Schnellster Deutscher aller Zeiten: Owen Ansah rennt in die Geschichtsbücher

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Schnellster Deutscher aller Zeiten: Owen Ansah rennt in die Geschichtsbücher

Aktualisiert
Owen Ansah strahlt vor Freude.
Owen Ansah strahlt vor Freude.Profimedia
Rekord: Owen Ansah hat als erster Deutscher die 10-Sekunden-Marke über die 100 m geknackt.

Armin Hary? Owen Ansah zuckte mit den Schultern. Den alten deutschen Wunder-Sprinter kannte der neue deutsche Wunder-Sprinter bisher nicht. "Aber jetzt", sagte Ansah nach seinem historischen Rekordlauf mit einem Grinsen, schließlich wurde er ständig auf Hary angesprochen. 64 Jahre nach dessen legendären "Zehnkommanull" schrieb der Hamburger wieder deutsche Sprint-Geschichte.

Ein magischer Moment

"9,99 Sekunden" - auf seiner Urkunde stand es schwarz auf weiß. Ansah zeigte das Dokument stolz herum. "Ich bin mega happy", sagte der 23-Jährige, der als erster Deutscher die 10-Sekunden-Marke geknackt hat: "Das kann mir niemand mehr wegnehmen."

Im Finale von Braunschweig war Ansah bei den deutschen Meisterschaften nicht zu halten, mit seinen langen Beinen und den großen Schritten flog er unwiderstehlich davon. "Der sieht aus wie Carl Lewis, ist so grazil", schwärmte ARD-Experte Frank Busemann, auch die Fans im Stadion riss es von ihren Sitzen.

"Ich weiß gar nicht so viel von dem Rennen, nur, dass ich vorne weg gerannt bin", sagte Ansah. Und wie. Schon der Start war dem EM-Dritten mit der deutschen Sprintstaffel überraschend gut gelungen, danach konnte der Schlaks aus dem Norden seine Stärken voll ausspielen. Und seine fast schon märchenhafte Rückkehr war perfekt. Denn: Eine Verletzung hatte Ansah zuletzt lange ausgebremst.

"Mit 9,99 reißt man international nichts"

Wegen einer Schambeinentzündung verpasste Ansah nahezu die komplette Vorsaison, er musste sich in Geduld üben, sich in der Reha zurückkämpfen, wieder langsam an die Belastungen herantasten. Hinzu kam der Umzug nach Mannheim zu seinem Trainer Sebastian Bayer. "Ich hatte noch bei meinen Eltern gewohnt, bin aus meinem Elternhaus ausgezogen", sagte Ansah, der am Sonntag noch die HSV-Sprintstaffel zum Titel führte: "Man muss aus seiner Komfortzone raus."

Und Ansah wollte auf gar keinen Fall seinen Papa enttäuschen. "Er ist mein großes Vorbild. Ohne irgendwas zu haben", sei sein Vater aus Ghana nach Deutschland gekommen: "Er hat sich alles hart aufgebaut." Und von seinem Vater hat Ansah nicht nur das Talent geerbt, hart arbeiten zu können. Sondern auch für die Leichtathletik. "Mein Papa hat damals schon als Kind auch Leichtathletik gemacht. Das hat er mir dann irgendwann mal durch die Blume so erzählt", erzählte Ansah mit einem Lächeln.2

Und so hat 2015 für Ansah dann "alles angefangen". Neun Jahre später rannte er in Braunschweig nun die 9,99 Sekunden. "Historisch", sagte DLV-Sportvorstand Jörg Bügner. Ansah verbesserte den alten deutschen Rekord von Julian Reus aus dem Jahr 2016 um zwei Hundertstelsekunden, seine eigene Bestzeit um fünf Hundertstelsekunden. Und er knackte die Norm für die Olympischen Spiele. In Paris will er dann einfach "alles aufsaugen".

Zu viel mehr wird es im Duell mit Superstar Noah Lyles und Co. auch nicht reichen, so ehrlich waren sie. "Mit 9,99 reißt man international nichts", sagte Trainer Bayer: "Aber ich glaube auch, dass 9,99 noch nicht das Ende ist." Ansah jedenfalls ist hungrig, wie einst der junge Hary: "Man muss Tag für Tag hart trainieren. Man muss es vor Augen haben, das, was man machen möchte."