"Paris, ich komme": Lukas Dauser zwischen Goldtraum und Vaterfreuden
"Paris, ich komme", schrieb Dauser am Mittwochabend bei Instagram und sorgte damit für kollektives Aufatmen im deutschen Olympiateam. Der Barrenweltmeister, heißer Medaillenkandidat bei den Spielen, hat von den Ärzten und von Cheftrainer Valeri Belenki grünes Licht für die Reise an die Seine bekommen. "In den letzten Tagen habe ich super Fortschritte gemacht und den heutigen Belastungstest bestanden", schrieb Dauser.
Von einem medizinischen Wunder zu sprechen, wäre vielleicht etwas hochgegriffen, eine positive Überraschung ist Dausers Blitzheilung nach seiner Muskelverletzung aber allemal. Keine vier Wochen ist es her, dass ihn sein Oberarm plötzlich im Stich gelassen hatte. Die Ringe waren Dauser bei der nationalen Olympiaqualifikation in Rüsselsheim zum Verhängnis geworden.
Dauser wirkte geschockt, kurzzeitig völlig ratlos. Er verdrückte in der Turnhalle von Rüsselsheim ein paar bittere Tränen des Unglaubens - und schaltete dann schnell in den Kämpfermodus. Mit Erfolg. Aus der "leisen Hoffnung" auf ein Happy-End, die Dauser Ende Juni geäußert hatte, ist die Gewissheit geworden, dass es doch noch klappt mit den dritten Olympischen Spielen.
Der Dank gehe, so Dauser, an seine Physios und Ärzte, "die mit mir das scheinbar Unmögliche möglich gemacht haben". Nun gelte es, bis zur Qualifikation in Paris am 27. Juli weiter "Vertrauen in den Muskel" aufzubauen. Im Teamwettbewerb mit der deutschen Riege dürfte Dauser bereits gefragt sein - der Hauptfokus liegt aber ganz sicher auf dem Barrenfinale am 5. August.
Harter Kampf um die Goldmedaille
Ob der 31 Jahre alte Oberbayer nach der steinigen Vorbereitung dann bei 100 Prozent sein wird, bleibt abzuwarten. Das erwartete Duell mit Zou Jingyan aus China - Titelverteidiger und spätestens nach Dausers Verletzung auch Topfavorit am Barren - wird es zeigen.
Doch selbst wenn es nicht klappen sollte mit Olympiagold bei der wohl letzten Chance der Karriere: Um Dausers mentale Verfassung muss man sich keine allzu großen Sorgen machen. "Wir freuen uns riesig drauf, nach der Hochzeit im letzten Jahr noch mehr Familie aufzubauen", sagte er in der SWR-Doku "Turnen - 60 Sekunden Perfektion" über die bevorstehende Geburt des ersten Kindes.
"Die Lust auf das Leben danach wird größer", gestand Dauser, der gemeinsam mit Ehefrau Viktoria bereits das Kinderzimmer herrichtet - den Fokus in den kommenden Tagen aber auf den Sport richtet. Mit der Blitzheilung im Rücken will Dauser bei den Spielen ein vielleicht letztes Mal alles rausholen: "Es lodert in mir eine Flamme, mit der ich in Paris nochmal ein richtiges Feuerwerk zünden kann", sagte er.