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Formel 1 GP Australien: Der Albert Park Circuit in der Analyse

Roman Bartz/Michel Egenolf
Aktualisiert
Der Albert Park Circuit in Melbourne, Australien, ist eine semi permanente Motorsport-Rennstrecke.
Der Albert Park Circuit in Melbourne, Australien, ist eine semi permanente Motorsport-Rennstrecke.AFP
Die Formel 1 sorgt jedes Jahr für Aufregung und Faszination bei Rennsportfans auf der ganzen Welt. Der Formel-1-Kalender 2024 enthält eine rekordverdächtige Anzahl an Rennen - mit voraussichtlich 24 Wettbewerben erwartet uns die längste F1-Saison aller Zeiten. Am 2. März wurde das Jahr mit dem Großen Preis von Bahrain eröffnet, es folgte der Grand Prix in Saudi-Arabien. Nun macht die Königsklasse Halt in Australien, es steht das dritte Rennen der Formel-1-Saison 2024 auf dem Programm. Wir haben uns die Rennstrecke genauer angesehen.

Der Albert Park Circuit in Melbourne, Australien, ist eine semi permanente Motorsport-Rennstrecke und zugleich bekannter Austragungsort für den Formel-1-Grand-Prix von Australien. Die Rennstrecke wurde erstmals im Jahr 1996 für den Grand Prix genutzt und ist seitdem aus dem Formel-1-Rennkalender nicht mehr wegzudenken.

Die Geschichte des Albert Park Circuit

Die Ursprünge des Albert Park Circuit gehen auf das Jahr 1956 zurück, als die Olympischen Spiele in Melbourne stattfanden. Für die Spiele wurde ein Stadion und ein Park gebaut, der als Sport- und Freizeitbereich für die Nachbarschaft genutzt werden sollte. Seitdem hat der Park als Austragungsort vieler Motorsportereignisse gedient – doch es sollte noch fast vier Jahrzehnte dauern, bis ein Formel-1-Grand-Prix in den Albert Park gelegt wurde.

Rekordsieger von Australien – Michael Schuhmacher hat seine vier Siege alle im Ferrari geholt.
Rekordsieger von Australien – Michael Schuhmacher hat seine vier Siege alle im Ferrari geholt.Profimedia

Im Jahre 1996 war es dann so weit. Der Albert Park Circuit ersetzte den Adelaide Street Circuit als Austragungsort für den Großen Preis von Australien. Der erste Grand Prix auf der neuen Strecke fand dann am 7. März 1996 statt. Seitdem wurde der Grand Prix 25 Mal ausgetragen. Rekordsieger mit vier Erfolgen ist Michael Schumacher.

Die Strecke

Der Albert Park Circuit hat eine Länge von 5,279 Kilometern und insgesamt 16 Kurven. Die Boxengasse ist 280,1 m lang. Die Strecke ist flach und hat eine ziemlich unebene Landschaft, was zum Teil auf die Lage mitten im Park zurückzuführen ist. Die Strecke hat lange Geraden, eine davon – die "Brabham Straight" – hat eine Länge von mehr als 900 Metern, die für ordentlich Geschwindigkeiten sorgt. Die Durchschnittsgeschwindigkeit des Parcours liegt bei knapp 235 Kilometern pro Stunde.

Eine Besonderheit des Albert Parks ist, dass es sich um eine sogenannte "semi permanente" Rennstrecke handelt. Das heißt, als Rennstrecke werden Straßen benutzt, die im Melbourner Albert Park den gleichnamigen, künstlichen See umkreisen und zum jeweiligen Grand-Prix-Wochenende für den öffentlichen Straßenverkehr gesperrt werden. Die für das Rennen wichtige Infrastruktur wird in den drei Monaten vor der Austragung jedes Mal wieder von neuem auf- und in den sechs Wochen nach dem Rennen abgebaut, denn nur die Start-Ziel-Gerade mit der Boxenanlage ist permanent.

Das Strecken-Layout

Einer der Herausforderungen auf dem Circuit ist das ungewöhnliche Stecken-Layout des Albert Park Circuit. Der Kurs besteht hauptsächlich aus engen Kurven und zwei langen Geraden.

In Kurve 1 kam es vorm Umbau immer wieder zu Unfällen aufgrund des Trichtereffekts.
In Kurve 1 kam es vorm Umbau immer wieder zu Unfällen aufgrund des Trichtereffekts.Profimedia

Besonders beim Start des Rennens erfordert die Streckenführung höchste Konzentration seitens der Fahrer. Die erste Kurve, die sogenannte "Turn 1", ist berüchtigt für Kollisionen und ungewollte Ausfälle. Da die Kurve sehr eng ist, müssen die Fahrer genau aufpassen, dass sie nicht in die Hinterräder des Vordermanns fahren und somit einen Zusammenstoß verursachen. Aus diesem Grund ist eine gute Position im Qualifying besonders wichtig, um nicht in einer unvorteilhaften Position zu starten und sich somit aus dem Getümmel herauszuhalten. Startkollisionen sind beim Großen Preis von Australien keine Seltenheit. Die erste Kurve im Albert Park ist nach wie vor ein absoluter Unfall-Hotspot - vor allem beim Start, obwohl die Kurve 2021 in Fahrtrichtung rechts um zweieinhalb Meter verbreitert wurde. Damit sollte der "Trichtereffekt" minimiert werden, der auftritt, wenn viele Autos auf ein schmales nutzbares Streckenband treffen. Es sollte nun zumindest leichter sein, Seite an Seite zu fahren.

Auch die Kurven 3 bis 6 gestalten sich anspruchsvoll. Hier müssen die Fahrer sehr präzise fahren und ihre Kurvenlinie beim Eingang in Kurve 3 perfekt treffen, um in der Rechts-links-Kombination möglichst viel Geschwindigkeit zu halten. Dabei ist es wiederum wichtig, beim Übergang aus Kurve fünf zur Kurve sechs, nicht zu viel Schwung mitzunehmen und das Auto nicht ausbrechen zu lassen. Vor allem in den freien Trainings – wenn der Streckenbelag noch nicht genug Gummi auf der Oberfläche aufweist – sind ausbrechende Hecks immer wieder zu beobachten. Im Zuge der Umbauarbeiten 2021 wurde Kurve 3 in Fahrtrichtung rechts um vier Meter verbreitert, außerdem wurde die Rechtskurve auch leicht überhöht. Dadurch sollten mehr Linien möglich sein. Durch eine leichte Verschiebung des Scheitelpunkts nach hinten ist ein Überholmanöver auf der Innenbahn noch ein kleines bisschen länger möglich als zuvor.

Die "Turn 9" ist nun eine Hochgeschwindigkeitskurve. Die frühere Schikane ist komplett verschwunden. Stattdessen ist ein Vollgasstück entstanden, das von Kurve 6 bis zur schnellen Schikane reicht, die früher einmal Kurve 11/12 gewesen ist, aber nun zu Kurve 9/10 wird. Es werden Geschwindigkeiten von bis zu 330 km/h erreicht, beim Einlenken wirken monströse 5,4 g auf die Fahrer. Das Vollgasstück wird auch als DRS-Zone genutzt werden. Auch hier müssen die Fahrer extrem präzise und vorsichtig sein, um nicht die Kontrolle über das Auto zu verlieren. Dabei ist es vor allem wichtig, viel Schwung am Kurvenausgang mitzunehmen, da sie direkt in die lange Gerade – der "Brabham Straight" – führt.

Das neue Layout der Kurven 9 & 10.
Das neue Layout der Kurven 9 & 10.Profimedia

Die "Brabham Straight" ist mit 900 Metern eine der längsten Geraden des Formel-1-Kalenders und bietet sich als sehr gute Überholmöglichkeit für die Fahrer an. Nach einem langen, beinahe ununterbrochenen Ballerstück ab Kurve 6 ist Kurve 11 jetzt die Überholstelle schlechthin. Auch diese Kurve wurde nach innen verbreitert, in diesem Fall um drei Meter. Zudem wurde sie leicht überhöht, um die Anzahl möglicher Linien zu erhöhen, was wiederum beim Überholen hilft.

Das neue Layout der Kurven 9 & 10 mit Übergang in die ''Brabham Straight''.
Das neue Layout der Kurven 9 & 10 mit Übergang in die ''Brabham Straight''.Profimedia

Die "Turn 13" ist eine hart zu fahrende Kurve, die unmittelbar auf die "Brabham Straight" folgt. Hier ist es schwierig, das Fahrzeug beim Kurveneingang zu kontrollieren und die Ideallinie zu finden, da sie nach innen leicht abfällt und einen extremen Lenkeinschlag erfordert. Doch auch die vorletzte Kurve ist bei den Umbauarbeiten 2021 innen verbreitert worden, um ein Verteidigen der Position zu erschweren.

Zu guter Letzt ist die "Turn 15" eine weitere enge Kurve, die direkt in die Zielgerade führt. Dabei müssen die Fahrer sehr präzise sein und dürfen das Heck nicht verlieren, um viel Tempo für die Start-Ziel-Gerade mitzunehmen.

Auch Boxengasse und Asphaltdecke wurden 2021 erneuert

Die Boxengasse ist zwei Meter breiter als zuvor. Das wurde erreicht, indem die Boxenmauer zur Strecke hin verschoben wurde. Der kleine Grasstreifen ist verschwunden, die Mauer steht nun direkt an der Strecke dran. Nach der FIA-Abnahme wurde das Tempolimit in der Boxengasse von 60 auf 80 km/h erhöht. Durch die reduzierte Durchfahrtsdauer ergeben sich mehr strategische Optionen für die Teams.

Die gesamte Strecke hat zudem eine neue Asphaltdecke erhalten. Das war dringend nötig, denn der Originalasphalt wurde seit seiner Verlegung im Jahr 1995 nicht angerührt. Da die Strecke an 51 Wochen im Jahr für den Verkehr freigegeben ist, wurde sie über 27 Jahre entsprechend abgenutzt. Besonders für die Reifenfresser im Feld könnte dies ein positives Zeichen sein. Der frische Asphalt nimmt die Reifen weniger hart heran und spielt somit vornehmlich den Ferraris in die Karten, denen die Pneus bisher unter ihrem Boliden förmlich weggeschmolzen waren.

Das Stecken-Layout des Albert Park Circuit ist eine Herausforderung für die Fahrer. Von engen Kurven bis hin zu schnellen Geraden bietet die Strecke alles, was das Herz begehrt. Eine gute Position im Qualifying ist besonders wichtig, um nicht in eine allzu unvorteilhafte Position zu geraten. Doch auch während des Rennens müssen die Fahrer höchste Konzentration und Präzision zeigen, um das Beste aus ihrer Leistung herauszuholen.

Der Große Preis von Australien ist bei Fans und Fahrern beliebt

Es bleibt festzuhalten, dass der Albert Park Circuit in Melbourne inzwischen der Austragungsort schlechthin für den Formel-1-Grand-Prix von Australien ist und sich unter den Formel 1 Fans als auch den Fahrern großer Beliebtheit erfreut. Die Strecke hat einen herausfordernden Parcours mit vielen schwierigen Kurven und einigen kritischen Stellen, an denen es zu Unfällen kommen kann.

Die Änderungen an der Streckenführung des Albert Park Circuits im Jahr 2021 zielten explizit darauf ab, bessere Überholmöglichkeiten zu generieren. Kurve 1 ist kein so extremer Überhol-Hotspot mehr. Der breitere Eingang vermeidet, dass nur eine Linie funktioniert. Den größten Umbau erhielt der Mittelsektor, genauer die Kurve neun und zehn. Wo die Piloten früher hart abbremsen mussten, ist die Strecke seit zwei Jahren flüssiger und schneller. Um mehr Überholmanöver auf dem Albert Park Circuit zu ermöglichen, wurden die Kurven im Allgemeinen verbreitert.

Als provisorische Anlage kann der Albert Park ziemlich holprig sein - obwohl die Erneuerung des Belags für den Grand Prix 2022 und 2023 die Situation zweifelsohne verbessert hat. Während die Strecke zu Beginn des Wochenendes oft rutschig ist, bekommt sie im Laufe der Sessions immer mehr Grip. Es ist eine Strecke, die ein gut ausbalanciertes Chassis erfordert, mit mehreren Stellen auf der Strecke, an denen die Fahrer eine gut ansprechende Vorderachse benötigen, um das Auto in die Kurve zu bekommen.

Charles Leclerc hält den Streckenrekord auf dem Albert Park Circuit
Charles Leclerc hält den Streckenrekord auf dem Albert Park CircuitAFP

Melbourne ist auch eine der schnellsten Strecken im Kalender. Lewis Hamiltons Pole-Runde 2019 wurde mit einem Durchschnitt von über 235 km/h gefahren. Den Streckenrekord hat nach den Umbauarbeiten Charles Leclerc 2022 mit 1:20.260 aufgestellt.

In seiner kurzen Geschichte hat die Rennstrecke schon einige spektakuläre Rennen erlebt und wird auch in Zukunft ein wichtiger Austragungsort für die Formel-1-Meisterschaft bleiben.