Kroatien gegen Belgien - das Duell der "ewigen Geheimfavoriten". Zwei Teams mit einer ähnlichen Altersstruktur, mit großen Stars und großen Ambitionen. Beide eint, dass das Gerüst des Teams aus Spielern der besten Vereine Europas besteht. Die nächste Parallele: beiden blieb der ganz große Wurf bisher verwehrt. Gerade die "Roten Teufel" werden seit Jahren von vielen Experten als Favorit bei großen Turnieren gesehen. Mehr als Platz drei bei der Weltmeisterschaft in Russland ist bisher aber nicht herausgesprungen.
Die Kroaten sind historisch gesehen eine echte Macht, wenn sie bei einer WM auf europäische Mannschaften treffen. Von zehn Spielen haben sie nur zwei verloren, beide gegen Frankreich. Obwohl die Bilanz der bisherigen Aufeinandertreffen gegen Belgien ausgeglichen ist (3-2-3), kommen die Kroaten nach dem am Ende überzeugenden 4:1-Sieg gegen Kanada mit Rückenwind in das finale Gruppenspiel. Dabei kann auch ein Rückstand die "Kockasti" (dt.: "Karierten") nicht aus der Bahn werfen: Lag man gegen Kanada bereits nach wenigen Minuten durch den Kopfballtreffer von Alphonso Davies hinten und drehte im Anschluss das Spiel, so hat man Ähnliches bei der WM 2018 ganze dreimal geschafft - im Achtel-, Viertel- und Halbfinale.
Die Belgier hingegen kommen eher mit Zweifeln in dieses Spiel: Die 0:2-Niederlage gegen Marokko am Sonntag war die erste Niederlage nach zuvor 13 ungeschlagenen WM-Gruppenspielen in Folge. Und das, obwohl sie sich durchaus Torchancen erspielt haben: Aus 19 Torschüssen haben sie nur einen Treffer erzielt. Diese Quote müssen sie zwingend verbessern, um das Spiel gegen die Kroaten gewinnen. Immerhin: Der Gegner scheint ihnen durchaus zu liegen, hat man doch die letzten beiden Aufeinandertreffen gegen die Männer vom Balkan 2013 und 2021 gewonnen.
Das Personal: Kroatien
Trainer Zlatko Dalic setzt üblicherweise auf eine eingespielte Formation, die in ihrem Kern auf die Stars der großen Vereine baut. Vor Dominik Livakovic im Tor spielt eine Viererkette um die Bundesliga-Profis Borna Sosa und Josko Gvardiol sowie den Routinier Dejan Lovren. Das kreative Dreiermittelfeld aus Brozovic, Kovacic und dem ehemaligen Ballon d'Or-Gewinner Luka Modrić ist das Prunkstück des Teams. Nach dem biederen 0:0 im ersten Gruppenspiel gegen Marokko änderte der Coach lediglich in der Offensive eine Position: Der körperlich stärkere Marko Livaja von Hajduk Split ersetzte Nikola Vlasic und bedankte sich gegen Kanada prompt mit dem Treffer zum zwischenzeitlichen 2:1.
Gesetzt sind vorne Hoffenheims Andrej Kramaric und der ehemalige Dortmunder und Münchner Ivan Perisic - eigentlich. Denn Perisic wurde gegen Kanada angeschlagen ausgewechselt und von Mislav Orsic ersetzt. Die kroatischen Fans waren besorgt, doch Perisic hat sich auf seinen Social Media-Kanälen optimistisch geäußert, seinem Startelfeinsatz sollte also nichts im Wege stehen. Ob vorne Vlasic oder Livaja auflaufen, wird Zlatko Dalic von seinem taktischen Plan abhängig machen. Gut denkbar, dass gegen die auf Sieg spielenden Belgier der etwas ballsicherere Vlasic zurück in die Elf rotiert.
Voraussichtliche Aufstellung von Kroatien:
Livakovic - Sosa, Gvardiol, Lovren, Juranovic - Brozovic, Kovacic, Modric, Perisic, Kramaric, Vlasic
Das Personal: Belgien
Blickt man auf die Aufstellung der Belgier, sieht man eine Mannschaft, die gespickt ist mit internationalen Top-Stars. Beginnend mit dem ehemaligen Welttorhüter Thibaut Courtois im Tor, der routinierten Innenverteidigung um Alderweireld und Vertonghen und einem Kevin de Bruyne, der bei Manchester City zu einem der besten Spieler der besten Liga der Welt geworden ist. Alle diese Spieler sind über 30 Jahre alt, der Altersdurchschnitt bei der Niederlage gegen Marokko lag bei 30,5. Es ist nicht übertrieben, bei diesem Turnier von der letzten Chance der aktuellen belgischen Generation auf den WM-Titel zu sprechen.
Zusätzlicher Druck für eine Mannschaft, die in den letzten Tagen scheinbar resigniert hatte. Kevin de Bruyne sprach davon, dass die Mannschaft "jetzt zu alt" sei und die wirkliche Chance auf den Titel bereits 2018 verpasst wurde. Auch wenn Real Madrids Dauer-Reservist Eden Hazard zuletzt betonte, dass die Belgier "Krieger" auf dem Platz sein würden, ist es schwer vorstellbar, dass dieses Team die solide wirkenden Kroaten schlagen kann.
Um das zu schaffen, werden von Trainer Martinez Veränderungen in der Startelf erwartet. Auf der linken Seite fordern viele Fans den formstarken Flügelflitzer Leandro Trossard, er könnte für Dortmunds Thorgan Hazard ins Spiel kommen. Der kritisierte De Bruyne wird sicher starten, doch gerade in der Offensive wird es spannend: Stürmerstar Romelu Lukaku feierte im Spiel gegen Marokko sein Comeback und strahlte sofort Gefahr aus, doch auch Michy Batshuayi hat mit seinem Treffer im ersten Gruppenspiel gegen Kanada Werbung für sich gemacht.
Trainer Martinez, ausgewiesener Fan der Dreierkette, könnte in dieser wichtigen Partie auf eine Doppelspitze umstellen und dafür einen Innenverteidiger opfern. Eine andere Lösung wäre, Kevin de Bruyne etwas defensiver aufzustellen, da Amadou Onana gelbgesperrt ausfällt. Somit wäre ein weiterer Platz in der Offensive frei, den Lukaku einnehmen könnte. Viele Fragezeichen für die Belgier vor dem Schicksalsspiel gegen Kroatien.
Voraussichtliche Aufstellung von Belgien:
Courtois - Alderweireld, Vertonghen, Dendoncker - Trossard, Witsel, De Bruyne, Meunier - Hazard - Batshuayi, Lukaku