Marokko ist schon jetzt Historisches gelungen: Als erste afrikanische Mannschaft nach Nigeria 1998 gewannen die Mannen von Cheftrainer Walid Regragui eine WM-Vorrundengruppe. Erst drei andere afrikanische Teams schafften zuvor den Schritt ins Viertelfinale (Kamerun, Senegal, Ghana). Und nun also Marokko. Ein Sieg über Portugal würde aber noch ein ganz neues Kapitel im WM-Historienbuch aufschlagen. Marokko könnte als erste afrikanische Mannschaft in ein WM-Halbfinale vorstoßen. Der Rückhalt auf dem afrikanischen Kontinent und im arabischen Raum sollte der Elf gewiss sein. Das Al Thumama-Stadion fest in marokkanischer Hand.
Portugal möchte Marokko die Party vermiesen und selbst dem historischen ersten WM-Titel einen Schritt näher kommen. Auch wenn die Diskussion um Christiano Ronaldo das glanzvolle 6:1 gegen die Schweiz etwas störte, gehen die Portugiesen mit Rückenwind ins Viertelfinale. Dass Portugal "nur" gegen Marokko antreten muss, könnte Fluch und Segen zugleich sein. Der Europameister von 2016 ist Favorit, sollte die Überraschungsmannschaft des Turniers aber nicht unterschätzen. Bei der Weltmeisterschaft 2018 kreuzten sich schon einmal die Wege beider Teams. Damals gewann Portugal 1:0 – durch ein Tor von Christiano Ronaldo.
Das Personal: Portugal
Die entscheidende Frage zuerst: Spielt Christiano Ronaldo, oder spielt er nicht? Nach dem sensationellen Drei-Tore-Debüt von Gonçalo Ramos sind die Stimmen leiser geworden, die eine Rückkehr Ronaldos in die Startelf fordern. Doch Cheftrainer Fernando Santos wäre nicht er, wenn er nicht auch im Viertelfinale wieder eine Überraschung parat hätte. Vielleicht braucht Portugal genau diesen angefressenen Ronaldo, um Marokko zu bezwingen.
Bei der WM in Katar besticht Portugal durch sein Kollektiv: Abwehrchef Pepe hält die Defensive zusammen. In der Offensive wirbeln João Félix und Bruno Fernandes. Der Dortmunder Raphaël Guerreiro ist ebefalls ein wichtiges Puzzleteil. Auch von der Bank stehen Santos gute Alternativen zur Verfügung, etwa Rafael Leão, der gegen die Schweiz einen sehenswerten Treffer erzielte. Im Vergleich zu Marokko ist Portugal tiefer besetzt.
Das Personal: Marokko
Gegen Spanien glänzten die Marokkaner vor allem durch ihre konzentrierte Defensive. Trotz erdrückendem Ballbesitz gelang es den Spaniern kaum, sich in 120 Minuten Torchancen zu erarbeiten. Marokko kassierte bei dieser Weltmeisterschaft erst ein einziges Gegentor. Noussair Mazraoui und Achraf Hakimi sind zwei der weltweit besten Außenverteidiger. Im Tor glänzt Elfmeter-Killer Bono, der für ein mögliches Elferschießen gut gewappnet ist.
Offensiv ist Marokko ebenfalls gut aufgestellt. Sofiane Boufal überzeugte gegen Spanien vor allem in der ersten Halbzeit. Ein weiterer Schlüsselspieler ist Hakim Ziyech vom FC Chelsea. Die Frage bleibt, ob Marokko einen neuerlichen Abnutzungskampf wie gegen Spanien überstehen kann oder sich ein anderes Spiel entwickelt. Eines ist klar: Marokko möchte die Fußball-Fans eines ganzen Kontinents ein weiteres Mal jubeln lassen.