Lena Dürr trauert verpasster Chance hinterher: "So reicht es nicht"
Lena Dürr ließ enttäuscht die Schultern hängen. Ihr dritter Weltcup-Sieg schien in Abwesenheit der Slalom-Dominatorinnen Mikaela Shiffrin und Petra Vlhova zum Greifen nah, da war Platz sechs in Soldeu schon ernüchternd. Und auch Linus Straßer erlebte ein Rennen zum Vergessen - obwohl er nicht an der Richtigkeit des Abbruchs der und Wind- und Wasserspiele von Bansko zweifelte.
Schwierige Bedingungen
"Wenn man so Ski fährt, kann man nicht erwarten, dass man ganz vorne mitfährt", sagte Dürr in Andorra selbstkritisch. "Viel aktiver" hätte sie es angesichts der warmen Temperaturen und der deshalb nachlassenden Piste angehen müssen. "So reicht es nicht", bekannte sie zerknirscht: "Ich bin nicht zufrieden."
1,38 Sekunden fehlten der WM-Dritten auf die Schwedin Anna Swenn-Larsson, die ihren zweiten Weltcup-Sieg feierte. Um 0,55 Sekunden verpasste Dürr ihre fünfte Podestplatzierung in diesem Winter. "Es war sehr schwierig zu fahren", sagte sie, "die Bedingungen waren ganz anders, als wir es bislang hatten. Das habe ich nicht hingekriegt."
Dabei war sie als Favoritin ins Rennen gegangen, weil die angeschlagen pausierende Ski-Königin Shiffrin (USA) und Olympiasiegerin Vlhova (Slowakei) fehlten. Das, behauptete Dürr, "ändert an meiner Herangehensweise überhaupt nichts. Egal, wer da am Start steht: Ich muss auf mich und mein Skifahren schauen." Das gelang nur bedingt.
Nach dem ersten Lauf lag sie als Sechste noch in Lauerposition, im Finale brachte sie ein Patzer aus dem Konzept. Immerhin vertagte Dürr die Entscheidung in der Gesamtwertung: Zwei Torläufe vor dem Saisonende kann sie Shiffrin theoretisch noch abfangen.
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Rennen in Bansko abgebrochen
Auch Straßer mischt weiter mit im Kugelkampf. Schnee, Regen und Wind ließen in Bulgarien aber kein faires Rennen zu. "Alles Weicheier", scherzte ARD-Experte Felix Neureuther, "früher sind wir immer gefahren." Tatsächlich aber sei der Abbruch nach 31 Startern "richtig" gewesen.
Shootingstar Straßer klagte nach Zwischenrang sieben im "Startnummernrennen" am Fuße des Piringebirges: "Es ist ein Outdoor-Sport, das gehört dazu, aber es ist auf jeden Fall grenzwertig. Es regnet wie die Sau, dazu der Wind - das liegt nicht in meiner Kraft."
Ursächlich für die Absage war die schlechte Sicht. "Die Entscheidung ist zwiespältig", sagte der deutsche Cheftrainer Christian Schwaiger, "man hätte sie früher treffen sollen." Die Gesundheit der Athleten sah er nicht als gefährdet an, die Piste habe gehalten.
Wie am Samstag, als Weltcup-Dominator Marco Odermatt zum neunten Mal in Folge einen Riesenslalom gewann. Eine solche Serie hatte zuletzt der große Italiener Alberto Tomba 1994/95 im Slalom hingelegt. Zudem feierte "Odi" als erst dritter Athlet nach Ingemar Stenmark und Hermann Maier in zwei aufeinander folgenden Wintern mindestens zehn Siege.
"Es sind Zahlen, über die man nicht zu sehr nachdenken darf", sagte der Schweizer. Alexander Schmid belegte nach krankheitsbedingter Pause Platz 16. "Die Routine, die Selbstverständlichkeit und die Risikobereitschaft", hätten gefehlt, sagte er, zudem "Power und Spritzigkeit".
Ganz anders Lara Gut-Behrami, die Shiffrins Abwesenheit im Riesenslalom zu ihrem 43. Weltcup-Sieg nutzte und im Gesamtweltcup vorbeizog. "Dass ich mit 32 Jahren die Möglichkeit habe, mit den Besten mitzuhalten, ist eine Ehre", sagte die Olympiasiegerin.