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Olympiasieger Sebastian Brendel: "Ich nehme mir eine Medaille vor“

Conrad Ziesch
Sebastian Brendel will noch einmal für Deutschland jubeln.
Sebastian Brendel will noch einmal für Deutschland jubeln.Profimedia
Drei olympische Goldmedaillen konnte Sebastian Brendel in seiner illustren Karriere aus dem Wasser fischen. Der Potsdamer Kanute gehört bei den Olympischen Spielen in Paris wieder zu den großen deutschen Hoffnungen. Wir haben den Ausnahmeathleten kurz vor den Spielen in Kienbaum getroffen und nach seinen persönlichen Olympia-Highlights gefragt. 

Herr Brendel, Sie stehen vor Ihren fünften Olympischen Spielen.  

Eigentlich sind es viereinhalb (muss schmunzeln). In Peking war ich als Ersatz dabei, durfte ein bisschen Olympia-Luft schnuppern, kam aber nicht zum Einsatz. 

Sind die Spiele in Paris trotzdem schon Routine für Sie? 

Ich bin immer noch aufgeregt. Jetzt sind wir kurz davor und die Vorfreude steigt. Natürlich kennt man schon ein paar Abläufe. Gerade die Spiele in London und Rio waren sensationell. Tokio war eher speziell ohne Zuschauer – eine ganz andere Stimmung als 2012 und 2016. Jetzt freuen wir uns alle, dass wir die Spiele wie gewohnt mit Zuschauern erleben können. 

Was ist Ihre liebste Olympia-Erinnerung? 

Die schönsten sind natürlich die Erfolge. Auch die Last, die dann von einem abfällt. Speziell in Rio war der Druck immens. Aber auch die Momente im Olympischen Dorf, wenn man in der Mensa sitzt, die anderen Athleten beobachtet oder mit ihnen zusammenkommt und sich mit anderen deutschen Sportlern austauscht – das ist es, was die Olympischen Spiele ausmacht. 

Was bevorzugt ein Kanute in der Mensa? 

Pasta ist immer wichtig, um die Speicher nach dem Training oder Wettkampf wieder aufzufüllen. Ansonsten gibt es eine große Auswahl an Essensmöglichkeiten. Ich glaube, bis Rio gab es sogar ein McDonald’s im Olympischen Dorf, vor dem komischerweise die längste Schlange stand.  

Bleiben wir bei den besonderen Olympia-Erlebnissen. Sie waren in Rio deutscher Fahnenträger bei der Abschlussveranstaltung. Haben Sie in Paris geplant, die Eröffnungsfeier zu besuchen? 

Ich würde es super gerne machen. Ich war jetzt schon so oft bei den Olympischen Spielen dabei und habe die Eröffnungsfeier immer nur im Fernsehen verfolgt. Natürlich wäre jetzt eine Möglichkeit dabei zu sein. Ich habe mit meinem Trainer schon kurz darüber gesprochen. Er ist noch ein bisschen skeptisch, da wir vorher schon vier Stunden Anreise bis Paris haben. Aber mal gucken, ob wir das irgendwie einrichten können. 

Kommen wir zum Sportlichen. Kennen Sie die Kanustrecke in Vaires-sur-Marne schon? 

Wir waren letztes Jahr zu einem Testevent dort. Es war sehr windig. Der Wind und das Wetter können eine entscheidende Rolle spielen, aber wir hoffen auf faire Bedingungen. Ansonsten ist es eine gute Anlage.  

Peilen Sie die vierte Goldmedaille an? 

Eine Medaille nehme ich mir schon vor. Im letzten Jahr war ich im Weltcup nicht weit weg. Aber für Gold muss alles passen: das Wetter, die persönliche Form, die Vorbereitung. 

Werden es definitiv Ihre letzten Olympischen Spiele? 

Ich mache jetzt erstmal die Olympischen Spiele und danach schaue ich, wie es weitergeht. Dann steht noch eine Weiterbildung bei der Polizei an, um mich auch beruflich weiterzuentwickeln. 

In der Vorbereitung fuhren Sie als Einer-Canadier zusammen mit den schnelleren Kajak-Fahrern. Gibt Ihnen das den Extra-Kick?      

Das ist der Tatsache geschuldet, dass wir in Potsdam aktuell keine große Frauengruppe haben und ich mich entscheiden konnte, wohin ich mich orientiere. Ich habe mich natürlich an den Schnelleren orientiert, das waren die Kajak-Fahrer. Das macht Spaß, ist teilweise sehr intensiv, aber bis jetzt hat es nicht geschadet. 

Sie haben in der Olympiavorbereitung auch auf der olympischen Strecke von 1972 in München trainiert.  

Eine tolle Anlage, ich bin immer wieder begeistert. Schade, dass dort nicht mehr Wettkämpfe stattfinden. Die European Championships vor zwei Jahren waren ein großartiges Event. Alle, die aus dem Ausland kamen, waren begeistert, was wir für eine super Regattastrecke wir in Deutschland haben. Das Wasser glasklar. Sicher, die Tribüne und Umkleiden sind etwas in die Jahre gekommen. Aber es ist schon eine tolle Anlage.

Was sagen Sie zu der Idee, die Olympischen Spielen wieder nach Deutschland zu holen? 

Großartig. Selbst wenn ich nicht aktiv dabei bin, würde es mich natürlich sehr freuen, wenn das möglich wäre. Ich glaube, alle aus dem Sport sind dafür oder würden sich darauf freuen, so ein großes Event nochmal in Deutschland zu haben. Und ich finde, München 2022 war ein toller Vorgeschmack. Auch die Fußball-EM hat gezeigt, dass Deutschland imstande ist, ein solches Event auszurichten. Es würde dem Sport guttun, auch um wieder im Medaillenranking nach vorne zu kommen. 

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