Ein Torschuss in 180 Minuten - Costa Rica schlägt Japan mit 1:0
Bereits vor dem Anpfiff war klar, dass die Partie große Auswirkungen auf die Achtelfinal-Chancen der DFB-Elf haben würde: Bei einem Sieg der Asiaten wäre es unabhängig vom Ausgang des Abendspiels gegen Spanien schwer für das Team von Hansi Flick geworden, so lässt die Niederlage der Asiaten die Tür zum Achtelfinale offen.
Japan wechselte im Vergleich zum Sieg gegen die DFB-Elf satte fünf Mal. Auf der Rechtsverteidigerposition begann Miki Yamane für den ehemaligen Bundesliga-Profi Hiroki Sakai, auf der Sechserposition kam Stammspieler Morita nach Verletzung wieder zurück in die Startelf. In der Offensive wurde einiges durcheinandergewürfelt: Soma, Doan und Ueda starteten für Kubo, Ito und Maeda. Taktisch blieb Trainer Hajime Moriyasu beim 4-2-3-1. Auch Costa Rica wechselte nach der 0:7-Abreibung gegen Spanien durch, allerdings nur zweimal: Rechts hinten startete Waston für Martinez und links vorne blieb der gegen Spanien durchaus auffällige Youngster Bennette draußen, für ihn begann Gerson Torres. Auch Luis Fernando Suarez blieb seiner Systematik treu: Costa Rica lief wie gegen Spanien in einem auf Konter ausgerichteten 4-4-2 auf.
Zu Beginn des Spiels fiel es beiden Teams schwer, sich Torchancen zu erspielen. Den "Ticos" war anzumerken, wie sehr sie nach der herben 0:7-Klatsche gegen Spanien auf Stabilität aus waren. Die Defensivtaktik von Trainer Suarez ging auf und Japan kam abgesehen von einer abgerutschten Hereingabe von Ritsu Doan (13.) zu keiner auch nur annähernd gefährlichen Aktion.
Auf der anderen Seite waren es eher noch die Costa Ricaner, die Gefahr ausstrahlten. Nach vielen nicht gut ausgespielten Standardsituationen rund um den Strafraum der Japaner kam Joel Campbell mit einem Außenristschuss der besten Möglichkeit der ersten Hälfte (35.). Alles in allem schienen die Japaner auf eine ähnliche Taktik der Einschläferung zu setzen wie beim 2:1-Sieg nach Rückstand gegen die DFB-Elf. Trotz viel Ballbesitz kamen sie nicht in den Strafraum der Mittelamerikaner, auch die individuelle Klasse auf den sehr gut besetzen Flügeln kam nicht zum Tragen.
Verwandelte Japaner in der zweiten Halbzeit
Wie gegen Deutschland war die Halbzeitansprache von Trainer Hajime Moriyasu offenbar der Brustlöser. Bereits wenige Sekunden nach Wiederanpfiff erspielten sich die Japaner die erste Torchance, den Schuss von Morita von der linken Strafraumkante konnte Costa Ricas Star-Torhüter Keylor Navas allerdings entschärfen (46.). In den folgenden Minuten zog Japan ein Powerplay auf, doch Endo, Asano (beide 48.) und Soma (57.) konnten die Chancen nicht nutzen.
Japan blieb spielbestimmend, doch von Minute zu Minute bekamen die Costa Ricaner ab der 60. Minute wieder besser in den Griff. Mit klugem Verschieben und einigen taktischen Fouls bauten sie die Zweikampfstärke der ersten Hälfte wieder auf, sodass Japan nur noch durch Standardsituationen zu Chancen kam. In der 63. und 72. Minute gelang es Soma aber nicht, den Ball aus aussichtsreicher Position auf das Tor zu bekommen.
Und dann die aus japanischer Sicht verhängnisvolle 81. Minute. Ein langer Ball der Costa Ricaner auf die rechte Seite können die Japaner nicht klären, beim Nachsetzen von Yeltsin Tejeda springt der Ball glücklich zu Fuller und der hebt den Ball von außerhalb des Strafraums über Torwart Gonda in die lange Ecke. Riesenjubel bei den Costa Ricanern, die diese Führung in den verbleibenden Minuten leidenschaftlich ins Ziel verteidigten.
Mit dem Sieg springt Costa Rica auf drei Punkte und hat sein Schicksal vor dem letzten Spiel gegen die DFB-Elf in jedem Fall selbst in der Hand. Japan steht ebenfalls bei drei Punkten, hat psychologisch nach dem großen Sieg gegen Deutschland aber die Enttäuschung gegen den Außenseiter Costa Rica zu verkraften, bevor es im letzten Spiel am Donnerstag gegen Spanien geht. Für die deutsche Mannschaft bedeutet der Sieg Costa Ricas vor dem Topspiel gegen Spanien, dass man selbst bei einer weiteren Niederlage am Sonntagabend nicht ausscheiden kann.
Spieler des Spiels: Francisco Calvo
Der Innenverteidiger, der seinen Klubfußball bei Konyaspor in der Türkei spielt, steht stellvertretend für den beherzten Defensivauftritt der Costa Ricaner. In der von Trainer Suarez aufgebauten Fünferkette dirigierte Calvo seine Mitspieler und antizipierte viele potenziell gefährliche Situationen der Japaner. Außerdem gewann er so gut wie alle wichtigen Zweikämpfe und schaffte es, den Japaner Asano noch knapp vor dem Strafraum aufzuhalten. Hätte er hier von Michael Oliver statt der gelben die rote Karte gesehen, sähe die Welt möglicherweise anders aus, so ist er unser Spieler des Spiels.