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Deutschlands goldene Reiter: Von Geldgebern und Turnier-Trotteln

Die deutsche Equipe hat in Paris eine starke Vorstellung gezeigt.
Die deutsche Equipe hat in Paris eine starke Vorstellung gezeigt.Profimedia
Am späten Abend, etliche Stunden nach dem Sensationsgold von Springreiter Christian Kukuk, gratulierte aus der Heimat ein begeisterter Fan. "Hippologische Grüße an alle, der Reitsport in Deutschland kann sich sehen lassen!", teilte Thomas Müller in einem launigen Instagram-Video mit. Dem Fußball-Weltmeister darf man das glauben, Müller gilt als ausgewiesener Experte und ist Mitbesitzer von Kukuks Goldpferd Checker.

Müller und seine Ehefrau Lisa, eine erfolgreiche Dressurreiterin, gehören zu den einflussreichen Förderern und Geldgebern des Pferdesports in Deutschland. Auf ihrem Gestüt Gut Wettlkam im Süden von München "bestimmten bisher die Ausbildung von Turnierpferden und die Zucht erstklassiger Dressurpferde das tägliche Geschehen", wie es auf der Webseite heißt.

Es gibt etliche dieser Zucht- und Ausbildungsställe in Deutschland. Aubenhausen in der Nähe von Rosenheim beispielsweise, die Heimat der viermaligen Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl. Isabell Werths Hof in Rheinberg am Niederrhein, wo Lisa Müller oft und gerne zum Training einkehrt, der Hof Kasselmann in Hagen am Teutoburger Wald, der Schafhof im Taunus, Ludger Beerbaums Riesenbeck International, um nur einige wenige zu nennen. Hinzu kommen die sogenannten Landgestüte, deren Aufgabe es ist, Züchtern hochwertige Hengste für die Besamung ihrer Stuten zur Verfügung zu stellen.

In der olympischen Geschichte des Reitsports, die 1900 in Paris ihren Anfang nahm, ist Deutschland unerreicht. Insgesamt 100 Medaillen sind in den drei Disziplinen Springen, Dressur und Vielseitigkeit bisher zusammengekommen, der erste Verfolger Schweden hat mit 45 nicht mal halb so viel zu bieten. Pferde aus deutscher Zucht sind in allen Ländern gern gesehen. Allein in der Vielseitigkeit in Versailles waren es 17, darunter London 52 und JL Dublin aus der britischen Gold-Equipe.

Großartige Hannoveraner, Oldenburger, Westfalen oder Trakehner und ihre nicht weniger herausragenden Reiterinnen und Reiter bestimmen seit 124 Jahren das Bild bei Olympia. Und dennoch bangt gerade die Reiterei immer wieder um ihre olympische Zugehörigkeit. "Ich glaube, jeder, der den Pferdesport in Versailles erlebt hat, hat gesehen, welch schöne Bilder der Sport zeigen kann", sagte Dennis Peiler, Geschäftsführer des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR), dem SID: "Und auch das IOC wird hingeguckt haben."

Geldgeber als Erfolgsgaranten

Der Erfolg hat natürlich seinen Preis. Bekannteste und großzügigste Mäzenin des Reitsports in Deutschland ist Madeleine Winter-Schulze, langjährige enge Freundin von Rekord-Olympionikin Isabell Werth, Ludger Beerbaum und Ingrid Klimke. Gemeinsam mit Thomas Müller ist die 83-Jährige Mitbesitzerin von Kukuks Checker, sie hält auch Besitzanteile an Werths Superstute Wendy. "Ohne Madeleine", sagt Isabell Werth, "wäre vieles im Reitsport in Deutschland nicht in dieser Form möglich".

Die Zukunft sieht also eigentlich ganz gut aus, der Weg zu Olympia 2028 in Los Angeles scheint bereitet. Thomas Müller ist jedenfalls bestens vorbereitet. "Ich bin der TT", sagt er gerne über sich selbst. Der in Reiterkreisen beliebte "TT", der Turnier-Trottel, ist in der Stallgasse der Mann oder die Frau fürs Grobe. Müller gefällt sich in der Rolle, wie er kürzlich dem Magazin "Cavallo" verriet: "Pferde strahlen Ruhe aus – und gleichzeitig Kraft und Eleganz."