Nach Stürzen und Verletzungen: Hilferuf von Shiffrin und Co. – "Es ist zu viel"
Mikaela Shiffrin schlendert in ihrem "Reha-Camp" singend auf einer Mauer am Strand entlang, als sie plötzlich außer Tritt gerät. "Woah", ruft die Ski-Königin etwas erschrocken, "beinahe wäre ich hingefallen." Shiffrin hält sich auf den Beinen - anders als zuletzt auf der Piste. Stürze und kein Ende: Die vielen Unfälle und schweren Verletzungen halten den Skizirkus weiter in Atem, der Hilferuf der Athletinnen und Athleten ist unüberhörbar.
"Es ist wirklich zu viel", schrieb Shiffrin im Netz, wo sie ihr Strand-Video postete, über die immense Belastung. Die dreimalige Olympiasiegerin Maria Höfl-Riesch beklagte im BR die "Wahnsinns-Reiserei". Deren Folge: Ausgezehrte Athleten, die den Kräften ihres gefährlichen Sports nicht mehr standhalten können.
Wie zuletzt Sofia Goggia. Die Speed Queen stürzte am Montag im Training, zog sich einen Schien- und Wadenbeinbruch zu. Die Italienerin ist das nächste prominente Sturzopfer in einem Sport, der seine Kinder frisst. Der Schweizer Blick zählt bereits 28 Verletzte in diesem Winter, darunter zahlreiche Top-Stars. Die Anzahl der Ausfälle sei "erschütternd", schrieb Shiffrin.
Auch Shiffrin-Freund Kilde leidet unter Mammut-Programm
Ihr Freund, der frühere Gesamtweltcupsieger Aleksander Aamodt Kilde, sitzt nach seinem Horror-Sturz von Wengen noch Wochen im Rollstuhl. Ihre Rivalin, die Olympiasiegerin Petra Vlhova: Kreuzbandriss. Wie Abfahrts-Olympiasiegerin Corinne Suter. Wie der frühere Weltmeister Marco Schwarz, wie Kombi-Champion Alexis Pinturault. Nina Ortlieb, WM-Zweite in der Abfahrt, hat sich wie Goggia das Bein gebrochen.
"Ich glaube absolut, dass Müdigkeit zu diesem Zeitpunkt der Saison eine Rolle bei den vielen Verletzungen spielt", meinte Shiffrin, "auch bei meiner." Sie kam bei ihrem Unfall im Chaos-Rennen von Cortina d'Ampezzo, wo 2026 bei Olympia gefahren werden soll, noch glimpflich davon. Wegen ihres lädierten Knies aber muss sie aktuell pausieren - eine seltene Auszeit vom Renn- und Reisestress. Der nimmt mitunter derart überhand, dass sie kaum zum essen komme, schrieb sie. Gerade den Top-Stars, die in mehreren Disziplinen erfolgreich sind, bliebe kaum Zeit für Erholung.
Doch der Weltverband FIS stellt sich taub. Gravierende Veränderungen am Kalender sind nicht geplant - im Gegenteil. Die höchst umstrittenen Abfahrten in Zermatt, ein Lieblingsprojekt des ungeliebten FIS-Präsidenten Johan Eliasch, sind vertraglich bis mindestens 2026/27 garantiert - so sie denn jemals ausgetragen werden können. Die Männer brechen auf Initiative von Eliasch noch im Februar zum zweiten Mal in dieser Saison zu Rennen in die USA auf - ein Irrsinn, auch aus Umweltgründen.
Ob Shiffrin in diesem Winter noch mal eingreifen kann, ist derweil offen. "Mein Knie", sagte sie, "hält der Belastung noch nicht stand."