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Netflix and kill? Mike Tyson ist wieder da - und steigt mit 58 in den Ring

Flashscore/SID
Mike Tyson und Jake Paul treffen in der Nacht von Freitag auf Samstag aufeinander.
Mike Tyson und Jake Paul treffen in der Nacht von Freitag auf Samstag aufeinander.Sarah Stier/Getty Images via AFP
Mike Tyson steht mitten in seinem privaten Taubenschlag, als er einen seiner geliebten Vögel sanft streichelt. Einmal, erzählt der frühere Box-Champion, sei sogar seine Ehefrau hereingekommen, dachte er hätte eine Andere. Irgendwann aber habe sie verstanden, dass ihr Mann, der gleiche, der einst Evander Holyfield ein Stück vom Ohr abgebissen hatte, einfach nur bei seinen Tauben sein wollte.

"Das ist mein Zufluchtsort", sagt Tyson: "Ich wäre kein Kämpfer geworden, wenn es die Tauben nicht gegeben hätte." Die Geschichte seiner ersten Prügelei, als der kleine Mike aus Brooklyn auf einen anderen Jungen losging, der seiner Lieblingstaube vor seinen Augen den Kopf abgerissen hatte, musste der 58-Jährige schon oft erzählen. Die Geschichte seiner vielleicht letzten hat er selbst in der Hand. Tyson will, nein muss, noch einmal in den Ring.

Zum Fight-Center: Jake Paul vs. Mike Tyson

Und die Bühne könnte kaum größer sein, das Event kaum absurder. 19 Jahre nach Tysons letztem Profikampf, damals verlor er gegen Kevin McBride, hat es der Influencer Jake Paul geschafft, ihn zu einem offiziellen Schwergewichts-Fight zu überreden - trotz schlappen 31 Jahren Altersunterschied. "Wenn ich gewinne, bin ich unsterblich", sagte Tyson - und fügte an: "Aber wenn es schlecht läuft, will ich nicht in einem Krankenhausbett sterben, sondern im Ring."

So dramatisch Tyson seine Worte wählt, so schrill wird der Kampf vermarktet - und die Kasse klingelt. Die 80.000 Zuschauer im AT&T-Stadium von Arlington/Texas, in dem sonst die Dallas Cowboys aus der NFL spielen, blechen fürstlich für ihre Tickets, das teuerste VIP-Paket soll gar astronomische zwei Millionen US-Dollar (!) kosten. Streamingdienst Netflix, der im Vorfeld gar eine dreiteilige Hochglanz-Doku produzierte, überträgt in der Nacht zum Samstag live und dürfte dafür ebenfalls stattlich löhnen.

Insgesamt, so wird spekuliert, sollen Tyson und Paul jeder um die 40 Millionen Dollar einstreichen. Ob der Kampf sein Geld auch wert ist, bleibt jedoch fraglich. Ist Tysons Schlag zumindest im Ansatz noch so verheerend wie damals, als er 1986 Ali-Bezwinger Trevor Berbick ausknockte und als neuer Weltmeister die Welt schockte? Kann Paul, der mit Youtube-Videos bekannt wurde und erst vor vier Jahren ins Box-Geschäft einstieg, den alten Mann in den acht Runden a zwei Minuten zermürben?

Wird Jake Paul zum "Killer"?

Bislang gewann Paul zehn seiner elf Box-Kämpfe, die meisten von ihnen gegen MMA-Fighter - die einzige Niederlage gab es im Vorjahr gegen Tommy Fury, Halbruder des Ex-Champs Tyson Fury und eben Profiboxer. Paul, so Tyson, sei durch Zeitungen und TV zum "Killer" hochstilisiert worden, er jedoch sei ein "Natural Born Killer" - zum Töten geboren. Allgemein eint sie wenig außer der Tatsache, dass sie im US-Wahlkampf beide Donald Trump unterstützten.

Und wortkarg sind sie auch nicht. "Ich glaube, dass er Angst hat. Wenn nicht, wird er eine große Überraschung erleben", tönte Tyson und konnte sich von Paul anhören, dass jener ihm "das Boxen beibringen" werde. Tatsächlich stellt sich die Frage nach Tysons Fitnesszustand, denn der erste Termin am 20. Juli war wegen eines Magengeschwürs verschoben worden. Überhaupt stand er 2020 bei einem Schaukampf gegen den früheren Weltmeister Roy Jones junior letztmals im Ring. Aber dort ist eben sein Zuhause, dorthin kehrt er am Ende immer zurück. Wie zu seinen Tauben.