Die Verwandlung von Tour-Star Jonas Abrahamsen: Mit Übergepäck ins Bergtrikot
"Ich kann es gar nicht glauben und bin so glücklich, das Trikot vom ersten Tag an zu haben", schwärmte Abrahamsen nach der turbulenten Auftaktwoche der Frankreich-Rundfahrt, die er geprägt hat wie kaum ein anderer im Peloton. Immer wieder attackierte er, immer wieder schnappte er sich die Bergpunkte auf den kleineren bis mittelschweren Hügeln.
Auch wenn Abrahamsen sein gepunktetes Trikot wohl spätestens in den Pyrenäen am Wochenende verlieren dürfte: Die Tour 2024 ist sein Durchbruch auf der internationalen Radsportbühne. Und sie ist der vorläufige Höhepunkt eines Aufstiegs, den der Allrounder einer ungewöhnlichen Form der Ernährungsumstellung zu verdanken hat.
Als er mit dem Radsport begonnen habe, hatte Abrahamsen vor der Tour im Cycling Podcast erklärt, seien all seine Lieblingsfahrer "sehr dünn" gewesen. Weil er beim Nacheifern aber irgendwann an die eigene Leistungsgrenze stieß, verabschiedete er sich schließlich vom ständigen Kalorienzählen.
"Ich habe etwa 20 Kilo zugenommen und fühle mich seitdem jedes Jahr stärker und stärker", sagte er. Die Wattwerte schossen in die Höhe, die Ergebnisse wurden besser und Abrahamsen wuchs sogar um rund sechs Zentimeter - mit Mitte 20!
Abrahamsens Beispiel schreckt ab
"Es ist ziemlich krank, dass man seinen Körper so quälen und so wenig essen kann, dass man die Pubertät hinauszögert", stellte Abrahamsen im Interview mit dem norwegischen TV-Sender TV 2 fest. Er legte damit den Finger in die Wunde des medizinischen Grenzfalles namens Profi-Radsport.
Der Mann aus dem Süden Norwegens will deshalb als Vorbild dienen, dass es auch anders gehen kann, ganz ohne Abnehmwahn - und zelebriert seine neu gewonnene Lockerheit. Ob sich die verspätete Pubertät auch darauf auswirkte, dass sich Abrahamsen im Rahmen des besagten Interviews nackt auf einem Rennrad ablichten ließ, ist nicht überliefert.