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"Manchmal keine Antwort": Florian Wellbrock will sich nach Auf und Ab zurückmelden

SID
Florian Wellbrock will seine Medaillensammlung erweitern.
Florian Wellbrock will seine Medaillensammlung erweitern.Profimedia
Es dauerte nicht lange, bis Florian Wellbrock merkte, dass auch in Paris nicht alles nach Plan läuft. Nach dem Training kam der Bus zurück ins Olympische Dorf nicht, der Schwimmstar musste mit seinen Kollegen auf den nächsten warten. Doch über solche Kleinigkeiten kann der Magdeburger schmunzeln - seit seinem Triumph von Tokio hat er ganz andere Pannen erlebt.

"Wir versuchen zwar, wie eine Maschine, wie ein Roboter zu funktionieren, aber das klappt nicht immer so, wie man sich das vorstellt", sagt Wellbrock im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (SID): "Deswegen gibt es Höhen und Tiefen, für die man manchmal einfach keine Antwort findet."

Sechs WM-Titel und zehn WM-Medaillen insgesamt hat der Langstreckler neben Olympiagold gewonnen: Damit ist er der erfolgreichste deutsche Schwimmer seit Michael Groß in den Achtzigern. Doch den grandiosen Siegen folgten große Enttäuschungen - vor allem in den letzten zwölf Monaten. Das krachende Vorrundenaus im Becken bei der WM vor einem Jahr in Japan nach dem Doppeltriumph im Freiwasser, die deutlichen WM-Niederlagen im kalten Meer im Februar in Katar.

Das "ganze System Wellbrock" sei gekippt, stellte der Schwimmstar fest. In Doha versuchte er es mit einem Reset. "Wir sind back to the roots gegangen, auf den Nullpunkt", berichtet er: "Das hat ganz gut getan." WM-Silber über 1500 m fünf Monate vor Olympia baute ihn wieder auf.

"Menschlich, dass man Dinge hinterfragt"

Auf das ständige Auf und Ab könnte Wellbrock gerne verzichten, doch es sei auch hilfreich: "Man weiß, dass der Sieg oder das Gewinnen einer Medaille keine Selbstverständlichkeit ist, dass es immer Perfektionismus und einer Menge Arbeit bedarf, damit es klappt. Die Wertschätzung solcher Erfolge ist größer, wenn man mal eine Niederlage wegstecken muss."

Natürlich gab es Momente der Verzweiflung, Gedanken ans Aufhören. "Es ist absolut menschlich, dass man mal ein paar Dinge hinterfragt - um dann wieder genügend Wut im Bauch zu haben, um neu angreifen zu können." In Paris will er zeigen, dass er weiter zur absoluten Weltspitze gehört - im Becken und im Freiwasser.

Wobei die Probleme mit der Seine, zunächst zu dreckig, jetzt mit starker Strömung, die Vorfreude auf das Rennen über zehn Kilometer am 9. August deutlich gedämpft haben. "So wie es jetzt aussieht, freue ich mich auf die 1500 mehr", gibt Wellbrock zu. Auf dem "langen Kanten", auf dem er in Tokio Bronze gewann, sieht er sich im "engeren Medaillenkreis". Doch bevor er am 4. August im Rugbystadion Paris La Defense nach Edelmetall greift, sollten möglichst schon andere Schwimmmedaillen für Deutschland gesammelt haben.

DSV-Team mit guten Medaillenchancen

Die Wahrscheinlichkeit, dass erstmals seit 2008 jemand anders als die Familie Wellbrock - seine spätere Ehefrau Sarah Köhler holte 2021 Bronze - im olympischen Pool aufs Podest schwimmt, ist deutlich gestiegen. Schmetterling-Weltmeisterin Angelina Köhler, 800-m-Vizeweltmeisterin Isabel Gose und vor allem sein Trainingskollege Lukas Märtens, der als Weltjahresbester über 400 m Freistil am Weltrekord von Paul Biedermann kratzt, haben gute Chancen.

"Es macht sehr viel Spaß, dass man in den Medien nicht mehr der Einzige ist, der Medaillen gewinnen soll und muss", sagt Wellbrock: "Wenn man als Team Hand in Hand auf Medaillenjagd geht, ist das eine coole Sache."