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Nach Gündogan-Rücktritt: Nagelsmanns Neustart mit Fragezeichen

Aktualisiert
Nagelsmann hat mehrere Baustellen im Kader.
Nagelsmann hat mehrere Baustellen im Kader.Profimedia
Nach dem Rücktritt von Kapitän Ilkay Gündogan muss Bundestrainer Julian Nagelsmann die Weichen Richtung WM 2026 stellen.

Umbruch größer als gedacht

Julian Nagelsmann tankte nach dem bitteren EM-Aus Kraft am weißen Sandstrand von Es Trenc - doch nach den entspannten Tagen mit seiner Freundin Lena und seinem Sohn Maximilian auf Mallorca wartet auf den Bundestrainer mehr Arbeit als gedacht.

Der Rücktritt von Ilkay Gündogan wirbelt die Planungen Nagelsmanns Richtung WM 2026 gehörig durcheinander, nur zu gerne hätte er um seinen Kapitän ein titelreifes Team geformt. Unabhängig von der ausstehenden Entscheidung Manuel Neuers, der seine Karriere angeblich fortsetzen will, fällt der Umbruch nach dem Heim-Turnier größer als geplant aus.

"Ilkay war ein herausragender Kapitän, mit dem ich gerne noch weitergearbeitet hätte", sagte Nagelsmann. Neben einem neuen Spielführer muss der 37-Jährige nach den Rücktritten von Gündogan, Toni Kroos und Thomas Müller eine neue Hierarchie bilden, zumal auch langjährige Führungsspieler wie Mats Hummels und Leon Goretzka (derzeit) keine Rolle mehr spielen. 

Dabei wollte der Bundestrainer nach der unglücklichen Viertelfinal-Niederlage gegen Spanien (1:2 n.V.) mit Blick auf das Turnier in zwei Jahren in den USA, Mexiko und Kanada an seinem eingeschlagenen Weg festhalten und nur "Nuancen verändern, wenn alle weiter performen". Es habe keinen Sinn, "den ganzen Kader durchzuwürfeln".

Noch Fragezeichen bei Neuer

Jetzt muss Nagelsmann vor dem Start in die Nations League aber erst einmal einen neuen Kapitän aus dem Ärmel schütteln. Mit Blick auf den Kader kommen eigentlich nur Abwehrchef Antonio Rüdiger oder Joshua Kimmich infrage - oder der alte Spielführer Neuer. 

Bis zur Kadernominierung am 29. August für die Begegnungen im September gegen Ungarn und in den Niederlanden wird vom Torhüter eine Entscheidung über seine DFB-Zukunft erwartet. Das machte zuletzt noch einmal Sportdirektor Rudi Völler deutlich. Laut Bild wird Neuer weitermachen, aber beim Lehrgang im September erst einmal pausieren.

Der "ewige" Kronprinz Marc-Andre ter Stegen stünde bereit. Wesentlich schwieriger dürfte die Aufgabe werden, die geballte Erfahrung und Qualität von Kroos und Gündogan in der Zentrale zu ersetzen. Immerhin sind Aleksandar Pavlovic (20) und Angelo Stiller (23) hungrige Spieler.

Mannschaft soll jünger werden

Nagelsmann muss das mit einem Schnitt von 28,6 Jahren älteste Team der EURO ohnehin sukzessive verjüngen, wenn er sein Versprechen vom fünften WM-Stern einlösen will. In diesem Zusammenhang könnten auch Brajan Gruda (20), Rocco Reitz (22), Maximilian Beier (21) und Malick Thiaw (23) in den Vordergrund rücken. "Auf Sicht", meinte Nagelsmann, "wird es uns sicher gelingen, Lösungen zu finden, damit das Spiel ähnlich nach vorne getragen wird" wie mit Kroos.

In der Offensive setzt Nagelsmann auf die Hochbegabten Jamal Musiala (21) und Florian Wirtz (21). Doch diese müssen weiterhin geführt werden. Sie brauchen Hilfe in Situationen, in denen es nicht so läuft. Spannend bleibt daher die Frage, ob sich erfahrene Spieler wie Niklas Süle oder Serge Gnabry wieder zurückkämpfen und ob Nagelsmann künftig Pascal Groß mehr Vertrauen schenkt.

Der unter Nagelsmann gelungene Neustart soll schließlich fortgeführt werden. Erst in der Nations League ("Auch ein Titel, den man gewinnen kann"), dann bei der WM ("Der goldene Pokal ist auch ganz hübsch in der Sammlung").

Zudem soll die zurückgekehrte Liebe der Fans weiter gepflegt werden. Durch die starken Auftritte beim Heim-Turnier habe man wieder "etwas ausgelöst", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf. Es sei gelungen, zwischen den Fans und der Mannschaft "die Verbindung und Kopplung wieder herzustellen" und "Identifikation zu stiften". Das soll so bleiben - auch ohne Kroos, Gündogan und Müller.