F1 Grand Prix Spanien 2023: Der Circuit de Barcelona-Catalunya in der Analyse
Es ist eine inzwischen absolut etablierte Rennstrecke im Formel1-Zirkus: Der Circuit de Barcelona-Catalunya. Seit 1991 wird hier inzwischen der Grand Prix von Spanien ausgetragen. Nach dem Rennen in Monaco zieht der Tross weiter nach Katalonien, ehe die Europa-Tour vom Rennen in Kanada unterbrochen wird. Doch bevor es zum Circuit Gilles-Villeneuve geht, schauen wir uns die Strecke in Katalonien ein wenig genauer an. Für das diesjährige Rennen wurden unter anderem Veränderungen am Layout vorgenommen.
Erst einmal zu den harten Fakten. 4,675 Kilometer Länge weist eine Runde im glühend heißen Katalonien auf. Mehr als ein Kilometer davon entfällt auf die zunächst leicht ansteigende und dann abfallende Start- und Zielgerade.
Direkt in Kurve eins bietet sich die beste Gelegenheit, um zu überholen. Mit Geschwindigkeitsüberschuss durch Windschatten und DRS kann man hier am Vordermann vorbeiziehen. Um die Kurve ein wenig zu entschärfen, wurde in diesem Jahr die Auslaufzone um ein ordentliches Stück verlängert.
Kurve 4 brachte harte Duelle hervor
Nach Kurve eins kommt das Ende des schnellen ersten Sektors rasch näher. Nun geht es in die Kurvenpassagen des zweiten und dritten Sektors. Der zweite Abschnitt der Strecke beginnt mit Kurve vier, der Repsol. Im vergangenen Jahr war dies eine neuralgische Stelle. Zu Beginn des Rennens erwischte es Carlos Sainz und Max Verstappen, die beide ins Kiesbett fuhren. Den wohl legendärsten Crash in dieser Kurve hatten 2016 die beiden Teamkollegen Lewis Hamilton und Nico Rosberg im Kampf um die Führung. Beide gingen ans Limit und darüber hinaus. Letzendlich crashten sich beide ins Kiesbett und aus dem Rennen.
Auch der Wind kann in dieser Passage eine entscheidende Rolle spielen, so wie auf der gesamten Strecke, um die herum keine Windbrecher vorhanden sind. Nicht unübliche Böen stellen die Fahrer gerne vor Herausforderungen.
Für die Fahrer wird in diesem Bereich, aber vor allem kurz vor der Start- und Zielgerade das Reifenmanagement eine entscheidende Rolle spielen. Es kommt auf einer Runde nämlich zu einer starken Beanspruchung des linken Vorderreifens, da die Strecke sehr viele harte Rechtskurven aufweist, darunter vier lange Highspeedkurven, die den vorderen linken Pneu besonders fordern.
Die Kiesbetten können das Rennen schnell beenden
Ein weiteres Merkmal der Strecke: Es gibt anders als beispielsweise in Frankreich keine Auslaufzonen, sondern klassisch Kiesbetten. Ein Abkommen von der Strecke wird also schnell bestraft. Die Fahrer müssen beachten, dass sie beim Abkommen von der Strecke möglichst gerade aus dem Kies herausfahren. Spitze Kurven oder ein seitliches Rutschen über den Kies sorgen dafür, dass sich das Auto eingräbt und das Rennen beendet ist.
Nach der 90-Grad-Kurve mitte des zweiten Sektors (Kurve 7) können die Fahrer wieder mehr Gas geben. Nach der schnellen Kurve 9 geht es dann auf die zweitlängste Gerade der Strecke, die dann auch zugleich die zweite DRS-Zone bildet. Hier ist es möglich, sich an den besser platzierten Konkurrenten heranzusaugen und sich für ein Überholmanöver auf der längsten Gerade in Position zu bringen.
Anpassungen des Layouts für mehr Speed und Überholmanöver
Kurve 10 bringt anschließend die erste Veränderung der Strecke mit sich. Früher war ein hartes Anbremsen in diese Kurve nötig, da sie um 120 Grad nach links auslief. Diese Schikane wurde nun eliminiert, die Kurve entschärft und abgerundet. In einer mittelschnellen Kurve fahren die Piloten weiter in Richtung von Kurve 11. Dadurch nun schwieriger dort zu überholen.
Eine weitere Veränderung wurde vor der Start- und Zielgerade vorgenommen. Dort befand sich eine enge Schikane, die den langsamsten Abschnitt der Strecke bildete. Charles Leclerc hatte sich an dieser Stelle im Qualifying des vergangenen Jahres gedreht. Wenn ihr mehr zu Charles Leclerc erfahren wollt, dann schaut doch in unser Porträt des Monegassen.
Die Schikane wurde aus dem Layout entfernt, es geht nun durch zwei schnelle Rechtskurven mit Vollgas auf die Start- und Zielgerade. "Die Entfernung der Schikane in Barcelona wird nicht ohne Folgen bleiben. Sie war die langsamste Kurve der Strecke mit hohen Randsteinen, und man musste dafür Kompromisse bei der Abstimmung eingehen. Jetzt, wo sie weg ist, wird sich der Charakter der Strecke leicht verändern. Statt einer mittelschnellen Kurve und einer Schikane wird es nun zwei Hochgeschwindigkeitskurven geben", erklärte Riccardo Musconi vom Mercedes-Team. Die Hoffnung dadurch mehr Überholmöglichkeiten zu schaffen, ist der Grund für die Anpassung des Layouts an dieser Stelle. Andrea Stella, Chef von McLaren bekräftigte diese Hoffnung: "Die Änderungen an der Stelle sollten uns ein schnelleres Rennen mit besseren Überholmöglichkeiten bescheren."
Wie ihr seht, harte Bremspunkte wurden eliminiert, die Strecke ist schneller als in der Vergangenheit. Das sorgt dafür, dass die Strecke, die im vergangenen Jahr mit einer Minute und 18 Sekunden absolviert wurde, vier bis fünf Sekunden schneller wird.
Dennoch wird es kaum leichter werden, den Vordermann zu überholen. In Barcelona kommt es aufgrund des Layouts nur zu wenigen Überholmanövern. Wie bereits erwähnt bietet die lange Gerade Richtung Kurve eins und vor allem der Anbremspunkt an dieser Stelle die beste Gelegenheit einen Konkurrenten zu passieren. Die folgenden Passagen eignen sich nur schwerlich, die Strecke ist nicht besonders breit, Beschleunigungsphasen sind nur relativ kurz. Ein gutes Qualifying kann also entscheidendender für die Platzierung im Rennen sein als auf anderen Strecken. Wenn ihr auf unser Rennen optimal vorbereitet sein wollt, dann schaut doch gerne in unser Briefing zum Grand Prix.
Der Mix aus schnellen, mittelschnellen und inzwischen weniger langsamen Kurven ist ein Gradmesser für die Aerodynamik der Boliden, weshalb die Strecke schon oft für die Tests vor der Saison genutzt wurde. Barcelona liefert somit auch eine gute Indikation für andere Strecken: Denn wer in Barcelona schnell ist, der ist zumeist auch auf den anderen Strecken im Kalender schnell.