte er - worauf, nochmal gesagt, nichts hindeutet - mit illegalen Methoden auffliegen, könnte der Spitzenradsport, der sich gerade von den Armstrongs der Vergangenheit erholt hat, auf Jahre den Laden zusperren.

Auch und vor allem deshalb ist es so wichtig, dass Pogacar wirklich ein guter Typ ist.