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Reggie Redding exklusiv: “Doc Rivers Tür steht immer offen”

Reggie Redding exklusiv: “Doc Rivers Tür steht immer offen”
Reggie Redding exklusiv: “Doc Rivers Tür steht immer offen”Profimedia
Noch vier Stunden bis Tipoff. Heute Abend steht Reggie Redding gegen die Golden State Warriors auf dem Parkett. Mit dem Auto fährt er 45 Minuten zum Wells Fargo Center, der Heim-Arena der 76ers. In Philadelphia erblickt Reggie das Licht der Welt, als Kind trägt er das blaue Philly-Jersey, spielt College-Basketball im benachbarten Villanova. Steph Curry ist heute verletzt, der Meister wackelt. Doch Reddings Game Plan ist ein anderer. Denn der 34-Jährige, der in der Basketball-Bundesliga für Tübingen, ALBA und Bayern zu den besten und beliebtesten Spielern gehörte, hat seine Basketballschuhe letztes Jahr an den Nagel gehängt.

Reggie Redding ist jetzt Individualtrainer bei seinen Philadelphia 76ers. Er sorgt dafür, dass sich Joel Embiid, James Harden oder Tobias Harris perfekt aufs Spiel vorbereiten können. Redding fährt mit dem Auto kurz auf den Standstreifen, damit der Empfang besser ist. Dann startet unser Interview. 

Reggie, wie sieht aktuell ein typischer Arbeitstag für dich aus? 

Früh um acht Uhr fahre ich zur Trainingshalle der Sixers. Um zehn haben wir Shootaround. Nach dem Training kehre ich nach Hause zurück und versuche einen Mittagsschlaf zu machen. Wenn wir um 19 Uhr spielen, kommt der erste Spieler gegen 16:15 Uhr zum Warmup. Daher bin ich jetzt auf dem Weg zur Arena und komme gegen 15:30 Uhr an, um die Partie gegen die Warriors vorzubereiten. Wir sind natürlich auch viel unterwegs und reisen mit dem Team zu den Auswärtsspielen.  

Lebst du in der Nähe der Sixers-Trainingshalle? 

Ich wohne mit meiner Familie in der Nachbarschaft meiner Universität in Villanova, wo ich gespielt habe. Das ist eine Art Vorort von Philly. Unsere NBA-Trainingshalle befindet sich in Camden, New Jersey. Ich fahre jeden Tag etwa 45 Minuten zum Training. Aber es ist nicht weit, das ist okay. 

Was ist dein Job bei den Sixers? 

Ich kümmere mich um die Spielerentwicklung. Wenn die Jungs in die Halle kommen und Basketball Drills machen wollen, dann ist das mein Job. Der Spieler, mit dem ich am meisten arbeite, ist Tobias Harris. Ich helfe aber auch bei anderen Jungs aus, bei Joel Embiid oder James Harden. Wo ich gebraucht werde, da bin ich.  

An welchen Aspekten arbeitest du mit den Spielern? 

Das hängt natürlich vom einzelnen Spieler ab. Jungs wie Tobias sind so professionell und meistens wissen sie genau, was sie machen wollen. An manchen Tagen möchten sie an ihrem Wurf arbeiten, dann machen wir Wurfübungen. Oder sie wollen an ihren Ballhandling feilen.  

Vermisst du das Spielen manchmal? 

Das ist das Coole an meinem Job. Ich spiele viel mit den Jungs. Wenn sie eins-gegen-eins trainieren wollen, mache ich das. Es gibt auch Momente, wo ein Spieler im Training beim Fünf-gegen-fünf gebraucht wird und ich reinkomme. Es ist toll, mit einigen der besten Basketballer der Welt zu spielen. Ich bin zwar kein Spieler der 76ers und finde es trotzdem cool. So bekomme ich immer noch meine kleine Dosis, vermisse aber natürlich den richtigen Wettkampf. 

Joel Embiid war auch gegen die Warriors wieder überragender Spieler der 76ers.
Joel Embiid war auch gegen die Warriors wieder überragender Spieler der 76ers.Profimedia

Welcher Sixer ist im Training am schwersten zu verteidigen? 

Ich würde sagen Joel Embiid. Er ist einfach so groß und so gut. Ich müsste etwas größer sein, um ihn stoppen zu können (lacht). Ehrlich gesagt, Tyrese Maxey ist wirklich so schwer zu verteidigen. Meine Güte, er ist unglaublich schnell und flink. 

Hast du deine Spielerkarriere jemals offiziell beendet? Wir haben dazu nichts finden können. 

Es war verrückt. Als Letztes spielte ich in Belgrad (bei Partizan bis 2020, Anm. d. Red.). Ich hatte eine Brustverletzung und musste operiert werden. Und dann schlug Corona zu und schickte uns alle nach Hause. In der nächsten Saison blieb ich daheim und erholte mich weiter von meiner Verletzung. In dieser Zeit wurde ich Vater einer Tochter. Im Sommer letzten Jahres habe ich mich gefragt: Okay ich bin wieder fit, gehe ich wieder rüber, was mache ich? Im Juni verstarb dann mein Vater. Danach entschied ich, meine Karriere zu beenden. Ich war nicht bereit, zwei oder drei Wochen nach dem Tod meines Vaters einfach mein Zuhause zu verlassen. Gerade als ich mich mit dem Karriereende beschäftigte, bekam ich einen Anruf der Sixers. Das war ein Zeichen für mich, als Spieler aufzuhören und ins Coaching einzusteigen.  

Wichtige Kollege: Headcoach Doc Rivers (l.) und Flügelspieler Tobias Harris
Wichtige Kollege: Headcoach Doc Rivers (l.) und Flügelspieler Tobias HarrisProfimedia

Wie ist es bei den Sixers unter Headcoach Doc Rivers zu arbeiten? 

Es ist einfach fantastisch, von den Trainern zu lernen. Natürlich vor allem von Doc. Ich habe ihn seit Jahren verfolgt. Jetzt meine Trainerkarriere unter ihm starten zu dürfen, ist einfach unglaublich. Doc ist ein Welcoming Coach. Man kann immer in sein Büro kommen. Du kannst ihn immer etwas fragen und mit ihm sprechen. Er hilft. Seine Tür steht immer offen. Er ist nie sauer oder schlecht gelaunt. Ich bin sehr glücklich, unter einem Coach wie ihm arbeiten zu dürfen. 

Du bist in Philadelphia geboren. Welches Gefühl ist es, jetzt Teil der Sixers zu sein? 

Ich habe Glück. Ich konnte meine Spielerkarriere beenden und erhielt direkt danach die Möglichkeit, bei den Sixers einzusteigen. Das ist nicht selbstverständlich. Ich habe doppeltes Glück, das auch noch für mein Heimat-Team machen zu dürfen. Ich bin in Philly aufgewachsen, bin hier zur Highschool und aufs College gegangen. Mein ganzes Leben bin ich ein Sixers-Fan. Und dann bekomme die Chance, Teil dieses Clubs zu werden.  

Wie siehst du deine eigene Trainerkarriere? 

Darüber habe ich viel nachgedacht. Ich bin mir noch nicht sicher. Ich habe einen zweijährigen Vertrag mit den Sixers, diese und nächste Saison. Nach der kommenden Saison habe ich eine gute Idee, in welche Richtung ich gehen werde. Momentan genieße ich einfach, was ich tue. Solange ich Spaß dabei habe und mich weiterentwickele, liebe ich es.  

Zwei Jahre spielte Redding bei ALBA Berlin und bezwang 2014 sogar NBA-Champion Tim Duncan und die Spurs.
Zwei Jahre spielte Redding bei ALBA Berlin und bezwang 2014 sogar NBA-Champion Tim Duncan und die Spurs.Profimedia

Erinnerst du dich manchmal an deine Zeit in Deutschland? 

Ich liebe Deutschland. Ich habe es immer genossen, hier zu leben und zu spielen. Die besten Jahre meiner Karriere waren wahrscheinlich die zwei in Berlin. Ich habe auf dem Parkett gut gespielt, die Stadt war großartig und ALBA hat sich immer um mich gekümmert. Ich pflege bis heute gute Verbindungen zu einigen Teamkollegen von damals. Berlin war das Highlight meiner Karriere in Europa.  

Reggie, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für deine Trainerkarriere! 

Die Philadelphia 76ers gewannen das Spiel gegen die Golden State Warriors 118:106.