Formel 1 Silverstone 2023: Der Silverstone Circuit in der Streckenanalyse
Der Silverstone Circuit ist eine der renommiertesten Motorsportstrecken der Welt und hat eine lange und beeindruckende Geschichte. 1950 fand in Silverstone der erste Formel-1-Weltmeisterschaftslauf überhaupt statt. Das Strecken-Layout wurde im Laufe der Jahre mehrmals verändert und optimiert, um den Fahrern sowohl spannende als auch technisch anspruchsvolle Streckenabschnitte zu bieten. Das heutige Layout des Silverstone Circuit ist eine Kombination aus schnellen Geraden, anspruchsvollen Kurven und vielen Geschwindigkeitswechseln. Der Kurs erstreckt sich über eine Länge von 5,891 Kilometern, damit ist der Silverstone Circuit nicht nur eine der längsten Strecken im Formel 1-Kalender, sondern mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 230 km/h auch eine der schnellsten.
Mansell nimmt Senna 1991 auf seinem F1-Boliden in die Boxengasse mit
Es gibt gewisse Bilder, die in die F1-Geschichte eingegangen sind und einfach unvergesslich bleiben. Ein solches Bild zeigt Nigel Mansell, wie er Ayrton Senna auf seiner Triumphfahrt zurück in die Boxengasse mitnimmt. Oder erinnern wir uns an den Moment, als Michael Schumacher in Stowe von der Strecke abkam und einen heftigen Unfall baute, bei dem er sich ein Bein brach. Das bedeutete praktisch den Titelgewinn für Mika Häkkinen im Jahr 1999. Und natürlich dürfen wir auch Lewis Hamiltons dominante Leistung im Jahr 2008 nicht vergessen. Mehr über den Briten erfahrt ihr in unserem Porträt.
Silverstone riecht nach Tradition. Der Silverstone Circuit ist eine der ältesten Rennstrecken weltweit und wurde für den Großen Preis von Großbritannien auf einem verlassenen Flugplatz aus dem Zweiten Weltkrieg erbaut. Tatsächlich fand hier auch das erste Rennen der ersten Formel-1-Meisterschaft im Jahr 1950 statt. Obwohl Silverstone regelmäßig den Großen Preis von Großbritannien ausrichtet, hatte es erst seit 1995 das alleinige Recht auf die Formel 1-Veranstaltung. In den Jahren 2008 und 2009 wurde zwar die Möglichkeit diskutiert, das Rennen in Donnington Park abzuhalten, doch letztendlich erhielt Silverstone die Rechte auch für die weiteren Jahre – bis heute.
Streckenlayout letztmalig 2010 verändert
Die Streckenführung von Silverstone hat sich im Laufe der Jahre stark verändert. In den späten 90er- und 2000er-Jahren blieb das Layout stabil, doch 2010 wurde es erneut überarbeitet und blieb seitdem unverändert, abgesehen von einigen Anpassungen in der Boxengasse. Die Strecke behält ihren einzigartigen Charakter bei und stellt sowohl Fahrer als auch Teams vor große Herausforderungen. Lasst uns einen Spaziergang über die Silverstone-Rennstrecke machen. Übrigens: Ganz typisch für eine britische Rennstrecke tragen alle Kurven skurrile Namen.
Eine Runde auf dem Silverstone Circuit
Beginnen wir mit Sektor 1: Die Start-Ziel-Gerade wurde von der Verbindungsgeraden zwischen den Kurven Woodcote und Copse auf die Verbindungsgerade zwischen den Kurven Club und Abbey verlegt. Zuerst geht es bergab nach Abbey, wo sich vorher eine Linksschikane befand, nun jedoch eine Rechtskurve, die den Beginn des Arena-Abschnitts markiert. Diese Rechtskurve in Abbey führt dann nahtlos in die Linkskurve der Farm-Kurve über und bildet eine geschwungene S-Kurve. An einem trockenen Tag spielt die aerodynamische Effizienz in diesem Abschnitt eine große Rolle. Die Autos passieren dann den DRS-Erkennungspunkt und steuern auf die enge Linkskurve in der Village-Kurve zu, benannt nach dem Dorf Silverstone. Es folgt eine noch engere Rechtskurve namens "The Loop". Die Strecke öffnet sich wieder, wenn wir bergauf durch die schnelle Linkskurve in Aintree fahren und am Eingang der Kurve in die DRS-Zone gelangen. Die kurze Auffahrt nach Brooklands, die "Wellington Straight" genannt wird, bietet eine weitere DRS-Zone und führt uns zum Ende von Sektor 1.
2021 flog Verstappen nach Kollision mit Hamilton in Copse-Kurve ab
Sektor 2 bringt die Fahrer an die Grenze der körperlichen Belastung. Die Autos fliegen durch die DRS-Zone und müssen hart bremsen, um vor der kurvigen Brooklands-Linkskurve anzuhalten, die mit 96 km/h im zweiten Gang gefahren wird. Ab diesem Punkt schließt sich die Strecke an das alte Layout an und führt in die schmerzhaft langsame 180-Grad-Rechtskurve in Luffield. Der Scheitelpunkt in Luffield liegt sehr tief in der Kurve und erfordert höchste Präzision beim Treffen. Die Straße erweitert sich am Ausgang der Kurve, jedoch ist Vorsicht geboten um die Ausfahrt nicht zu gefährden oder ins Schleudern zu geraten. Besonders bei nassen Bedingungen wird die Ausfahrt noch schwieriger zu bewältigen. Mit dem richtigen Schwung aus Luffield erreichen die Fahrzeuge in der unglaublich schnellen Woodcote-Rechtskurve ihre Höchstgeschwindigkeit. Hier beschleunigen sie bis zum 6. Gang. Die Copse-Kurve mit Vollgas zu nehmen erfordert wahrhaftigen Mut, doch moderne Formel-1-Autos ermöglichen es bereits, durch leichtes Anheben des Gaspedals mit über 290 km/h im höchsten Gang diese blitzschnelle Rechtskurve zu durchfahren. Wer allerdings nicht lupft, hat die Nase am Ende der Runde meist vorn. Im Rennen 2021 ging allerdings weder Verstappen noch Hamilton vom Gas. Hamilton wollte innen vorbei, lag aber noch deutlich hinter Verstappen. Beim Überholmanöver des Briten berührten sich die Konkurrenten, was dazu führte, dass der Niederländer von der Strecke flog und mit 51 G in die Bande einschlug.
Man kann sich vorstellen, dass bei solch hohen Geschwindigkeiten kaum ein Raum für Fehler besteht. Schon der kleinste Fehler kann zu einem Abstecher ins Kiesbett führen, und im schlimmsten Fall sogar in die Reifenwand. Bei Nässe hingegen ergeben sich aufgrund der breiten Strecke verschiedene Linien, die einige gewagte Überholmanöver in Copse ermöglichen. Die Schleuderfahrt durch Copse führt zum anspruchsvollsten Teil der Strecke: die kurvenreiche Fahrt durch Maggots – mit Vollgas im 7. Gang links – weiterhin Vollgas durch den Rechtsknick in Kurve 11, Herunterschalten für die Linkskurve in Becketts, weiter verlangsamen, um den Scheitelpunkt in der Rechtskurve in Kurve 13 zu treffen, rasant hoch zur Chapel rasen, den Scheitelpunkt im 5. Gang mit 250 km/h treffen und auf der Hangar-Geraden kurz durchatmen!
Die wichtigsten Infos zum Rennen sowie einen Blick auf das vergangene Rennen in Silverstone gibt es in unserem Briefing zum Rennen.
Rund 30 Sekunden lang Vollgas
Sektor 3 stellt vergleichsweise keine große Herausforderung für die Fahrer dar, da sie die Hangar-Gerade hinunterrasen und im höchsten Gang eine Geschwindigkeit von über 300 km/h erreichen. Wenn der Schwung aus dem Maggots-Becketts-Chapel-Komplex mitgenommen wird, bietet sich auf der Hangar-Geraden die Chance für ein Überholmanöver und das Einbiegen in die Bremszone von Stowe. Vom Ausgang der Copse bis zum Ende der Hangar-Geraden wird rund 30 Sekunden lang Vollgas gefahren. Die Rechtskurve in Stowe stellt eine knifflige Aufgabe dar, die jedoch mit spätem Bremsen und einer ausgewogenen Fahrzeugabstimmung bewältigt werden kann, um wertvolle Zeit gutzumachen. Am Scheitelpunkt wechseln die Autos mit 300 km/h in den 4. Gang und schalten dann auf der kurzen Geraden in den 6. Gang, bevor sie die Links-Rechts-Schikane in Vale mit dem 2. Gang angehen. Besonders der zweite Scheitelpunkt erfordert besondere Finesse, da die Ausfahrt eng wird und in die Linkskurve 18 mündet, bevor es auf die Start-Ziel-Gerade geht. Damit habt Ihr mit uns eine Runde auf dem Silverstone Circuit bewältigt.
Das Rennen am Sonntag umfasst 52 Runden auf der 5,891 km langen Strecke.