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Patrick Hausding über Olympia-Jubel in Tokio und neue deutsche Wasserspringer-Generation

Patrick Hausding beendete nach den Olympischen Spielen von Tokio seine aktive Karriere.
Patrick Hausding beendete nach den Olympischen Spielen von Tokio seine aktive Karriere.Profimedia
Wasserspringer Patrick Hausding gewann drei olympische Medaillen und trug bei der Eröffnungsfeier in Tokio an der Seite von Laura Ludwig die deutsche Fahne ins Olympiastadion. Im exklusiven Flashscore-Interview berichtet der Berliner von seinen Olympia-Erinnerungen und welche Medaillenchancen seine Nachfolger in Paris haben.

Herr Hausding, werden Sie in Paris dabei sein oder sich die Wettkämpfe vor dem Fernseher anschauen?

Nein, ich werde in Paris nicht vor Ort sein, da ich dies mit meinen Verpflichtungen zu Hause zeitlich nicht vereinbaren konnte. Weiterhin bin ich aber einige Tage in München, um für Eurosport als Experte und Co-Kommentator zu fungieren, worauf ich mich sehr freue.

Nach vier erfolgreichen Olympia-Teilnahmen in Peking, London, Rio und Tokio sind Sie vor knapp zwei Jahren vom Leistungssport zurückgetreten. Was ist Ihre liebste Olympia-Erinnerung?

Meine liebste Olympia-Erinnerung ist auch die „frischeste“: In Tokio habe ich zusammen mit Lars Rüdiger nach unserem letzten Sprung  gespannt am Beckenrand auf unsere Sprungbewertung gewartet. Als dann der 3. Platz aufpoppte, schrie ich meinen ganzen aufgestauten internen und externen Erwartungsdruck hinaus und bin emotional „explodiert“.

Welche persönlichen Projekte verfolgen Sie derzeit am intensivsten?

Momentan befinde ich mich im letzten Semester meines Lehramtsstudiums und möchte dann planmäßig nächstes Jahr in den Lehrerjob einsteigen. Weiterhin engagiere ich mich regional ehrenamtlich im Sport und übe mich als Keynote-Speaker, um meine Erfahrungen aus dem Leistungssport mit der Berufswelt kommunizieren zu können.

Kommen wir zu den anstehenden Sprung-Wettkämpfen in Saint-Denis? Wie bewerten Sie die Chancen der Deutschen Wasserspringer, Medaillen zu gewinnen bzw. auf vorderen Plätzen zu landen?

Nach Tokio 2021 haben sich drei leistungsstarke Athleten (Martin Wolfram, Tina Punzel, meine Wenigkeit) aus dem Leistungssport zurückgezogen und damit ein kleines Leistungsloch hinterlassen, dass von jüngeren und aufstrebenden Athleten gefüllt werden musste. Aus meiner Beobachtung sehe ich daher für die Spiele in Paris eventuell eine Medaille in den acht Disziplinen als realistisch. Namen möchte ich dabei keine benennen, alle haben am Ende die gleichen Chancen!

Mit Lena Hentschel, Pauline Pfeif, Christina Wassen und Lars Rüdiger sind gleich vier Athletinnen und Athleten Ihres Heimatvereins, Berliner TSC, in Paris dabei. Welche Olympia-Chancen haben die Vier?

Lena Hentschel hatte ja bereits in Tokio mit ihrer damaligen Partnerin Tina Punzel die Bronzemedaille gewonnen – nun steht sie an der Seite von Jette Müller erneut im 3m-Synchronspringen der Frauen auf dem Brett und wird wieder um Edelmetall kämpfen. Pauline als olympische Debütantin sowie auch Christina traue ich gute Finalplatzierungen unter den ersten 12 zu. Christina erreichte zuletzt in Berlin bei der nationalen Qualifikation für Paris vom 10m-Turm ihre persönliche Bestleistung, sodass sie mit guten Vorzeichen Richtung Paris blicken kann. Lars wird nach etlichen Synchronwettkämpfen der letzten Jahre nun bei seinen zweiten Olympischen Spielen erstmals auch den Einzelwettkampf bestreiten. Auch er hat bei der Qualifikation für Paris seine Bestpunktzahl erreicht, sodass ich – und er selbst bestimmt auch – eine Top 8 Platzierung als Ziel sehe.

Holen sich einige der aktuellen Springerinnen und Springer noch Tipps von Ihnen ab, um sich auf die Olympischen Spiele vorzubereiten?

Bisher wurde ich noch nicht explizit nach Tipps gefragt, wobei aber auch ein Großteil der Athleten der Mannschaft bereits in Tokio mit dabei waren. Eine neue Erfahrung wird für alle, sich endlich einmal frei im Olympischen Dorf sowie in der Stadt bewegen zu können – ohne CoVid.

Erwarten Sie eine ähnliche Dominanz des chinesischen Teams wie 2021 in Tokio?

Ja, ich sehe die Chinesen momentan in fast allen Disziplinen wieder als die Favoriten an. Im 10m-Synchronspringen der Männer könnten die Briten, nach ihrem Triumph in Tokio, abermals den Chinesen gefährlich werden. Die Chinesen haben es nach wie vor aber noch nicht geschafft, alle Goldmedaillen bei Olympischen Spielen zu gewinnen – vielleicht klappt es diesmal?

Wie schätzen Sie die Sprunganlage im Centre Aquatique Olympique ein? Gibt es Besonderheiten?

Soweit ich bisher von Bildern erkennen konnte, erscheint mir das Centre zu klein für Olympische Spiele. Wenn man den Informationen vertrauen kann, sollen nur 5000 Menschen Platz im Stadion finden, was Olympischen Spielen einfach nicht würdig ist. Positiv hingegen finde ich, dass die Konstruktion sehr umweltfreundlich errichtet wurde, mit regionalen Recycling-Materialien sowie vielen Solarpanels zur Energieversorgung.

Eine letzte Frage: Was halten Sie von der Idee, Olympische Spiele wieder nach Deutschland zu holen?

Ich denke, dass die Spiele eine positive Wirkung auf die Relevanz von Sport auf unsere Gesellschaft haben würden. Auf der andere Seite stehen mit Olympischen Spielen stets hohe Vorkosten in Verbindung, was viele Menschen als problematisch ansehen. Vor allem, wenn Gelder in anderen Sektoren (Bildung, Sicherheit, Verkehr etc.) dringender benötigt werden könnten. Ich würde mich über Olympische Spielen freuen, am besten 2036, 100 Jahre nach 1936, wieder in Berlin. Dann würde ich 17 Tage lang nur von Stadion zu Stadion fahren, um junge Athleten beim Erreichen ihrer Lebensträume zu unterstützen.

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