Nasser Wellinger bläst zum Angriff auf Kraft: "Alles ist möglich"
Willingen (SID) Im Siegestaumel verlor Andreas Wellinger vor lauter Regen doch noch den Durchblick. Auf dem Weg zum Treppchen winkte der neue Willingen-Champion fröhlich ins Publikum, als er eine auf dem Boden stehende Werbetafel übersah. Der DSV-Adler stolperte, plumpste in den Matsch und stand lachend wieder auf. Es blieb das einzige Missgeschick eines ansonsten perfekten Tages, an dem nur das Wetter nicht passte.
"Der Regen hat uns das Leben nicht leicht gemacht. Von der Schanze ist ein Bach heruntergekommen", sagte Wellinger nach seinem Sieg in der "Waterworld" Willingen. Als er den Kristall-Pokal in Händen hielt, war die Dauer-Dusche von oben aber egal, zumal Wellinger durch seinen zweiten Saisonsieg auf den Geschmack gekommen ist. Der Winter ist schließlich noch lang, auch der Gesamtweltcup ist wieder ein Thema.
"Es ist alles möglich. Wir haben gerade mal Halbzeit", sagte Wellinger über seine Jagd auf den führenden Österreicher Stefan Kraft. Immerhin 60 Punkte machte er in Willingen gut, mit 951 Zählern hat er Kraft (1129) wieder im Blick. Und nicht nur das: Schon jetzt hat Wellinger die zweitbeste Punktzahl seiner Karriere erreicht, seine Bestmarke aus der Saison 2016/17 (1161) dürfte bald fallen.
Die Motivation ist jedenfalls ungebrochen, auch wenn die Höhepunkte Vierschanzentournee und Skiflug-WM bereits vorbei sind. "Der Akku ist voll. Speziell mit solchen Tagen wie heute ist er auch wieder aufgeladen", sagte Wellinger, auf den nun die weite Reise nach Lake Placid wartet. In den USA hatte der 28-Jährige in der vergangenen Saison seinen ersten Weltcupsieg seit mehr als sechs Jahren gefeiert. Eine Woche später geht es dann ins japanische Sapporo.
Die Herausforderung mit "Spaß und Lockerheit" nehmen
Bei dieser Weltreise muss alles passen, wenn Wellinger nicht wie bei der Tournee und der Flug-WM auch im Gesamtweltcup Zweiter werden will. "Die Herausforderung wird, dass wir uns in ganz unterschiedlichen Zeitzonen bewegen. Da muss ich einen guten Schlafrhythmus hinkriegen und mit Spaß und Lockerheit auf die Schanze gehen", sagte er.
Das gilt indes auch für Wellingers Teamkollegen, deren Formkurve nach dem starken Saisonbeginn zuletzt deutlich nach unten zeigte. Wellingers Sieg war das einzige deutsche Top-Ten-Ergebnis des Wochenendes, der ehemalige Willingen-Sieger Karl Geiger verpasste sogar zweimal den zweiten Durchgang.
Wellingers Erfolge verdecken diesen Abwärtstrend noch, das weiß auch Bundestrainer Stefan Horngacher. "Auf Andi ist derzeit einfach Verlass", sagte der Österreicher. Bleibt zu hoffen, dass Wellinger nicht auch noch ins Stolpern gerät. Außer bei einer Siegerehrung, versteht sich.
SID er mh