Nach Marcel Hirscher: Auch Ski-Superstar Lindsey Vonn wagt Comeback
"Ich hoffe, mein Rennanzug passt noch", witzelte die Abfahrts-Olympiasiegerin von 2010 bei Instagram. Doch ein schlichter PR-Gag soll die Aktion nicht werden. "Ich habe meine Karriere damals ohne die Absicht beendet, jemals zurückzukehren. Aber ich liebe das Skifahren und bin niemand, der Angst hat. Es ist ein Risiko, das ich bereit bin einzugehen", sagte sie der New York Times und betonte: "Ich will es genießen, und hoffentlich führt mich der Weg in den Weltcup zurück."
Vonns Wortmeldung und auch die einigermaßen dürre Aussendung des US-Verbandes sparten allerdings entscheidende Details aus: Wie weit ist Vonn? Welche Ziele hat sie? Und, vor allem: Startet sie sofort wieder im Rennen oder zunächst womöglich "nur" als Vorläuferin? Das erste Speed-Event der Saison findet am 14./15. Dezember in Beaver Creek im US-Bundesstaat Colorado statt. Darauf hofft sie nach eigener Aussage - die Rückkehr daheim wäre die passende Hollywood-Story für die zweite Karriere des extrovertierten Superstars.
"Lindsey war in der Lage, ins Training einzusteigen und ihr Knie ausführlich zu testen. Und sie wird in Colorado weiter an ihren Fortschritten arbeiten", hieß es in der Mitteilung des Verbandes, dessen Präsidentin Sophie Goldschmidt die "inspirierende Hingabe und Leidenschaft" Vonns würdigte. Leidenschaft und Glamour - niemand im Skisport verkörpert dies so sehr wie sie.
Zwischen "einzigartig" und "Verarschung"
82 Weltcup-Rennen hatte Vonn zwischen 2001 und 2019 gewonnen - Rekord bei den Alpin-Frauen, bis ihn Landsfrau Mikaela Shiffrin (mittlerweile 97 Siege) brach. Shiffrin und Vonn wieder vereint - größer geht es im Wintersport kaum. Es wird ohnehin ein Winter der sagenhaften Wiedergeburten: Bei den Alpinen sind Marcel Hirscher und Lucas Braathen zurück, im Skilanglauf will es Therese Johaug noch einmal wissen.
Was aber hat Vonn noch drauf? Die Fachwelt ist uneins. "Wenn eine das unmöglich Anmutende schaffen kann, dann ist es die einzigartige Lindsey Vonn", sagte Felix Neureuther. Markus Wasmeier, der aus einer anderen Skifahrer-Generation stammt, war wenig begeistert: "Meiner Meinung nach ist das nur eine Show. Das grenzt an Verarschung."
So oder so: Der Rummel wird gewaltig werden, auch im Hinblick auf einen möglichen Vonn-Start bei der WM im Februar in Saalbach. Und Vonn, diese Meisterin der Selbstinszenierung, wird ihrem alten Motto treu bleiben. "Der schnellste Weg, um herauszufinden, ob etwas klappt, ist, es auszuprobieren", sagte sie an ihrem 40. Geburtstag am 18. Oktober.