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"Meisterwerk" im Dauerregen: Eröffnungsfeier als Riesenshow fürs Fernsehen

Auch Rafael Nadal durft die Fackel einige Meter tragen.
Auch Rafael Nadal durft die Fackel einige Meter tragen.Profimedia
Als Celine Dion diese atemberaubende, historische und pompöse Feier unter dem Eiffelturm mit der "Hymne an die Liebe" gekrönt hatte, verließen die Menschen durchnässt, aber glücklich das größte Theater der Welt. Über Paris leuchtete das Olympische Feuer, in den Augen der Athletinnen und Athleten, die ausgeharrt hatten, glänzte der schöne Schein - und die ein oder andere Träne der Rührung angesichts des "Meisterwerks der Geschichte und der Überraschung, des Kitsches und des Sports, der Kunst und Mode".

Nicht nur die New York Times kommentierte die Eröffnungsshow der Sommerspiele der 33. Olympiade überschwänglich, viele Beobachter des gigantischen Spektakels überschlugen sich vor Lob. Die Marca in Spanien sah sogar "die beste Zeremonie in der Geschichte der Spiele", womöglich auch, weil Sandplatzkönig Rafael Nadal in der Stadt seiner größten Triumphe eine tragende Rolle einnahm.

Der Tennis-Superstar genoss den emotionalen Abend, zuerst mit seinem Sohn Rafa junior auf einem Balkon mit Blick auf die Seine, dann mit der Fackel in der Hand im Legenden-Boot mit Serena Williams, Carl Lewis und Nadia Comaneci. Das Volk am Ufer jubelte, zuvor hatte es die Sportler auf ihrer Parade über die Seine gefeiert. Ein Erlebnis, das bleiben wird.

"Eine tolle Atmosphäre"

"Die haben eine Riesenshow daraus gemacht, das war einfach genial", schwärmte Boxer Nelvie Tiafack. Fahnenträgerin Anna-Maria Wagner, die mit Goldchancen im Judo startet, erzählte hinterher von einem "tollen Erlebnis. Es war schön, dass es für so viele Menschen zugänglich war und man von rechts und links die Menschen gesehen hat. Es war eine tolle Atmosphäre."

Für viele der 320.000 Zuschauerinnen und Zuschauer im strömenden Regen war es aber nicht immer ein Vergnügen. Zumal diesmal ein Trend der vergangenen Spiele auf die Spitze getrieben wird: Es geht vor allem um spektakuläre Bilder fürs Fernsehen, vor Ort wirkt das Geschehen kleiner, unzusammenhängend. Wenn vor Nässe dann noch Videowände ihren Dienst quittieren, wie am Freitagabend, kann es mitunter frustrierend werden. Vor dem Bildschirm schauten die Massen gebannt zu (22 Millionen in Frankreich, 10 Millionen in Deutschland), an der Seine gaben einige Zuschauer vor dem Ende auf, auch viele Athleten hielten nicht bis zum Trocadero durch.

Eröffnung für die Ewigkeit

Und dennoch: Diese Eröffnungsfeier an einem "Tag des charmanten Größenwahns" und "der verregneten Maßlosigkeit" (Aargauer Zeitung) wird in die olympische Geschichte eingehen. Nur: Was wird die Erinnerung prägen? Los Angeles 1984 hatte den Rocket Man, Barcelona 1992 einen Bogenschützen, Atlanta 1996 Ali und London 2012 die Queen am Fallschirm. Was, wenn von Paris 2024 vor allem der Regen bleibt?

"Wirklich schade um das Wetter, aber mit etwas Glück wird das alles ab Samstag von herrlichem Sport überstrahlt", schrieb der englische Telegraph, der seine ganz eigene Sicht auf die Dinge unters Volk brachte. "Der Surrealismus kehrt nach Paris zurück. Da war viel wortwörtliches Showboating, aber als Ausdruck eines komplizierten und wirklich ziemlich seltsamen Landes kann man sich von Frankreich nicht mehr wünschen", lautete das Fazit.

Eine Liebeserklärung klingt anders. Eher so wie die von Celine Dion.

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