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Karim Benzema und Frankreich: Eine Geschichte von Licht und Schatten

Francois Miguel Boudet
Karim Benzema hat seine Karriere im Nationalteam beendet.
Karim Benzema hat seine Karriere im Nationalteam beendet.AFP
An seinem 35. Geburtstag, am Tag nach der Niederlage Frankreichs im WM-Finale gegen Argentinien, verkündete Karim Benzema seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft. Der Zeitpunkt passt zu seiner jahrelangen Beziehungskrise mit dem französischen Team.

„Ich habe hart gearbeitet und Fehler gemacht, um dort zu sein, wo ich heute bin, und ich bin stolz darauf! Ich habe meine Geschichte geschrieben und unsere geht zu Ende“, schrieb Benzema auf Twitter sowie auf Instagram und gab bekannt, nicht mehr das Trikot der französischen Nationalmannschaft zu tragen.

An seinem 35. Geburtstag beendete der Ballon d'Or-Gewinner von 2022, vielleicht nicht ganz zufällig, seine internationale Karriere – Stunden nachdem Frankreich ein episches, wenn auch verlorenes WM-Finale gegen Argentinien bestritten hatte.

Benzema verletzte sich wenige Tage vor dem Eröffnungsspiel der Les Bleus gegen Australien und wurde aus dem Turnier genommen, stand aber offiziell noch im WM-Kader.

Das jüngste Kapitel in einer Geschichte voller Pech und verpasster Chancen für einen Spieler, der dank seines Talents und seiner Intelligenz viele Jahre auf der internationalen Bühne hätte glänzen sollen.

Von Ernüchterung zur Erlösung

Während seiner gesamten Karriere war Benzema in der französischen Nationalmannschaft nie Liebling aller. Die Gründe reichen weit zurück.

Am 15. November 2006 traf Frankreich in einem Freundschaftsspiel auf Griechenland. Der damalige Trainer Raymond Domenech rief Benzema zusammen mit einem gewissen Gonzalo Higuain (35), geboren in Brest als Sohn argentinischer Eltern, an.

Zu dieser Zeit spielte Higuain bei River Plate und stand in fortgeschrittenem Verhandlungen mit Real Madrid, wo er im folgenden Jahr unterschrieb und ab 2009 Konkurrent von Benzema wurde. Am Ende entschied sich Higuain für die Albiceleste.

Spulen wir ein paar Jahre vor: Benzema und Frankreich befinden sich auf der Zielgeraden vor der Euro 2012 – dem ersten internationalen Turnier nach dem Fiasko der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika, bei der französische Spieler gemeutert hatten.

Benzema traf am 5. Juni in einem Freundschaftsspiel gegen Estland. Was er damals nicht wusste, er würde 16 Monate warten müssen, um sein nächstes (und 16.) Tor für Les Bleus zu erzielen. Unglaubliche 1222 torlose Minuten folgten.

Er wurde kritisiert, verspottet und sogar gehasst. Die fehlende Liebe zum Nationaltrikot warfen ihm extreme Rechte wegen seiner algerischen Wurzeln immer wieder vor. Unfairerweise wurde er mit den Problemen in Südafrika in Verbindung gebracht, wo er nicht einmal gespielt hatte. Nur wenige hätten gedacht, dass er einige Jahre später trotz der hervorragenden Ergebnisse des französischen Teams wieder in den Kader berufen wurde.

Doch Benzema erlöste sich. Am 19. November 2013 erzielte er Frankreichs zweites Tor im Rückspiel der WM-Qualifikation gegen die Ukraine (3:0). Bemerkenswerterweise war Frankreich im Hinspiel mit 0:2 geschlagen worden und qualifizierte sich nur durch dieses Comeback.

Es war der Beginn der Ära Didier Deschamps.

In Brasilien war der Stürmer von Real Madrid bei der Weltmeisterschaft mit drei Toren der beste Schütze seiner Mannschaft. Obwohl sie im Viertelfinale von Deutschland, dem späteren Sieger, ausgeschaltet wurde, leistete Frankreich Wiedergutmachung für Südafrika, und Benzema war Teil dieser Wiederauferstehung.

Aber die Erlösung endete 2015.

Benzema im Trikot der französischen Nationalmannschaft
Benzema im Trikot der französischen NationalmannschaftAFP

Sextapes und Skandale

Angesichts der EM 2016 auf heimischem Boden dürfte es schwierig gewesen sein, Benzema noch mehr zu motivieren, sein Crescendo mit der Nationalmannschaft fortzusetzen. Doch all diese Bemühungen kamen durch die Sextape-Affäre von Mathieu Valbuena (38) vollständig zum Stillstand.

Benzema wurde in eine schlammige Erpressungsgeschichte verwickelt, die erst im Juni 2022 mit einer einjährigen Bewährungsstrafe endete. Während Valbuenas internationale Karriere zu Ende war, kehrte Benzema in die Nationalmannschaft zurück ... sechs Jahre später.

Auf Druck der politischen Instanzen unter Führung von Premier Manuel Valls strichen Verbandspräsident Noel Le Graet und Deschamps den Stürmer für einige Zeit aus dem Team.

Aber anstatt sich zurückzuhalten, revanchierte sich Benzema, indem er in der Zeitschrift Marca behauptete, der Trainer habe nur wenige Tage nach dem Gewinn der Champions League "dem Druck rassistischer Elemente in Frankreich nachgegeben". Das schürte die Spannungen nur noch mehr.

Wie erwartet wurde er nicht in den Kader für die Europameisterschaft berufen, wo Frankreich im Finale gegen Portugal verlor.

Les Bleus gewannen die französischen Fans zurück, aber ohne Benzema.

Seine Leistungen auf Vereinsebene machten ihn jedoch weiterhin zu einem unübersehbaren Anwärter, und seine Anhänger forderten lautstark seine Rückkehr in die Nationalmannschaft.

Benzema stand auch bei der WM 2018 in Russland nicht im Kader. So verpasste er es, Weltmeister zu werden, als Frankreich im Finale Kroatien besiegte. Seine Kritik an Deschamps und auch an Olivier Giroud (36) über die sozialen Medien, hatte die Beziehungen weiter belastet.

Deschamps entschied sich jedoch, Karim den Weg zurück zu ebnen. Benzema feierte ein Comeback für die Euro 2020, die im vergangenen Sommer stattfand. Ein Comeback, das von vielen gefordert wurde, aber eines, das viele prominente Teamkollegen nicht begeisterte. Leider war es auch keine Traumrückkehr, da Frankreich im Achtelfinale gegen die Schweiz aus dem Turnier ausschied.

Benzema mit der Ballon d’Or-Trophäe.
Benzema mit der Ballon d’Or-Trophäe.AFP

Benzema wurde dieses Jahr ein würdiger Ballon d'Or-Gewinner, nachdem er aus dem Schatten von Cristiano Ronaldo (37) bei Real Madrid getreten war. Die Weltmeisterschaft in Katar rückte näher und ließ die Fans von einem Sturm mit Kylian Mbappé (24) träumen.

Doch Verletzungen prägten den Start in die Saison 2022/23 und zogen sich bis in die Turniervorbereitungen. In Katar gab sein Körper vor dem ersten Spiel auf. Seine Fans beschuldigten die französisches Teamärzte, die ihrerseits behaupteten, der Spieler habe den wahren Zustand seiner Fitness verschwiegen.

Frankreich zeigte ohne ihn eine gute Leistung und qualifizierte sich für das Finale.

In der Zwischenzeit postete Benzema rätselhafte Sätze wie „Ich bin nicht interessiert“ in den sozialen Medien, zusammen mit anderen kryptischen Nachrichten, genau wie dem Tweet, mit dem wir diesen Artikel begonnen haben, der am 19. Dezember, seinem 35. Geburtstag, veröffentlicht wurde.

Die Bedeutung der Meldungen ist nicht ganz klar. Genau wie seine internationale Karriere, die vieles versprach, aber nie richtig in Gang gekommen sind.