Nächster Goldangriff 2028? Oliver Zeidler hat "Lust auf mehr"
Oliver Zeidler weinte und weinte, als er sich mit einem Rennen "für die Ewigkeit" endlich seinen größten Traum erfüllt hatte. Und erst nachdem die vielen Tränen des puren Glücks getrocknet waren, die der Einer-Dominator auf dem Wasser, in den Armen seiner Freundin und mit der Medaille um den Hals vergossen hatte, ließ er es im Deutschen Haus ausgiebig krachen.
Es wirkte, als ströme all der Druck, der sich seit dem schmerzvollen Halbfinal-Aus in Tokio aufgestaut hatte, auf einmal aus ihm heraus.
Der Lohn für harte Arbeit
"Ich habe alles, was ich konnte, in diese Medaille gesteckt", sagte Zeidler noch immer etwas ungläubig. Zu diesem Zeitpunkt lag ein goldener Tag hinter dem Ausnahmeruderer, an dem ihn die Emotionen ein ums andere Mal übermannt hatten. Umso ausgelassener feierte er sein Meisterstück bei den Olympischen Spielen. Er spritzte mit Sekt um sich, hüpfte zu "Allez Olli"-Sprechchören und genoss das Bad in der Menge in vollen Zügen.
"Das ist das, was ich mir über die letzten drei Jahre mit viel Schweiß und Tränen erarbeiten musste", es fühle sich "wahnsinnig gut an", sagte Zeidler mit feuchten Augen, nachdem er das erste deutsche Einer-Gold seit Thomas Lange 1992 gewonnen hatte. Dieses Finale, das zur Machtdemonstration verkam, weil der Vorzeigeathlet der Konkurrenz nicht den Hauch einer Chance ließ, sei "eines für die Ewigkeit", ergänzte er stolz.
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Nächster Angriff 2028?
Und als er allmählich all das zu realisieren begann, was er geschafft hatte, plante Zeidler bereits den nächsten großen Goldangriff. Er habe auf jeden Fall "Lust auf mehr. Nochmal Gold bei Olympia zu gewinnen, wäre eine Sache, um sich endgültig in die Geschichtsbücher einzutragen", betonte er. Die Befreiung, das Ende des Traumas von Tokio, das ihn beinahe "gebrochen" hätte, wie er verriet, war dem 28-Jährigen deutlich anzumerken.
Viel habe die Familie geopfert, sagte der Olympiasieger, insbesondere nach dem verflixten Halbfinale vor drei Jahren, aber nun "hat man was zum Vorzeigen, und die Leute wissen, wofür das war". Zeidler dankte seinem Papa und Trainer Heino, der von der "Vollendung" des Vater-Sohn-Projekts schwärmte. Aber auch Freundin Sofia Meakin, selbst Ruderin für die Schweiz, die ihm auf dem Weg zu Gold endlich "die Leichtigkeit" gegeben habe, die ihm so manches Mal gefehlt hatte.
Das Talent liegt in der Familie
Zeidler stieg nicht nur zum dritten Olympiasieger seiner Familie auf, in der bereits Großvater Hans-Johann Färber 1972 im sogenannten "Bullenvierer" und Tante Judith Zeidler 1988 im DDR-Achter Gold gewonnen hatten. Er krönte auch eine beispiellose Karriere, die seit seinem Wechsel vom Schwimmen zum Rudern kaum märchenhafter hätte verlaufen können.
Erst 2016 war Zeidler ins Ruderboot gewechselt, nachdem er als Schwimmer die Olympia-Qualifikation verpasst hatte. Er bezeichnete es als "Zufall oder Glück", dass es für ihn im Boot gleich so gut klappte. Es folgten drei WM- und EM-Titel - aber eben auch das bittere Aus von Tokio. Damals war er als Topfavorit an den schwierigen Bedingungen gescheitert, aber vielleicht auch an sich selbst.
In Paris wurde Zeidler seiner Favoritenstellung dagegen eindrucksvoll gerecht - und er rettete nebenbei durch die zweite Rudermedaille die deutsche Bilanz. "Ich bin nicht sicher, ob dieses Rennen oder das Halbfinale das beste meines Lebens war", betonte er nach dem Spektakel im Endlauf: "Aber ich habe zwei super Rennen aufs Parkett gezaubert."