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"Kugelsicher" auf Ski: Slalom-Ass Straßer und die Leichtigkeit des Seins

SID/Flashscore
Linus Straßer ist in dieser Saison im Dauer-Feiermodus.
Linus Straßer ist in dieser Saison im Dauer-Feiermodus.Profimedia
Nach seinem Sieg in Schladming ist Linus Straßer im Slalom der Mann der Stunde. Unter dem Beifall von zahlreichen Kontrahenten und Sympathisanten blieb der Deutsche ruhig und zeigte, dass er noch längst nicht am Ende seines Schaffens ist.

Der Ritterschlag für Linus Straßer kam von höchster Stelle - und machte den neuen deutschen Slalom-Star besonders stolz. "Wenn der Felix schon mal den Hut zieht...", sagte der König der Nacht und lachte im Schladminger Flutlicht selig zu Felix Neureuther hinüber, der seine orangefarbene Wollmütze vom Kopf gezogen hatte. Der erfolgreichste deutsche Slalom-Fahrer der Weltcup-Geschichte war längst nicht der einzige Gratulant nach Straßers nächstem Coup.

"Saustark! Chapeau, Linus", schrieb Rio-Weltmeister Bastian Schweinsteiger von der heimischen Couch auf Instagram, der zurückgetretene Abfahrtsstar Thomas Dreßen kommentierte: "Gratuliere, du geiler Typ!!!!!" Straßer saugte all das genau so genüsslich auf wie die Sektdusche bei der Siegerehrung. "Besser wird's nicht", sagte er, und: "Jetzt wird erstmal gefeiert!"

Aus gutem Grund: Der Mann, der sich am Planai-Stadion in die größte Apres-Ski-Hütte Europas stürzte, hatte mit seinem fünften Weltcup-Sieg gleich mehrfach Geschichte geschrieben: Das Doppel aus Kitzbühel und Schladming war vor ihm noch keinem Deutschen gelungen. Zwei Slalomsiege eines DSV-Athleten nacheinander - das gab es zuletzt durch Armin Bittner vor 34 Jahren. Außer Bittner gelang dies nur Neureuthers Vater Christian.

"Es ist unglaublich, das sind Momente fürs Leben", schwärmte Straßer. Sein Erfolgsgeheimnis? Die pure Leichtigkeit des Seins. "Mir fällt Skifahren im Moment sehr einfach", sagte der 31-Jährige, er fühle sich auf der Piste "bulletproof", kugelsicher. "Das Harte am Skifahren ist ja oft, sich auf die simplen Sachen zu konzentrieren", erläuterte er. Genau das, und das unterscheidet ihn von seinem jüngeren Ich, gehe ihm jetzt spielend leicht von der Hand.

Und das unter höchstem Druck. Erstmals in seiner Karriere ging Straßer am Mittwochabend als Führender ins Finale. Am Start bekam er noch mit, wie die Norweger den starken Lauf des vor ihm gefahrenen Timon Haugan feierten. "Ich wusste: Shit, jetzt muss ich Gas geben!" Das tat er - und wie! "Als Führender so cool geblieben, richtig gut", lobte Neureuther. "Die mentale und persönliche Entwicklung - er hat da noch mal einen Schritt gemacht", analysierte der BR-Experte, der auch den jungen, fahrigen Straßer kennt. Jetzt aber sei der Münchner "klar bei sich, das ist einfach gut".

Erfolg, weiß DSV-Alpinchef Wolfgang Maier, "basiert auch auf einem gewissen Selbstvertrauen" - und das hat Straßer derzeit im Übermaß. Bei noch sechs ausstehenden Saisonrennen (von zwölf) ist sogar der erste Slalom-Gesamtsieg seit jenem von Bittner 1990 möglich.

Vielleicht sollte Straßer dafür öfter mal zum Tanken fahren. Bei seinem ersten Schladming-Triumph 2022 traf er an der Zapfsäule auf ein paar Kärntner Fans, die ihn um ein Foto baten und ihm zuriefen: "Des g'winnst heit, Straßer!" Er sei zwar nicht abergläubisch, meinte Straßer, aber dieses Mal sei er wieder zu besagter Tankstelle gefahren. "Bissl ein Omen..." Die Fans traf er dort zwar nicht wieder, dafür aber auf dem Weg zum Rennen. Nächstes Selfie - nächster Sieg.