Formel 1 GP Singapur: Briefing und Community-Tippspiel zum Rennen
Der Große Preis von Singapur hat immer ein besonderes Flair. Inmitten der pulsierenden Großstadt drehen die Fahrer ihre Runden in der Nacht auf den leuchtenden Straßen zwsichen den Hochhäusern Singapurs. Auf der kurvenreichen Strecke mit geringem Vollgasanteil ist bei den Fahrern höchste Konzentration gefragt. Im Nachtrennen auf dem Marina Bay Circuit ist ein Abkommen von der Strecke gleichbedeutend mit einem Einschlag in die Streckenbegrenzung und dem sofortigen Rennende. Ein Szenario, das kein Fahrer sich wünscht. Wir schauen zunächst in die Historie des Grand Prixs von Singapur.
Historie: Bedeutende Momente in Singapur
Packende Überholmanöver
Der enge Straßenkurs in Singapur mit den vielen Kurven macht das Überholen für die Fahrer besonders schwer. Dennoch haben die Piloten über die Jahre hinweg einige starke Manöver hingelegt und sich heiße Duelle auf dem Marina Bay Circuit geliefert.
2008: Premiere und Skandal des Großen Preises von Singapur
Das Formel-1-Rennen in Singapur 2008 wird in der Geschichte des Motorsports nicht nur wegen seines spektakulären Streckenlayouts und der einzigartigen Kulisse in Erinnerung bleiben. Es ist auch das Rennen, das einen der größten Skandale in der Geschichte der Formel 1 ans Licht brachte - den sogenannten "Crashgate"-Skandal.
Die Ausgangslage vor dem Rennen
Der Große Preis von Singapur 2008 fand am 28. September statt und war das erste Nachtrennen in der Geschichte der Formel 1. Die enge und anspruchsvolle Strecke des Marina Bay Street Circuit versprach ein spannendes Rennen mit vielen Herausforderungen für die Fahrer. Im Mittelpunkt der Weltmeisterschaft standen zu dieser Zeit zwei Fahrer: Lewis Hamilton von McLaren-Mercedes und Felipe Massa von Ferrari. Beide kämpften erbittert um den Titel, und jedes Rennen konnte den Ausschlag geben. Massa hatte an diesem Tag die Pole-Position erobert und war der klare Favorit, um das Rennen zu gewinnen.
Der mysteriöse Unfall von Nelson Piquet Jr.
Das Rennen begann wie erwartet, mit Massa in Führung und Hamilton auf dem zweiten Platz. Doch dann geschah etwas Unerwartetes, das die gesamte Dynamik des Rennens verändern sollte. Fernando Alonso im Renault war der erste Fahrer, der in Runde 12 einen routinemäßigen Boxenstopp zum Tanken und Reifenwechsel einlegte und das Rennen vom Ende des Feldes aus wieder aufnahm. Nur zwei Runden später – in der 14. Runde – verlor Alonsos Teamkollege Nelson Piquet Jr. die Kontrolle über sein Auto und krachte in die Streckenbegrenzung. Dieser Unfall führte zur Safety-Car-Phase, bei der das Safety Car auf die Strecke geschickt wurde, um die Fahrzeuge zu verlangsamen und die Unfallstelle zu sichern. So, dass sich die Autos hinter dem Safety Car aufreihten, bevor die Boxengasse geöffnet wurde. Die meisten der führenden Autos landeten nach ihren Stopps hinter Alonso, und der Spanier gewann das Rennen nach Piquets "rechtzeitigem" Unfall. Der Unfall von Piquet Jr. selbst war zunächst nichts Ungewöhnliches, aber seine Folgen sollten sich später als äußerst brisant herausstellen.
Die Enthüllung des "Crashgate"-Skandals
Der Skandal um das Rennen von Singapur 2008 kam erst Jahre später ans Licht. Im Jahr 2009 wurde Nelson Piquet Jr. von Renault entlassen und begann, über die Umstände seines Unfalls zu sprechen. Im August 2009 gab Piquet Jr. in einem Interview mit der britischen Zeitung "News of the World" an, dass sein Unfall absichtlich herbeigeführt worden sei, um seinem Teamkollegen, Fernando Alonso, einen strategischen Vorteil zu verschaffen.
Piquet Jr. behauptete, dass Renaults Teamchef Flavio Briatore und der Executive Director of Engineering, Pat Symonds, ihm die Anweisung gegeben hätten, absichtlich zu crashen, um die Safety-Car-Phase auszulösen und Alonso einen Vorteil zu verschaffen. Dies war ein Schock für die gesamte Formel-1-Welt und löste eine Untersuchung durch die FIA (Fédération Internationale de l'Automobile) aus.
Die Konsequenzen des Skandals
Die Untersuchung der FIA bestätigte die Vorwürfe von Nelson Piquet Jr. und brachte weitere Beweise ans Licht, darunter E-Mails und Zeugenaussagen, die die Verschwörung belegten. Renault wurde für seine Rolle im "Crashgate"-Skandal verurteilt. Flavio Briatore wurde lebenslang von jeglichen Aktivitäten im Motorsport ausgeschlossen, während Pat Symonds für fünf Jahre gesperrt wurde. Renault wurde mit einer bedingten Sperre versehen, die jedoch nie vollstreckt wurde, da das Team vollständig mit den Ermittlungen kooperierte und sich von den verantwortlichen Personen trennte.
Der "Crashgate"-Skandal hatte weitreichende Auswirkungen auf den Motorsport. Er führte zu einer verstärkten Aufsicht und Überwachung der Teams und ihrer Aktivitäten durch die FIA und verdeutlichte die Notwendigkeit ethischer Standards im Sport.
Fazit: Ein dunkles Kapitel in der Geschichte der Formel 1
Das Formel-1-Rennen in Singapur 2008 wird immer mit dem "Crashgate"-Skandal in Verbindung stehen. Dieser Vorfall erschütterte das Vertrauen der Fans in die Integrität des Sports und führte zu drastischen Konsequenzen für diejenigen, die daran beteiligt waren. Der Skandal dient als Mahnmal für die Bedeutung von Fair Play und Ethik im Motorsport und erinnert daran, dass der Wettbewerb auf der Rennstrecke fair und ohne Manipulation ausgetragen werden muss.
2011-2019: Vettel und seine fünf Siege in Singapur
Sebastian Vettel hat auf dem Stadtkurs in Singapur Geschichte geschrieben. Auf keiner anderen Strecke gelangen dem Heppenheimer mehr Siege als in Singapur. Fünf Mal überquerte er im Stadtstaat die Ziellinie als erster Fahrer. Er ist damit auch Rekordsieger des Grand Prixs. In den Jahren 2011 bis 2013 siegte er in seiner dominanten Zeit bei Red Bull drei Mal in Folge, 2015 und 2019 konnte er mit Ferrari zwei weitere Rennsiege hinzufügen. Sein letzter Sieg in Singapur 2019 ist auch sein letzter Rennsieg überhaupt in der Formel 1.
2017: Massenkarambolage beim Start
Beim Rennstart im Jahr 2017 ging es drunter und drüber. Sebastian Vettel startete im Regen von Singapur von der Pole Position, dahinter folgten Max Verstappen, Daniel Ricciardo und Kimi Raikkönen. Beide Ferraris erwischten einen guten Start und Raikkönen versuchte sich auf der Innenseite gegen den zwei Plätze vor ihm gestarteten Verstappen. Dem Niederländer ging der Platz aus, denn auf der anderen Seite zog Vettel ebenfalls nach innen, um sich zu verteidigen. Letztendlich crashten die drei Piloten ineinander und räumten sich gegenseitig ab. Für alle drei Piloten war das Rennen frühzeitig beendet. Als strahlender Sieger ging am Ende Lewis Hamilton aus dem Wochenende hervor, der sich den Rennsieg schnappte und seine Führung auf seinen ärgsten WM-Konkurrenten Vettel ausbauen konnte.
2022: Sergio Perez triumphiert vor Charles Leclerc
Das Rennwochenende 2022 war von nassen Bedingungen geprägt. In einem feuchten Qualifying mussten die Fahrer allesamt ein wenig pokern, ob sie mit Slicks oder mit Intermediates auf die Strecke gehen. Sebastian Vettel für seinen Teil schied beispielsweise früh aus, da er es bei zu nassen Bedingungen mit den soften Reifen probiert hatte. Max Verstappen hingegen brach seine Qualifying-Runde ab, um noch genügend Benzin im Tank zu haben und ging so nur von Rang acht ins Rennen. Charles Leclerc stand auf der Pole, dahinter starteten Sergio Perez und Lewis Hamilton. Den Rennstart auf den Intermediates gewann der Mexikaner und führte das Rennen von da an an. Charles Leclerc probierte zwar alles, um den Mexikaner noch abzufangen, aber dieser fuhr am Ende nach einer starken Leistung zum Sieg.
F1 News kompakt: Was vor dem Rennen wichtig ist
Änderung des Streckenlayouts für die 2023er-Ausgabe des Grand Prix von Singapur
Auf dem Marina Bay Street Circuit wurden vor dem diesjährigen Großen Preis von Singapur vier Kurven entfernt. Die dadurch neu entstandene 380 Meter Gerade sollte eigentlich Red Bull und McLaren entgegenkommen. Doch Red Bull hat mit der rutschigen Asphaltoberfläche der temporäre Rennstrecke zu kämpfen. Mehr über die Strecke in Singapur erfahrt ihr in unserer Streckenanalyse zum Marina Bay Street Circuit.
Alfa Romeo: Fahrerpaarung Bottas und Zhou für 2024 bestätigt
Guanyu Zhou wird auch im Jahr 2024 für Alfa Romeo fahren. Das gab der Schweizer Rennstall vor dem Großen Preis von Singapur bekannt. Sein Teamkollege Valtteri Bottas hat ohnehin einen mehrjährigen Vertrag bei dem Team, das im Jahr 2026 von Audi übernommen werden wird. Zhou konnte in dieser Saison bisher vier Punkte für Alfa Romeo einfahren und liegt damit nur knapp hinter seinem erfahreneren Teamkollegen Bottas, der sechs Punkte sammelte.
"Wir haben uns bewusst dafür entschieden, den Fokus auf Stabilität zu legen, während wir in diese wichtige Phase des Übergangs eintreten", sagte Teamvertreter Alessandro Alunni Bravi. Für Zhou wird es die dritte Saison in der Königsklasse des Motorsports. Im nächsten Jahr wird er dann beim Großen Preis von China auch zum ersten Mal in seiner Formel 1-Karriere ein Heimrennen absolvieren dürfen.
Damit schließt sich auch die Tür zu einem weiteren Fahrercockpit für den Deutschen Mick Schumacher, der momentan Ersatzfahrer bei Mercedes ist. Damit bleiben nur noch drei freie Cockpits für die kommende Saison offen. Bei Williams ist Logan Sargeant noch nicht als zweiter Fahrer neben Alex Albon bestätigt worden, Alpha Tauri hat noch keine Entscheidung bezüglich beider Sitze im Team verkündet. Mit Daniel Ricciardo, Yuki Tsunoda und Liam Lawson gibt es aber bereits drei heiße Bewerber.
Alpha Tauri: Daniel Ricciardo arbeitet fleißig am Comeback
Bei Alpha Tauri wartet man weiter auf die Rückkehr von Daniel Ricciardo. Der Australier hatte sich bei einem Unfall während des ersten freien Trainings in Zandvoort den Mittelhandknochen gebrochen. Um nicht in den Boliden von McLaren-Piloten Oscar Piastri hineinzufahren, der in die Bande gefahren war, rauschte Ricciardo in die Streckenbegrenzung. Dabei schaffte er es nicht mehr seine linke Hand vom Lenkrad zu nehmen, welche durch den Einschlag brach.
Laut Red Bulls Motorsportchef Dr. Helmut Marko handelt es sich dabei um einen komplizierten Spiralbruch. In Zandvoort und am folgenden Rennwochenende wurde Ricciardo bereits von Liam Lawson verteten. Und das wird auch in Singapur erneut der Fall sein. Zuletzt präsentierte Ricciardo seine Narbe an der Hand auf den sozialen Medien, zeigte aber auch, dass er sich für sein Comeback fithält.
Dass ein Einsatz in Singapur und auch Japan nicht zustande kommen wird, bekräftigte Dr. Helmut Marko noch einmal: "Ausgerechnet diese beiden Strecken sind für die Hand am schwierigsten."
Eindrücke aus beiden Trainings
Die Ferraris zeigen erneut eine starke Leistung. Während in der ersten freien Session am Freitag der Weltmeister im Red Bull noch auf Rang drei landete, hinter dem wieder überraschend starkem Ferrari-Duo: Charles Leclerc lag in 1:33,350 Minuten auf Rang eins und hatte damit 78 Tausendstel Vorsprung auf seinen Teamkollegen Carlos Sainz.
Gab es im zweiten freien Traing einen unbefriedigen achten Platz für den Weltmeister. Es werde "nicht das stärkste Wochenende" für sein Team, sagte Verstappen schon vor dem Training. Auch Mercedes mit George Russell (3.) und Lewis Hamilton (5.), Fernando Alonso im Aston Martin (4.) und Lando Norris im McLaren (6.) waren auf eine schnelle Runde besser unterwegs als die Red Bulls. Verstappens Teamkollege Sergio Perez ordnete sich auf Rang sieben ein, erst dahinter landete der Weltmeister. Für Nico Hülkenberg reichte es im Haas zum elften Rang.
Massa zieht nach "Crashgate" eine Klage in Betracht
Der oben ausführlich dargelegte "Crashgate"-Skandal beim Formel-1-Rennen in Singapur 2008, nimmt nun tatsächlich neu Fahrt auf. 15 Jahre nach dem Skandal von Singapur will der Brasilianer Felipe Massa möglicherweise die damalige Wertung anfechten. Im Frühling 2023 erzählte Bernie Ecclestone, dass der damalige F1-Boss und der Weltverband FIA bald vom Betrug erfahren, aber nichts unternommen haben. Sie "wollten den Sport schützen und vor einem Riesenskandal bewahren", so Ecclestone.
Dass Ecclestone bereits 2008 davon erfahren habe, ändert aus Massas Sicht alles. Der 42-Jährige will die Wertung anfechten, seine Anwälte fordern von FIA und F1 bis Mitte Oktober eine Stellungnahme. Massa, der den WM-Sieg damals am Saisonende im Ferrari mit einem Punkt Rückstand auf Lewis Hamilton verpasste, hätte vermutlich ohne den fingierten Unfall das Rennen gewonnen. Nun erhofft er sich den WM-Titel am "grünen Tisch". Ecclestone selbst, rechnet Felipe Massa keine Chancen aus, die Titelvergabe der Saison 2008 wegen des sogenannten Crashgate-Skandals von Singapur erfolgreich anzufechten. "Das Rennen ist vorbei. Die WM ist vorbei", unterstrich Ecclestone in einem Gespräch der Deutschen Presse-Agentur. "Niemand kann etwas tun", behauptet der mittlerweile 92 Jahre alte Brite. Wir behalten die weiteren Entwicklungen für Euch im Auge.
Sainz holt Pole vor Russell - beide Red Bull scheitern im Q2
Ferrari hat die starken Eindrücke aus den freien Trainings bestätigt und holen sich Platz 1 (Sainz) und Platz 3 (Leclerc) in der Qualifikation. Aber, dass Weltmeister Max Verstappen und Red Bull nach einem brutalen Absturz vor der ersten Niederlage in ihrer bislang perfekten Formel-1-Saison stehen, konnte man in der Form nicht vorhersehen - Ferrari und Mercedes streiten sich um den Sieg. Carlos Sainz sicherte sich im Qualifying von Singapur die Pole Position vor Mercedes-Pilot George Russell, Charles Leclerc im zweiten Ferrari steht auf Rang drei.
Verstappen war schon im Q2 gescheitert, als Elfter schaffte er es nicht in den finalen Abschnitt der besten Zehn. Der Niederländer muss zudem noch eine Rückversetzung fürchten, gleich zweimal im Laufe des Qualifyings behinderte er die Konkurrenz strafwürdig. Die Fälle werden im Anschluss an die Session verhandelt. Auch Sergio Perez im zweiten Red Bull verpasste den Kampf um die Pole Position und landete auf Rang 13.
Auf dem Marina Bay Street Circuit fällt überholen schwer
Zwar ist Verstappen auch in dieser Saison bereits von weit hinten nach vorn gefahren, dagegen sprechen in Singapur allerdings gleich zwei Faktoren: Auf dem Stadtkurs fällt das Überholen schwer, zudem war Verstappen im Training auch in den Rennsimulationen nicht schneller als die Konkurrenz.
Hülkenberg in Top 10
Derweil landete Nico Hülkenberg – nach zuletzt schwierigen Wochen – wieder in den Top 10 und qualifizierte sich im Haas für Startplatz neun. Auch Teamkollege Magnussen kam ins Q3, und zwar auf einem sensationellen sechsten Platz. Das musste ein wenig in der "Eistonne" gefeiert werden.
Community-Tippspiel:
Um das Ganze etwas interaktiver zu gestalten, möchten wir euch einladen mitzutippen. Verstärkt gerne unsere Tippgruppe und tretet gegen uns an. Hier geht´s zum Community-Tippspiel mit den beiden Formel 1-Redakteuren Michel und Roman. Zu gewinnen gibt es natürlich auch etwas.
Tipps unserer beiden Redakteure:
Michel: 1.Verstappen 2. Perez 3. Leclerc 4. Norris 5. Hamilton
Roman: 1. Leclerc 2. Verstappen 3. Sainz 4. Norris 5. Hamilton