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Noah Lyles: Vom "Rockstar" zur Legende?

Noah Lyles beim Jubel nach dem Wettkampf.
Noah Lyles beim Jubel nach dem Wettkampf.Profimedia
Von seinen Dämonen befreit peilt Sprintstar Noah Lyles in Paris den ganz großen Triumph an. Kann der Mann mit dem gewissen Extra sogar die Lücken von Usain Bolt füllen?

Auf den Bühnen dieser Welt zu Hause

Noah Lyles auf dem Titel des Time-Magazins. Noah Lyles an der Seite von Snoop Dogg. Noah Lyles in der Tonight Show von NBC. Noah Lyles überall. Der Hype um den Sprintstar ist schon jetzt riesig, in Paris will der US-Amerikaner aber noch eine Stufe höher klettern. Denn: Ein Olympiasieg fehlt ihm noch in seiner Sammlung.

"Ich glaube fest daran, dass der Moment nicht größer ist als ich, der Moment wurde für mich geschaffen", sagt Lyles, der sich maximal unter Druck setzt und auf der lila Bahn im Stade de France vier Mal Gold anpeilt: "Je mehr Augen auf mich gerichtet sind, desto besser bin ich - zumindest sagt das mein Therapeut. Wenn die Fernsehkameras auf mich gerichtet sind und die Leute da sind, verliere ich nicht." 

In Tokio vor drei Jahren war das anders. Lyles, der sich nicht scheut, über seine Depressionen zu reden, wäre an der Corona-Pandemie fast zerbrochen. Das leere Stadion hemmte den heute 27-Jährigen. "Ich dachte nur: Das ist es nicht, das macht keinen Spaß, das ist nicht cool", erinnerte sich Lyles in Paris. So reichte es "nur" zu Bronze über 200 m, viel zu wenig, um eine Legende zu werden.

Und nicht weniger ist sein Ziel. Lyles will ein Vermächtnis hinterlassen. Wie einst Usain Bolt. Viele haben versucht, die riesige Lücke, die der Jamaikaner hinterlassen hat, zu füllen. Lyles könnte es tatsächlich schaffen, der Mann aus Florida bringt alles mit: Charisma, Charme, die Lust zur Show, flotte Sprüche - und eine bewegende Geschichte.

Allen Widerständen getrotzt

In der Highschool wurde Lyles oft gehänselt, er hatte eine Lernstörung, die Eltern ließen sich früh scheiden, seine Mutter Keisha zog ihn und den ebenfalls sprintenden Bruder alleine groß, nicht immer war genug Essen und Geld da. "Einmal wurde uns der Strom abgestellt", sagte Lyles. Hinzu kamen seine Depressionen.

Doch Lyles biss sich durch. Bei der WM im Vorjahr holte er drei Titel - über 100 und 200 m sowie mit der Sprintstaffel der USA. In Paris soll dazu noch Gold im Team über 4x400 m her. 

Weltverbands-Präsident Sebastian Coe nennt Lyles schon jetzt einen "absoluten Rockstar", der WM-Champion bringt das gewisse Extra mit, bei Meetings läuft er - wie Stars im Football oder Basketball - mit schrillen Outfits ein, der Sport ist für ihn eine Art Catwalk. Die Netflix-Serie "Sprint" machte ihn noch einmal berühmter. Der angestaubten Leichtathletik tut so ein schriller Typ gut, Lyles könnte die Sehnsucht nach einem Superstar stillen.

"Ich bin der Typ, der nicht nur auf der Bahn berühmt werden will. Ich möchte, dass die Leute mich auch in der GQ und in meiner Doku-Serie sehen und erkennen, dass ich ein cooler Typ bin", sagte Lyles über seine Ambitionen vor seinem ersten Auftritt in Paris am Samstag: "Medaillen sind der erste Schritt, denn dann werden die Leute auf dich aufmerksam. Dann kann man in verschiedene Richtungen gehen: Mode, Musik, Kunst."

Doch erst einmal muss Lyles in Paris über die 100 m Kishane Thompson schlagen, der Jamaikaner war im Vorfeld mit 9,77 Sekunden etwas flotter unterwegs als der Topfavorit (9,81). "Wenn ich bei diesen Spielen auf der größten Bühne der Welt antrete, sage ich mir: Ich habe die schwierigsten Phasen durchgemacht, war ganz unten, habe mich wieder hochgekämpft und die Schwächen behoben", sagte er: "Jetzt bin ich hier, stärker als jemals zuvor. Und wenn Noah Lyles rennt wie Noah Lyles, gibt es keinen anderen."